1. Petrusbrief

1Petr 4,7 S.Keller 1. Petr. 4, 7: «So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet.»

Kann man denn auch unmäßig und unnüchtern im Gebet sein? Die Gefahr liegt auf den vom Gebet freien Zeiten, mögen das Augenblicke oder Stunden sein. (Ganze gebetslose Tage wird wohl kein Leser dieser Zeilen mehr kennen.) Wenn da ein hochfahrendes, übermütiges oder weltseliges Treiben, eine seelische Zuchtlosigkeit und Trunkenheit den Menschen gefangen nimmt, wird sich der zum Gebet abgerungene Augenblick auch nicht gleich mit den reinsten Gaben des Heiligen Geistes füllen. Darum ist die Mahnung: lebe so in allen Dingen, daß du allezeit beten könntest! Wer das Allezeit-Beten versäumt, wird bald in eine innere Verstimmung gegen das Beten überhaupt hineingeraten, so daß es ihm fremd und unmöglich wird zu beten. Dann kann leicht die Folge sein, daß er ohne Unterlaß versäumen wird zu beten, bis er den Schlüssel zum Gebetstürlein seiner Seele verliert und ein gebetsloses Leben führt. Daher ist die Mahnung berechtigt, sich für sein Beten zu rüsten und nicht selbst allerlei Schutt vor dem Gebetskämmerlein aufzuhäufen. Steht aber das sonstige Leben mit dem Beten in geradem, gesundem Verhältnis, so wird uns das Beten das selbstverständlichste Ding sein, das wir ohne Unterlaß treiben können.

Herr, lehre du mich bei meinem Leben und Treiben daran denken, daß ich ein Beter sein will. Erinnere mich draußen an das Geheimnis mit dir im Kämmerlein. Segne mein Gebet und gib mir den Geist des Gebetes. Amen.