1. Petrusbrief

1Petr 2,23 C.Eichhorn Jesu Gelassenheit Er schalt nicht wieder, da er gescholten ward, und drohte nicht, da er litt. Er stellte es aber dem anheim, der da recht richtet. 1. Petr. 2, 23

Ungebeugt, wie ein Held, ging Jesus seinen Weg. "Ich gehe nicht zurück", lautete sein Wahlspruch. Ungebeugt, und doch unter alle Schmach und Beschimpfung sich beugend! Sonst wehren sich heldenhafte Menschen wie die Löwen, wenn man ihre Ehre in den Kot ziehen will. Der Heiland ließ sich alles schweigend gefallen. Er schalt nicht, er drohte nicht, er klagte nicht einmal. Sein Schweigen war kein finsteres, trotziges, sondern stille und willige Ergebung in den Willen des Vaters. - Er ließ sich alle Beschimpfung antun. "Er hielt seinen Rücken denen dar, die ihn schlugen, seine Wangen denen, die ihn rauften. Er verbarg sein Antlitz nicht vor Schmach und Speichel." Er hatte eine Ehre, die niemand nehmen konnte. Oder kann die Ehre bei Gott durch Schmähungen und Verleumdungen von Menschen entstellt werden? Ist darum jemand schlecht, weil Menschen ihn schlecht machen und mit Kot bewerfen? Nur die Sünde schändet und entehrt. Der Herr Jesus wurde beschimpft und war doch über alle Beschimpfung hoch erhaben. Er stellte alles dem anheim, der da recht richtet. Nicht die Rache über seine Feinde war es, die er von Gott erwartete, sondern die Rechtfertigung, auf die er selbst verzichtete. Sie verklagten ihn hart vor Pilatus. Er aber schwieg. Er ließ alles auf sich sitzen. Er sollte ja schuldig sein. Sie stopften die Ohren zu und wollten die Wahrheit nicht anerkennen. Wozu alle Verteidigung? "Widerstrebt nicht dem Bösen!", nämlich dem bösen Menschen, gebietet Jesus. Er hat zuerst nach dieser Anweisung gehandelt und sich den bösen Menschen nicht widersetzt. Wenn die Ehre seines Vaters angetastet oder der Wahrheit ins Angesicht geschlagen wurde, hat Jesus sich gewehrt. Als man ihn mißhandelte, schwieg er. Wir machen es von Natur umgekehrt. Greift man unsere Ehre an, so ereifern wir uns mächtig. Wird Gottes Ehre verletzt, können wir gleichgültig oder feige schweigen. - Jesu Rechtfertigung wurde ihm von seinem Vater. Die Menschen kreuzigten ihn als Übeltäter, Gott aber hat ihn auferweckt und mit Herrlichkeit gekrönt. - Wollen wir uns doch nicht selbst rechtfertigen! Wenn Gott uns freigesprochen hat, was schadet's, wenn Menschen uns beschuldigen? Vgl. Röm. 8, 31 ff. Das Urteil Gottes gibt den Ausschlag. Hat er sein Strafurteil aufgehoben und mich begnadigt, ruht sein Wohlgefallen um Christi willen auf mir - was schadet's, wenn Menschen allerlei aus meinem früheren Leben gegen mich geltend machen? Es ist vergeben. Die Lügen aber, die sie über mich erdichten, brauchen mich nicht anzufechten. Gott kann meine Unschuld hier und wird sie ganz sicher dort ans Licht bringen. Darum nur stille sein und warten! - Jesu Schweigen beschäme uns, wenn wir in Aufregung und ins Lärmen geraten, und leuchte uns als Vorbild, daß wir stille werden wie er!