1Jo 3,20
W.MacDonald
»Daß... Gott... alles kennt.« 1. Johannes 3,20
Die Allwissenheit Gottes bedeutet, daß Er vollkommenes Wissen
über alles besitzt. Er hat niemals gelernt und kann niemals
lernen. Eine der großen Stellen über dieses Thema ist Psalm
139,1-6, wo David schreibt: »Herr, du hast mich erforscht
und erkannt. Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du
verstehst mein Trachten von fern. Mein Wandeln und mein
Liegen - du prüfst es. Mit allen meinen Wegen bist du
vertraut. Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge -
siehe, Herr, du weißt es genau. Von hinten und von vorn hast
du mich umschlossen, du hast deine Hand auf mich gelegt. Zu
wunderbar ist die Erkenntnis für mich, zu hoch: Ich vermag
sie nicht zu erfassen.«
In Psalm 147,4 erfahren wir, daß Gott die Menge der Sterne
zählt und sie alle mit Namen nennt. Wir staunen noch mehr
darüber, wenn uns beispielsweise Sir James Jeans sagt, daß
»die Gesamtzahl der Sterne im Universum wahrscheinlich in
der Größenordnung der Gesamtzahl der Sandkörner aller
Meeresküsten der Welt ist«.
Unser Herr erinnerte Seine Jünger daran, daß nicht ein
Sperling zur Erde fällt, ohne daß unser himmlischer Vater
es weiß. Und in der gleichen Stelle sagt Er, daß sogar die
Haare unseres Hauptes alle gezählt sind (Matthäus 10,29.30).
Es ist klar, daß »alles bloß und aufgedeckt ist vor den
Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben« (Hebräer 4,13),
was uns mit Paulus ausrufen läßt: »O Tiefe des Reichtums,
sowohl der Weisheit, als auch der Erkenntnis Gottes! Wie
unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine
Wege!« (Römer 11,33).
Die Allwissenheit Gottes ist auch von großer praktischer
Bedeutung für unser Leben. Sie ist einerseits eine Warnung.
Gott sieht alles, was wir tun. Wir können nichts vor Ihm
geheimhalten.
Sie ist andererseits aber auch ein Trost. Er weiß, was wir
durchmachen, wie Hiob sagt: »Denn er kennt den Weg, der
bei mir ist« (Hiob 23,10). Er zählt unser Umherirren und
registriert unsere Tränen in Seinem Buch (Psalm 56,8).
Und sie ist auch eine Ermunterung für uns. Er wußte alles
über uns und hat uns dennoch errettet. Er weiß, was wir bei
der Anbetung und im Gebet für Gefühle haben, auch wenn wir
sie nicht ausdrücken können. Und schließlich ist auch ein
großes Wunder mit ihr verbunden. Obwohl Gott allwissend ist,
kann Er die Sünden vergessen, die Er vergeben hat. David
Seamands sagte dazu: »Ich weiß nicht, w i e die göttliche
Allwissenheit vergessen kann, aber ich weiß, d a ß sie
vergißt.«
C.O.Rosenius
So uns unser Herz verdammt, so ist Gott größer als unser Herz
und erkennt alle Dinge. 1. Joh. 3, 20.
Beachte die Worte: ,,Gott erkennt alle Dinge!" Er wird darum
ein anderes Urteil als unser Herz fällen. Wie das verstanden
werden soll, werden wir jetzt sehen.
Jesus sagt, daß ,,Sein Leib und Blut für uns dahingegeben
wurden." Wenn du recht glauben und bedenken könntest, was es
bedeutet, daß der Sohn Gottes Seinen Leib und Sein Blut für
uns gegeben hat, dann würdest du anheben, vor lauter Freude
zu rufen und zu sagen: ,,Alle Sünden sind dagegen wie ein
Nichts, kaum wie ein Funke gegen das große Meer." Und gerade
so sieht es der Herr beständig. Im Himmel wird das Blut
Christi stets in hohen Ehren gehalten, da gilt es mehr als
die ganze Welt. Wir dagegen haben so jämmerliche Herzen, die
keinen Augenblick das behalten und bedenken können, was doch
größer als die ganze Welt ist. Vor unseren finsteren und
gebrechlichen Herzen ist das Blut Christi von ganz geringem
Wert, vor Gott aber ist es beständig von einem unermeßlichen
und unaussprechlichen Wert. Das weiß Jesus, darum konnte Er
sagen: ,,Wer gewaschen ist, der ist ganz rein, und ihr seid
rein." Du und ich können es nicht recht glauben, Christus
aber glaubt vollkommen, daß Sein Blut gilt; darum kann Er
so urteilen, wie wir jetzt gesehen haben. Bedenkst du dies
recht, dann wirst du selbst in deiner allerärgsten Sündennot
zu Gott sagen können: ,,Heiliger Vater! Wenn Du mich jetzt
verwerfen willst, dann mußt Du zuerst Deinen geliebten Sohn,
Seinen Leib und Sein Blut verwerfen, welches Du als Lösegeld
für mich angenommen hast. Du kannst mich nicht verwerfen,
solange Du das Lösegeld für gültig erklärst."
