1Petr 4,5
S.Keller
1. Petr. 4, 5: «... der bereit ist, zu richten die
Lebendigen und die Toten.»
Die Vorstellung, daß Jesus heute schon bereit ist zum Gericht
aller Welt, weckt einem doch ernste Gedanken. Der Richter
ist fertig, die Akten liegen da, das Gesetz, nach dem
gerichtet werden soll, ist klar, nur der zu Richtende ist
nicht bereit. Wer von uns wäre dafür bereit? Steht nicht
blitzschnell vor unserer Seele noch manches, was wir anders
machen möchten? Da ist eine alte Sache gut zu machen, hier
muß noch eine Versöhnung zustandekommen, dort ist ein
gefährlicher Zeuge durch Buße und Vergebung zu gewinnen, oder
es muß eine Unterlassungssünde durch schnell nachgeholtes Tun
beseitigt werden. Der Gläubige wird durch solche Gedanken an
den fertig und bereit auf seinen Richterstuhl wartenden
Herrn ernst und prüft sich mit Gebet und Beugung. Aber der
christuslose Weltmensch ahnt und glaubt nichts davon: ist
sein Dahinstürmen in Lust oder Schande, Schuld und Spott
die Vorbereitung auf das nahe Gericht? Je ernster wir
dergleichen für uns selbst nehmen, desto schärfer schmerzt
uns der bodenlose Leichtsinn jener Masse, desto lebhafter
wird unser Mitleid mit ihr und desto treuer müßte unsere
Arbeit an ihrer Rettung werden. Wir wollen jeden Abend uns
über dem verwichenen Tage richten lassen, damit nichts übrig
bleibe für jenes Gericht.
O Herr Jesus, warte in Gnaden noch mit uns allen. Wir sind
noch nicht bereit für dein Gericht. Laß vor dem Gericht
deine Liebe uns gewinnen, deine Gnade uns züchtigen und dein
Geist uns führen. Amen