2Petr 2,1
C.H.Spurgeon
Wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die
nebeneinführen werden verderbliche Parteiungen und
verleugnen den HErrn. 2 Petr. 2, 1.
Die verderblichsten Irrlehrer, welche je den Glauben Gottes
verkehrt haben, haben zuerst kleine Irrtümer vorgebracht, aber
zuletzt sich ganz von der Wahrheit entfernt. Deswegen, ihr
Lieben, nehmt euch wohl in acht! Wenn ihr einem einzigen Irrtum
Raum gebt, so könnt ihr nicht sagen, wie weit ihr gehen werdet.
"Haltet an dem Vorbild der heilsamen Lehre," denn der Irrtum
in der Lehre führt zum Irrtum im Wandel. Wer etwas Falsches
glaubt, wird auch bald falsch handeln. Der Glaube hat einen
großen Einfluß auf unser Verhalten. Wie der Glaube eines
Menschen ist, so ist auch der Mensch selbst.
Aber nicht nur um euer selbst willen haltet fest an der
heilsamen Lehre, sondern auch um der Kirche willen. Wollt ihr
das Wohlergehen und den Frieden der Kirche Christi, so haltet
fest an der gesunden Lehre.
Was ist die Ursache der Trennungen, der Streitigkeiten in der
Kirche? Der Fehler liegt nicht in der Wahrheit, sondern im
Irrtum. Wäre immer völlige und beständige Reinheit in der
Kirche gewesen, so wäre auch völliger und beständiger Friede in
ihr gewesen. Wenn in einem Sturm die Anker losreißen, so stoßen
die Schiffe gegeneinander und tun einander großen Schaden.
Genauso haben die verschiedenen Abteilungen der Kirche einander
großen Schaden getan, weil ihre Anker nicht fest gewesen sind.
Wären sie bei der Wahrheit geblieben, so wären keine unnützen
Streitigkeiten entstanden; denn Streitigkeiten entstehen aus
Irrtümern.
Der Lauf des Evangeliums ist gewaltig gehemmt worden durch die
Irrtümer seiner Verkündiger. Ich wundere mich nicht, wenn ich
sehe, daß ein Jude nicht an das Christentum glauben will, weil
der Jude selten das Christentum in seiner Schönheit und
Reinheit erblicken kann. Was hat der Jude jahrhundertelang vom
Christentum denken müssen? Antwort: Es sei reine Abgötterei. Er
hat die Römischen vor Holz und Stein niederknien sehen; er hat
sie gesehen, wie sie vor der Maria und allen Heiligen sich
niederwerfen. Der Jude sagte, dies ist meine Losung: "Höre
Israel, der Herr, dein Gott, ist unser Gott; ich kann kein
Christ werden, denn die Verehrung Eines Gottes ist ein
wesentlicher Teil meiner Religion." Und so haben auch die
Heiden sich an den Christen geärgert und sich geweigert, die
christliche Lehre anzunehmen. Deswegen, wenn ihr wollt, daß
Sünder sich bekehren, daß die Auserwählten Gottes eingesammelt
werden, so haltet fest an der Wahrheit, haltet fest an dem
Vorbild der heilsamen Lehre, im Glauben und Liebe gegen Jesum
Christum.
Wer die Wahrheit festhält, wird schließlich schneller wachsen
als der, welcher von einer Lehre zur andern abspringt. Wie
viele geistliche Wetterfahnen gibt es jetzt in der Welt.
Manche Leute hören morgens einen Prediger und sagen: "O, es
ist herrlich gewesen!" Abends hören sie wieder einen andern:
"O, das ist ebensogut;" obgleich einer dem anderen widerspricht.
Die vielgerühmte Liebe unserer Zeit ist von der Art, daß man
glaubt, Lügen und Wahrheit seien gleich gut; daher sich Lügen
und Wahrheit einander begegnen und küssen; daher wird auch der,
welcher Wahrheit redet, für einen blinden Eiferer gehalten, und
die Wahrheit hat aufgehört, ehrenwert zu sein in der Welt. Eine
solche schrankenlose Liebe aber ist eine falsche. Darum haltet
fest an dem Vorbild der heilsamen Lehre, durch welche allein
wir wachsen können im geistlichen Leben.
Ch.Spurgeon
"Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch
unter euch falsche Lehrer sein werden." 2. Petrus 2,1
"Vor Fälschungen wird gewarnt!" Man liest oft in der Zeitung
eine solche Warnung, und ihr könnt nichts Besseres tun,
als sie euch merken. Hütet euch vor Verfälschungen des
Evangeliums, und zwar ganz besonders vor der Fälschung, die
Priester an die Stelle Christi setzt, wo gelehrt wird,
anstatt an das Blut der Versöhnung an den Priester zu
glauben. Man braucht nur ein wenig hinzusehen, um die
Fälschung zu entlarven.
Hütet euch vor der falschen Weisheit, die sich oft den
Anschein von Wissenschaftlichkeit gibt. Man stellt
Vermutungen auf und weist auf vermeintliche Tatsachen hin,
um diese zu stützen. Eine Zeitlang schwören die Gelehrten
auf die neue Ansicht, und man sagt euch, daß ihr euch nicht
dem Fortschritt der Wissenschaft und dem Geist der Zeit
entgegenstellen dürft. Aber schon nach kurzer Zeit wird die
neuste Ansicht durch eine noch neuere vom Thron gestoßen.
Die Weisheit von gestern erweist sich als Torheit, und sie
dient der "unfehlbaren" Weisheit von heute als Hintergrund.
Diese wird aber bald demselben Schicksal verfallen wie ihre
Vorgängerin. Wir wollen gewiß die Erkenntnis nicht
verachten, sondern nach ihr wie nach einem verborgenen Schatz
suchen; aber wir wollen uns keineswegs durch unbewiesene
Theorien zum Narren halten lassen.
Hütet euch auch vor falscher Frömmigkeit, einer Frömmigkeit,
die den Kampf gegen den Feind aufgegeben hat, die nichts von
dem innewohnenden Verderben weiß, die keine Übertretungen
zu bekennen hat, die der Wachsamkeit und der Sorge um das
Seelenheil nicht zu bedürfen glaubt. Es ist leicht, ein
Scheinvermögen anzusammeln, indem man Papiere kauft, die
nur einen Scheinwert besitzen; und es ist leicht, in den
Ruf großer Frömmigkeit zu kommen, wenn man vorübergehende
Regungen für Tatsachen und Einbildung für Wirklichkeit nimmt.
Möge uns der Heilige Geist lehren, das Echte vom Unechten,
das Wahre vom Falschen zu unterscheiden!