1Jo 5,14
W.Nee
Dies ist die freudige Zuversicht, die wir zu ihm haben,
daß, wenn wir ihn um etwas nach seinem Willen bitten, er
uns erhört. 1. Johannes 5,14
Der Glaube kann nur im Bereich von Gottes Willen frei wirken.
Versuchen wir, Dinge zu tun, die nicht mit seinem Willen
übereinstimmen, dann mögen wir beten und flehen, im Glauben
handeln und alles Mögliche mehr tun, doch wir erreichen fast
gar nichts; Gott unterstützt uns nicht. Wenn wir Ziele
ansteuern, die wir eigenmächtig gewählt haben, dann nützt uns
der Glaube nichts, dann erfahren wir nur, daß selbst Berge
von Glauben nicht mal das kleinste Hindernis, auch nicht
ein senfkorngroßes, hinwegräumen können. Was wir aufgrund
unserer eigenen guten Absichten beginnen, dafür übernimmt
Gott keine Verantwortung. Seine Kraft verleiht er uns nur zu
dem, was seinem Willen entspricht. Wir müssen uns mit seinem
Willen ganz eins machen, dann dürfen wir auch bei den
schwersten Prüfungen freudige Zuversicht haben. Denn dann
»erhört er uns«.
C.O.Rosenius
Das ist die Freudigkeit, die wir zu Ihm haben, daß, so wir
etwas nach Seinem Willen bitten, so hört Er uns. 1. Joh.
5, 14.
Es ist ein schädlicher Mißbrauch des Gebetes, wenn ,,man
im Gebet am Worte vorbeigeht". Viele erflehen und glauben
etwas, was Gott nie verheißen hat. Das heißt den Herrn
versuchen und sich selbst betrügen! Jemand bittet Gott um
das tägliche Brot, ohne selbst arbeiten zu wollen, oder um
die Aufrechterhaltung seines geistlichen Lebens, ohne das
Wort Gottes benutzen zu wollen. Ein anderer bittet Gott um
Gnade zur Heiligung, während er noch unter dem Gesetz steht,
oder um Kraft zu Früchten des Glaubens, wenn er noch keinen
Glauben hat und noch nicht in Christus eingepfropft ist. Ein
dritter bittet um ein seliges Ende, obwohl er nie auf dem
Wege wandelte, der zum Leben führt - oder ,,um unbedingte
Erhörung" in solchen Dingen, bei denen es ungewiß ist, was
in den Augen des allweisen Gottes das nützlichste ist usw.
Alles solches ist nichts anderes, als den Herrn versuchen und
sich selbst betrügen. Der Glaube und das Gebet müssen immer
eine Verheißung von Gott haben, auf die sie sich gründen
können, sonst sind sie nichtig.
Andere dagegen haben Verheißungen und Zusagen von Gott über
Dinge, die sie wünschen, benutzen dieselben aber nicht,
bedenken sie nicht und nehmen Gott nicht beim Wort, sondern
gehen ohne Glauben und ohne Gebet einher; oder wenn sie auch
beten, so beten sie doch ohne Glauben an das Wort und beten
darum ,,in den Wind hinein", beten mit Unlust und Kälte. Das
ist zuweilen auch bei den redlichsten Gnadenkindern der Fall.
Höre drum: Erstens ist zu einem rechten Gebet des Glaubens
erforderlich, daß es nicht dein eigenes Unternehmen ist,
sondern sich mit dem Befehl und der Zusage Gottes deckt und
du zum Herrn sagst: ,,Du hast mir befohlen zu beten; ich tue
jetzt nur, was Du mir befohlen hast", - oder wenn du mit
David sprichst: ,,Mein Herz hält Dir Dein Wort vor: Ihr
sollt Mein Antlitz suchen! Darum suche ich auch, Herr, Dein
Antlitz; ich tue nur, was Du mir befohlen hast." - Zweitens
ist es erforderlich, daß du nicht nur vor Gott kommst mit
deinen eigenen Gedanken, deinem eigenen, trügerischen,
lügenhaften Urteil deines Herzens über Ihn, über Seine
Gesinnung und über Seine Antwort auf dein Gebet, sondern daß
du dich mit Seinen eigenen Worten wappnest, diese bedenkst
und sie Gott vorhältst: ,,Ich begehre nur, was Du mir
zugesagt hast, tue nur, wie Du gesagt hast, ja, tue nur nach
Deiner eigenen Natur und Lust. Du hast gesagt: Ich bin
gnädig, barmherzig, allmächtig und wahrhaftig; Meine Lust
ist, euch Gutes zu tun und Ich warte darauf, daß Ich ihnen
gnädig sei. Tue dann nach Deiner eigenen Natur und Lust und
nach Deiner Gesinnung!"
