1Petr 2,11
W.MacDonald
»Geliebte, ich ermahne euch als Beisassen und Fremdlinge,
daß ihr euch der fleischlichen Lüste, die gegen die Seele
streiten, enthaltet.« 1. Petrus 2,11
Petrus erinnert seine Leser daran, daß sie eigentlich Fremde
sind, die kein Bürgerrecht besitzen: Eine Erinnerung, die
wir zu keiner Zeit nötiger brauchten als gerade heute.
Fremdlinge oder Pilger sind Leute, die von einem Land zum
anderen reisen. Das Land, durch das sie gerade gehen, ist
nicht ihr eigenes; sie sind Ausländer. Erst das Land, zu dem
sie unterwegs sind, ist ihr eigentliches Heimatland.
Das typische Kennzeichen eines solchen Fremdlings ist ein
Zelt. Wenn wir also davon lesen, daß Abraham mit Isaak und
Jakob in Zelten wohnte, sollen wir darunter verstehen, daß er
Kanaan noch als ein fremdes Land betrachtete (selbst wenn es
ihm verheißen worden war). Er lebte in einer behelfsmäßigen
Wohnung, denn »er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat,
deren Baumeister und Schöpfer Gott ist« (Hebräer 11,10). So
läßt sich ein Pilger also nirgendwo häuslich nieder. Er ist
ein Mensch, der immer unterwegs ist.
Weil er auf einer langen Reise ist, kann er nur wenig
Gepäck mitnehmen. Er läßt es nicht zu, daß er mit vielerlei
materiellem Besitz belastet ist. Er kann es sich nicht
leisten, mit unnötigem Ballast beschwert zu werden. Er
muß alles abwerfen, was seine Bewegungsfreiheit hindert.
Ein weiteres Kennzeichen des Pilgers ist, daß er sich von
den anderen Menschen um ihn herum, die in diesem Land wohnen,
unterscheidet. Er paßt sich nicht ihrem Lebensstil an, nicht
ihren Gewohnheiten und schon gar nicht ihrer Form der
Gottesanbetung. Für den christlichen Pilger bedeutet das,
daß er die Warnung des Petrus ernstnimmt, sich von »den
fleischlichen Lüsten, die gegen die Seele streiten«,
fernzuhalten. Er läßt es nicht zu, daß sein Charakter von
seiner Umwelt geformt wird bis zur Anpassung. Er lebt zwar
in der Welt, ist aber nicht von der Welt. Er zieht durch
ein fremdes Land, ohne dessen Moral und Werturteile zu
übernehmen.
Wenn der Pilger durch ein feindliches Gebiet zieht, dann
achtet er sorgfältig darauf, daß er sich nicht mit dem Feind
verbrüdert. Denn das wäre Untreue an seinem Anführer. Er
würde Verrat an der Sache begehen.
Der christliche Pilger zieht durch feindliches Gebiet. Diese
Welt hatte unserem Herrn nichts zu bieten außer einem Kreuz
und einem Grab. Sich mit einer solchen Welt anzufreunden,
hieße, unseren Herrn Jesus zu verraten. Das Kreuz Christi
hat alle Bindungen durchtrennt, die uns je an die Welt
gefesselt haben. Wir haben kein Verlangen nach dem Beifall
dieser Welt und fürchten auch nicht ihre Verurteilung.
Der Pilger wird auf seinem Weg gestärkt durch das Wissen, daß
jede Tagesreise ihn seinem Heimatland näherbringt. Er weiß,
daß er einmal sein Ziel erreichen wird und daß er dann
schnell alle Mühen und Gefahren des Weges vergessen wird.