1Jo 4,10
W.MacDonald
»Hierin ist die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt haben,
sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat
als eine Sühnung für unsere Sünden.« 1. Johannes 4,10
Liebe ist die Eigenschaft Gottes, die Ihn mit grenzenloser
Zuneigung andere überhäufen läßt. Seine Liebe offenbart
sich, indem Er den Geliebten gute und vollkommene Gaben
schenkt.
Wir können nur einige von unzähligen Versen anführen, die
von dieser Liebe reden! »Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich
geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte«
(Jeremia 31,3). »Gott aber erweist seine Liebe gegen uns
darin, daß Christus, als wir noch Sünder waren, für uns
gestorben ist« (Römer 5,8). »Gott aber, der reich ist an
Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er
uns geliebt hat...« (Epheser 2,4). Und natürlich den
bekanntesten von allen: »Denn also hat Gott die Welt
geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß
jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges
Leben habe« (Johannes 3,16). Wenn Johannes sagt: »Gott ist
Liebe« (1. Johannes 4,8), dann definiert er damit nicht
Gott, sondern betont, daß Liebe ein Schlüsselelement des
göttlichen Wesens ist. Wir beten nicht die Liebe an, sondern
den Gott der Liebe.
Seine Liebe hatte keinen Anfang und kann auch kein Ende
haben. Sie ist grenzenlos in ihrer Ausdehnung. Sie ist
absolut rein, ohne die geringste Spur von Selbstsucht oder
einer anderen Sünde. Sie ist opferbereit und fragt nicht
nach den Kosten. Sie sucht nur das Wohlergehen der anderen
und ist nicht auf Gegenleistungen aus. Sie wendet sich den
Unbeliebten ebenso zu wie den Beliebten, Feinden ebenso wie
Freunden. Sie hat ihre Quelle nicht in der Anziehungskraft
derer, die sie empfangen, sondern allein in der Güte dessen,
der sie erweist.
Die praktischen Konsequenzen dieser erhabenen Wahrheit liegen
auf der Hand. »Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte
Kinder« sagt Paulus, »und wandelt in Liebe, gleichwie auch
der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben
hat« (Epheser 5,1.2a). Unsere Liebe sollte zu Gott
emporsteigen, sich unseren Geschwistern zuwenden, und in
die unerrettete Welt hinausfließen.
Die Betrachtung Seiner Liebe sollte uns auch zu tiefster
Anbetung anleiten. Während wir Ihm zu Füßen fallen, müssen
wir immer wieder sagen:
Wie Du mich lieben kannst, wie Du es tust,
Und gleichzeitig der Gott sein, der Du bist,
Das ist Dunkelheit für meinen Verstand,
Aber Sonnenschein für mein Herz.
W.MacDonald
»Geliebte, wenn Gott uns also geliebt hat, so sind auch wir
schuldig, einander zu lieben.« 1. Johannes 4,10
Wir dürfen uns Liebe nicht als ein unkontrollierbares und
unberechenbares Gefühl vorstellen. Gott gebietet uns, daß
wir lieben sollen, und das wäre völlig unmöglich, wenn Liebe
irgendeine schwer faßbare, gelegentliche Stimmung wäre, die
kommt und geht wie eine gewöhnliche Erkältung. Liebe bezieht
auch unsere Gefühle mit ein, ist aber weit mehr eine Sache
des Willens als der Gefühle.
Wir müssen uns auch vor der Vorstellung hüten, daß sich Liebe
ausschließlich auf eine Welt von Traumschlössern bezieht, und
nicht viel mit dem Einerlei und den Kämpfen des Alltags zu
tun hat. Für jede Stunde Mondschein und Rosen gibt es Wochen
von Putzlappen und schmutzigem Geschirr.
Mit anderen Worten: Liebe ist äußerst praktisch. Wenn bei
Tisch beispielsweise eine Schale mit Bananen herumgereicht
wird, und eine davon hat schwarze Flecken, dann nimmt die
Liebe diese. Die Liebe putzt das Waschbecken und die
Badewanne nach der Benutzung. Die Liebe ersetzt die
aufgebrauchte Rolle Toilettenpapier, so daß die nächste
Person nicht in Schwierigkeiten kommt. Die Liebe dreht
das Licht aus, wenn es nicht gebraucht wird. Sie hebt
das zerknüllte Tempotaschentuch auf, anstatt einfach
darüberzugehen. Sie füllt Öl und Benzin nach, bevor sie
ein ausgeliehenes Auto zurückgibt. Die Liebe leert den
Mülleimer, ohne erst darum gebeten zu werden. Sie läßt
Menschen nicht warten. Sie bedient erst die anderen, dann
sich selbst. Sie kümmert sich um ein quengeliges Baby und
nimmt es mit hinaus, damit die Versammlung nicht gestört
wird. Die Liebe spricht laut, so daß auch Schwerhörige
verstehen können. Und die Liebe arbeitet, um Mittel zu
haben, die sie mit anderen teilen kann.
Die Liebe hat einen Saum an ihrem Gewand Der bis in den Staub
hinabreicht - Sie kann die Schmutzflecken der Straßen und
Gassen erreichen, Und weil sie es kann, muß sie es auch.
Sie darf sich nicht nur auf dem Berg ausruhen; Sie muß
hinuntergehen ins Tal; Denn sie kann für sich nicht Ruhe
und Frieden finden Bis sie die, die versagt haben, neu
belebt hat.