Ein solches Bild von Gott werden die Vernunft, das Gefühl
und der böse Feind deinem Herzen allerdings unaufhörlich
entreißen wollen, wenn du ihnen auch nur das geringste
einräumst. Darum ist hier oft ein harter Kampf notwendig, um
beim Wort bleiben zu können. Halte darum die Augen ohne den
geringsten Seitenblick fest aufs Wort gerichtet und denke so:
,,Ist es nicht wahr, was geschrieben steht, so ist es mir
einerlei, wie es mir geht". - Drittens ist es erforderlich,
daß du nicht mit deiner eigenen Würdigkeit oder in deinem
eigenen Namen zu Gott kommst, sondern deinen ,,Mittler" an
deine Statt stellst, an dem Gott Sein Wohlgefallen hat.
-Viertens endlich ist vonnöten, daß du dein Gebet so
vorträgst, daß deine Sache nicht von dir und deiner
Würdigkeit, sondern von Gott und Seiner Ehre abhängt, und
nicht dein Glaube, sondern Gottes Treue, nicht dein Gebet,
sondern die Wahrhaftigkeit Seiner Verheißungen die Probe
bestehen muß. Alles dies geschieht dadurch, daß man Gott
beim Worte nimmt oder, wie David sagt, ,,Ihm Sein Wort
vorhält".
Das war die Kunst der alten Glaubenshelden, wenn sie im Gebet
mit Gott gekämpft haben. Als der Patriarch Jakob sich in
Angst und Schrecken vor seinem Bruder Esau und der Ankunft
seiner Heere befand und nun den Herrn um Hilfe bat, sagte er:
,,Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak,
Herr, der du zu mir gesagt hast: Ziehe wieder in dein Land
und zu deiner Freundschaft, Ich will dir wohltun, errette
mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus!" Er
wollte dadurch Gott an Seine Verheißungen erinnern, die Er
diesen Vätern gegeben hatte, daß nämlich ihre Nachkommen
sehr zahlreich werden sollten. Die Erfüllung hing nun von
der Errettung Jakobs und seiner Kinder ab; denn wenn sie
vernichtet würden, wie wäre dann die Verheißung erfüllt
worden? Zugleich aber liegt darin der Gedanke: Wenn ich auch
unwürdig bin, so denke doch daran, daß ich der Sohn Deiner
Diener Abraham und Isaak bin, die Du ja liebhast. - Weiter
sagt er: ,,Der Du zu mir gesagt hast: Ziehe wieder in dein
Land und zu deiner Freundschaft, Ich will dir wohltun", was
soviel heißt wie: Du selbst hast mir befohlen, diese Reise
anzutreten, darum mußt Du für mich sorgen, denn Du hast mir
versprochen, daß ,,Du mir wohltun willst". Nun, Herr, kommt
es auf die Wahrheit Deiner Worte an; denn wenn Esau uns
vernichtet, wie wird dann die Verheißung erfüllt: ,,Ich will
dir wohltun"? Gerade als wollte er sagen: Es bedeutet nicht
viel, ob ich vernichtet werde; aber, was wird dann aus Deiner
Verheißung, Deiner Wahrhaftigkeit, Deinem Namen und Deiner
Ehre?
Der es im Ernst befohlen,
Die Gaben abzuholen,
Der kann uns nichts versagen,
Wenn wir's im Glauben wagen.
Er will uns durch's Verheißen
Aus allem Zweifel reißen;
Die Wahrheit kann nicht lügen,
Die Treue kann nicht trügen.