Dies ist auch der eigentliche Grund, weshalb die Gnade
unveränderlich ist. Johannes sagt: ,,Gott erkennt alle
Dinge." Er weiß alles. In Luk. 22 ist zu lesen, daß
Christus vorher wußte, daß Petrus fallen und Ihn verleugnen
würde. Wenn nun dieses Gebrechen des Petrus für Ihn ein
Grund gewesen wäre, ihn zu verwerfen, dann hätte Er es schon
zuvor getan und wäre ihm nicht einen Augenblick gnädig
gewesen, denn Er kannte ja von Anfang an alle seine
Gebrechen. Er glaubte keinen Augenblick etwas Besseres
von ihm. Es ist darum ein Gedankenirrtum bei uns, wenn wir
meinen, daß Gott in diesem oder jenem Augenblick unsere
Sünden zu sehen bekäme. Er hat sie doch alle von Anfang
an gesehen. Er sieht in einem Augenblick alles, was in uns
wohnt, alles Böse, was unser ganzes Leben hindurch ausbrechen
wird. Würde Er uns je deswegen verwerfen oder unser müde
werden, dann würde Er nie mit uns angefangen haben, uns zu
erretten, uns zu sich zu ziehen und uns zu begnadigen. Er
weiß, daß wir zu allen Stunden, in den besseren wie in den
ärgeren, dieselben sind. Bei einem Christen sind zwei
Naturen, das Fleisch und der Geist, die immer gegeneinander
streiten. Dann tritt zu einer Stunde der Geist so herrlich
hervor, daß man kaum etwas vom Fleische, sondern nur Leben,
Frieden, Liebe und Gottesfurcht merkt. Zu einer anderen
Stunde dagegen treten das Fleisch und der Teufel so gräßlich
hervor, daß man kaum etwas vom Geist merkt. Wer konnte in
jener Sichtungsstunde bei Petrus etwas vom Geist erblicken?
In einem anderen Augenblick trat dagegen der Geist hervor,
als Petrus ,,hinausging und bitterlich weinte". Nun,
Christus weiß stets, daß wir in all diesen Wechseln dennoch
dieselben sind; Er läßt sich nicht irreleiten. In dem
Augenblick, in dem Petrus sich in Gethsemane so stark und
treu zeigt, weiß Christus doch, daß er an demselben Abend
fallen wird; und in dem Augenblick, in dem er fällt, weiß
Christus doch, daß Petrus im Herzen, im Geist derselbe treue
Freund ist. In welcher Stunde sollte Er ihn dann verwerfen?
Dies zu bedenken, gehört zu ,,der heimlichen Weisheit", um
die wir den Herrn bitten dürfen.
Aber noch einmal: ,,Gott erkennt alle Dinge." Christus sagt,
daß die gleichen gebrechlichen Jünger, die Ihn in der Stunde
der Sichtung verließen, einst im Himmel sein, auf ihren
Stühlen sitzen und mit Ihm die zwölf Geschlechter Israels
richten werden. Dann wird ihnen weder eine Sünde noch ein
Gebrechen ankleben. Christus weiß, wie wir einst die
unendliche Ewigkeit hindurch ganz rein, herrlich und schön,
voller Liebe und Heiligkeit sein werden, Ihm zu einem
unendlichen Lob. Nun denke ich, wie auch ein älterer Lehrer
schreibt, daß wir mit aller Vertröstung zu Ihm sagen können:
,,O, mein lieber Gott! Ich bitte Dich, daß du in dem
Augenblick, in dem ich falle, mich in dem Zustand ansehen
wolltest, in dem ich einst im Himmel sein werde, wo ich in
keiner Weise gegen Dich sündigen, sondern Dich unendlich
loben und lieben werde. Willst Du mich so betrachten, wie
ich auf Erden bin, dann findest Du einen Sünder, der Dir
jeden Tag, jede Stunde mit Sünde zuwiderhandelt. Betrachtest
Du mich aber im Paradiese, dann siehst Du einen Heiligen, der
die unendliche Ewigkeit verbringt, ohne Dir ein einziges Mal
zuwiderzutun, sondern der Dich beständig und vollkommen liebt
und preist."
Möchte die unaussprechliche Gnade die Herzen aller Gläubigen
so einnehmen, erfreuen und stärken, daß sie nichts Höheres
lieben als diesen lieben, milden Heiland, dann wird diese
Liebe die rechte Heiligungsquelle und Kraft sein. Gott
stärke und mehre uns um Seiner Liebe willen den Glauben und
die Liebe!
So wie ich bin - in dieser Stund,
So kalt und tot und bös im Grund,
Zu finden, was mir fehlet hier,
In sel'gem Überfluß bei Dir,
Komm ich, O Gottes Lamm!
So wie ich bin, hast Du mich lieb,
Du kauftest mich aus freiem Trieb,
Obwohl Du wußtest, wie ich war,
Da meine Schuld Du trugst fürwahr,
O liebes Gotteslamm!