1Jo 3,1
C.H.Spurgeon
,,Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß wir
Gottes Kinder sollen heißen! Darum kennt euch die Welt nicht,
denn sie kennt Ihn nicht. Meine Lieben, wir sind nun Gottes
Kinder."
1 Joh. 3, 1. 2.
Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt! Schaut zu,
was wir gewesen sind, und wie wir selber uns jetzt noch
vorkommen, wenn die Sünde sich in uns regt und mächtig werden
will, und verwundert euch über eure Begnadigung! Dennoch heißen
wir ,,Gottes Kinder." Was ist doch die Kindschaft für eine
innige Verwandtschaft, und welche herrlichen Vorrechte schließt
sie in sich! Welche Sorgfalt und Zärtlichkeit hat der Sohn beim
Vater zu erwarten, und welch eine Liebe fühlt der Vater zu dem
Sohn! Aber das alles und noch mehr besitzen wir nun durch
Christum Jesum. Die zeitliche Erniedrigung und Schmach unsers
leidenden erstgebornen Bruders gereicht uns zur Ehre: ,,Darum
kennet uns die Welt nicht, denn sie kennet Ihn nicht." Wir
bleiben gern unbeachtet mit Ihm in seiner Erniedrigung, denn wir
werden mit Ihm erhöht werden. ,,Meine Lieben, wir sind nun
Gottes Kinder." Das ist leicht gelesen, aber nicht so leicht
gefühlt. Wie steht's heute mit deinem Herzen? Schwebst du etwa
in der tiefsten Nacht des Kummers? Regt sich das Verderben in
deinem Herzen, und glimmt die Gnade nur noch wie ein armer
zertretener Funke in deiner Seele? Will dir der Glaube
zerrinnen? Fürchte dich nicht, weder deine Gnadenerfahrungen,
noch deine Empfindungen sind der Quell deines innern Lebens; du
mußt einzig vom Vertrauen auf Christum dich nähren. Wenn sich
alles gegen uns erhebt, dennoch sind wir nun - mitten im tiefsten
Kummer, im Tal wie auf dem Berge ,,Geliebte, - so sind wir
nun Gottes Kinder." ,,Ach," erwiderst du, ,,siehe, wie ich
gekleidet bin! Mein Tugendschmuck ist nicht schön; meine
Gerechtigkeit strahlt nicht in herrlichem Licht." Aber so lies
denn, was folgt: ,,Und ist noch nicht erschienen, was wir sein
werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir Ihm
gleich sein werden." Der Heilige Geist wird unsern Sinn läutern,
und die Kraft Gottes wird unsern Leib verklären; alsdann
,,werden wir Ihn sehen, wie Er ist."
,,Hier Gottes Kinder, und dort Erben
Als Jesu Christi Eigentum!
O, laßt uns werben um diesen Ruhm!"
C.Eichhorn
Ein Gotteskind, der höchste Stand
Sehet, welch eine Liebe bat uns der Vater erzeiget, daß
wir Gottes Kinder sollen heißen! 1. Joh. 3, 1
Der alte Apostel Johannes ist aufs tiefste ergriffen von
dieser erhabenen Tatsache. Er war schon viele Jahre im
Besitz und Genuß der Gotteskindschaft, aber sie ist ihm
nichts Alltägliches geworden, seine Seele wird immer neu von
Anbetung und Staunen ergriffen, wenn er an die herablassende
Liebe Gottes denkt. Er möchte, daß allen Menschen die Augen
aufgehen für diese unendliche Liebe. Vor allem aber sollen
die Gläubigen sie immer neu beherzigen, darum ruft er aus:
Seht; macht die Augen weit auf! Er sagt nicht: seine Kinder,
sondern Gottes Kinder, also Kinder des Allmächtigen, des
Höchsten, des unumschränkten Herrschers der ganzen
geschaffenen Welt. Ihm dürfen wir so nahestehen wie Kinder
dem Vater. Er erbarmt sich über uns, er sorgt für uns,
pflegt und ernährt, behütet und beschützt uns wie ein Vater
seine Kinder. Wer dem Kind etwas zuleide tut, der greift dem
Vater nach dem Augapfel. Wer sie ängstet, der ängstet ihn
auch (Jesaja 63, 9). Es gibt keine höhere Würde auf Erden
und keinen vornehmeren Stand, als ein Gotteskind zu heißen.
Und wer es ist, der hat Vorrechte und genießt Vorzüge, die
gar nicht auszusagen sind. Er darf Gott allezeit nahen, ihm
alles sagen, was ihn drückt und beschwert, und der Vater hört
sein Kind, er verschmäht das arme Bitten nicht, das im Namen
Jesu zu ihm aufsteigt. Ein Gotteskind steht unter der ganz
speziellen Fürsorge des Vaters, und diese Fürsorge erstreckt
sich bis ins Kieinste: die Haare auf dem Haupte sind alle
gezählt. Es scheint oft, als sei ein Gotteskind der
Spielball fremder, sogar finsterer Gewalten. Doch in
Wahrheit befindet es sich einzig und allein unter der Pflege,
Aufsicht und Zucht seines himmlischen Vaters. Alle Leiden
sind Erziehungsmittel der liebevollen göttlichen Weisheit.
Auch die Anläufe Satans müssen Gotteskinder nur noch mehr in
die Arme ihres himmlischen Vaters treiben. Unter den Stürmen
wird das Feuer der Liebe zu Gott um so mehr angefacht. Was
gegen sie anprallt, bewirkt nur, daß sie sich um so fester
gründen und tiefer wurzeln in dem Boden der ewigen Liebe.
Für Gotteskinder gibt es kein Unglück. Alles muß ihnen zum
Besten dienen oder mitwirken, daß sie ihr großes und
herrliches Ziel erreichen. Gotteskinder dürfen auch einst
erben, ihren reichen Gott beerben. Eigentlich ist Jesus,
der Sohn Gottes, der Erbe. Ihm hat Gott alles, was er
hat, übergeben. Und die Söhne Gottes sind Miterben des
eingeborenen Sohnes. Ein Gotteskind heißen und sein dürfen,
ist das Höchste, was es gibt. Wie wird der Mensch durch die
Liebe geadelt, und wie wird er durch den Weltsinn und die
Sünde erniedrigt! "Ohne Gott ankerlos - mit Gott reich und
groß!" Unselige Blindheit, die an diesem Glück vorbeistürmt!
Wohl dem, dessen Auge sich hierfür öffnet! Wohl dem, der
diese einzige kostbare Perle in seinen Besitz bringt und
treu bewahrt!