1Petr 5,6
S.Keller
1. Petr. 5, 6: «So demütigt euch nun unter die gewaltige
Hand Gottes ...»
Das wäre eine ganz überflüssige Mahnung, wenn die gewaltige
Hand Gottes immer gleich sichtbar wäre. Wer unter uns wäre
nicht bereit, sich sofort zu demütigen, wenn die Hoheit
und Majestät Gottes ihm gegenübersteht! Aber nun sind
es Menschen, ungerechte, lieblose Gegner, die uns die
schmerzliche Demütigung vielleicht in übermütiger Laune wie
einen Peitschenschlag versetzen. Das tut weh, und man möchte
sich verteidigen, den Tatbestand feststellen, damit nicht
andere glauben, wir ließen uns alles gefallen. Unsere Ehre
wird durch den hinterlistigen Angriff in der Zeitung besudelt
oder wenigstens sind wir verkleinert und lächerlich gemacht.
Sollen wir das auf uns sitzen lassen? Wie, wenn aus jener
Geschichte nun die gewaltige Hand Gottes sichtbar würde?
Durch unsere Freunde kann er uns nicht so demütigen; die
halten leicht zu viel von uns. Darum müssen diese Feinde in
Gottes Hand das Werkzeug zur schmerzhaften Demütigung sein.
Sobald uns das klar wird, sinkt jede Waffe der Verteidigung.
Schließlich hat jener Schlag, der unsern Ehrgeiz traf, doch
gezeigt, wie empfindlich wir in solchen Dingen sind. Schon
weil es so weh tut, muß es notwendig gewesen sein! Darum
wollen wir uns vor Gott beugen und uns durch unsere Feinde
erziehen lassen!
Herr, unser Gott, reinige uns die Seele von aller Eitelkeit
und Empfindlichkeit und mach uns stille. Dann laß uns spüren,
daß du uns lieb hast und uns besser und treuer und demütiger
machen willst. Lösche den letzten Funken des Zorns und der
Rachsucht aus unserer Seele um deinetwillen. Amen.