2. Johannesbrief

2Jo 1,6 D.Rappard Das ist die Liebe, daß wir wandeln nach seinen Geboten. 2. Joh. V. 6.

,,Dies ist mein Schmerz, dies kränket mich, daß ich nicht so kann lieben Dich, wie ich Dich lieben wollte." In diese Klage des frommen, alten Johannes Heermann haben schon unzählige Christen eingestimmt, und zwar gerade solche, die ihren Herrn herzlich liebten. Diesen aufrichtigen Herzen gibt der greise Apostel Johannes einen starken Trost und eine liebliche Weisung in dem Wort, das er jener auserwählten Frau und ihren Kindern schreibt. Es ist als wollte er sagen: Die echte Liebe ist nicht sowohl ein seliges G e f ü h l, das die Herzen bewegt, als ein gehorsames T u n des göttlichen Willens im täglichen Wandel.

Über unsere Gefühle können wir nicht verfügen, können keine Wallung der Liebe selbst hervorrufen. Aber wir können g e h o r c h e n. Der Wille ist der herrschende Trieb in uns. Auf die Richtung unseres Willens kommt es an. Es bewahrheitet sich das kühne Wort Fenelons: ,,Der Glaube und die Liebe liegen im Willen." Die Bezeugung der Liebe, die deinen Heiland am meisten erfreut, ist der Gehorsam. Bist du traurig über das geringe Maß der Liebe, das du empfindest, so gehe hin und suche mit doppelter Treue, J e s u W i l l e n z u t u n. Das ist wahre Liebe.

Herr, Du weißt alle Dinge; Du weißt, daß ich Dich liebe. Mehre diese Liebe in mir und gib mir Gnade, die Liebe mit der Tat zu beweisen.