1Jo 3,10
W.MacDonald
»Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des
Teufels: Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus
Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt.« 1. Johannes 3,10
Vor Jahren gab es in fast jeder Familie ein großes
prachtvolles Familienalbum, das im Wohnzimmer stand. Es
hatte einen wattierten Ledereinband, mit Gold eingelegt.
Die Seiten waren aus steifem, glänzendem Papier, das mit
Blumenmustern übersät war und an den Rändern Goldschnitt
hatte. Und auf jeder Seite waren ausgeschnittene Felder,
in die Photographien gesteckt wurden.
Wenn sich Gäste dieses Album ansahen, dann sagten sie oft:
»Ach, Heinrich sieht aber doch genau aus wie sein Großvater!«
oder: »An Sophie sieht man wirklich die Familienähnlichkeit.«
Der erste Brief des Johannes erinnert mich an ein solch altes
Familienalbum, weil er jene beschreibt, die Mitglieder
der Familie Gottes sind und welche die entsprechende
Familienähnlichkeit haben. Nur geht es hier um geistliche
und moralische Ähnlichkeit und nicht um Gesichtszüge oder
Körperbau.
In mindestens achtfacher Hinsicht sind sich Christen
geistlich gesehen ähnlich. Zunächst einmal sagen sie alle
dasselbe über Jesus. Sie bekennen, daß Er der Christus ist,
das heißt, der Messias oder der Gesalbte (s. Kap. 4,2;
5,1). Für sie ist Jesus und der Christus ein und dieselbe
Person.
Alle Christen haben Gott lieb (s. Kap. 5,2). Selbst wenn
diese Liebe oft schwach und schwankend sein mag, so gibt
es doch keinen Augenblick, in dem ein Gläubiger nicht zum
Angesicht Gottes aufsehen und sagen könnte: »Du weißt, daß
ich dich liebe.«
Alle Christen lieben auch ihre Brüder (s. Kap. 2,10;
3,10.14; 4,7.12). Das ist das Kennzeichen aller, die vom
Tod zum Leben hindurchgedrungen sind. Weil sie Gott
lieben, lieben sie auch die, die aus Gott geboren sind.
Kennzeichnend für diejenigen, die Gott lieben, ist auch, daß
sie Seine Gebote halten (s. Kap. 3,24). Ihr Gehorsam kommt
nicht aus der Furcht vor Strafe, sondern aus der Liebe zu
dem Gott, der Sein Ein und Alles für uns hingegeben hat.
Christen praktizieren keine Sünde (s. Kap. 3,6.9; 5,18).
Es stimmt zwar, daß sie einzelne sündige Taten begehen, aber
die Sünde ist nicht die be- stimmende Macht in ihrem Leben.
Ihr Handeln ist zwar nicht ohne Sünde, aber sie sündigen
weniger.
Die Mitglieder der Familie Gottes üben Gerechtigkeit (s.
Kap. 2,29; 3,7). Es ist also nicht nur so, daß sie nicht
gewohnheitsmäßig sündigen, das wäre ja bloß ein negatives
und passives Verhalten. Vielmehr wenden sie sich anderen
Menschen zu und tun Taten der Gerechtigkeit, das ist positiv
und aktiv.
Das siebte Kennzeichen für die Familienmitglieder Gottes ist,
daß sie nicht die Welt lieben (s. Kap. 2,15). Sie haben
erkannt, daß die Welt ein System ist, das der Mensch im
Widerstand gegen Gott aufgebaut hat, und daß man automatisch
ein Feind Gottes wird, wenn man ein Freund der Welt ist.
Und schließlich überwinden die Christen die Welt durch ihren
Glauben (s. Kap. 5,4). Sie sehen durch die Scheinwelt der
vergänglichen Dinge hindurch auf die Dinge, die ewig sind.
Sie leben für die Dinge, die nicht sichtbar sind.