1. Petrusbrief

1Petr 1,17 C.Eichhorn Wiedergeborene sollen Gottesfurcht beweisen Führt euren Wandel, solange ihr hier wallet, mit Furcht! 1. Petr. 1, 17

Es gibt Christen, die meinen, Gottesfurcht sei alttestamentliche Frömmigkeit. Seitdem die Fülle der Gnade in Jesu erschienen sei, solle man lieber nicht von Gottesfurcht reden, sondern nur von Dank, Vertrauen, Liebe und Gehorsam des Gotteskindes. Aber gibt es denn nicht auch eine kindliche Furcht im Unterschied von der knechtischen, die nur die Strafe fürchtet? Jedenfalls weist uns der Heiland nachdrücklich auf die Furcht Gottes hin (Matth. 10, 28). Paulus, der Apostel der Gnade, mahnt zum Heiligungseifer in der Furcht Gottes (2. Kor. 7, 1). Petrus ruft uns obiges Wort zu; vgl. 1. Petr. 2, 17; 3, 2.

Die Furcht Gottes ist Voraussetzung der Begnadigung und zugleich ihre herrliche Frucht. "Der Herr erbarmt sich über die, so ihn fürchten" (Ps. 103, 13). Über ihnen läßt er seine Gnade walten (V. 11). Nur solche empfangen Gnade, die vor der Heiligkeit Gottes erzittern und entschlossen sind, von der Sünde zu lassen, welche Gott haßt und straft.

Zugleich entspringt aber auch Gottesfurcht aus der Gnade. "Bei dir ist die Vergebung, daß man dich fürchte" (Ps. 130, 4). Begnadigte dürfen getrost zu Gott aufblicken, aber es muß auch immer ein Bangen dabei sein vor neuer Sünde. Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern!" (Phil. 2, 12) schreibt Paulus nicht an Unbekehrte, sondern an Begnadigte. Paulus selbst bangte davor, anderen zu predigen und selbst verwerflich zu werden (1. Kor. 9, 27). Diese Bangigkeit, daß man schließlich die Gnade verscherze und vom Erbteil der Heiligen ausgeschlossen werde, ist sehr heilsam.

Wir wollen den Trost und die Freude der Heilsgewißheit gewiß nicht dämpfen. Man trifft oft Seelen, die ihre Heilsgewißheit sehr lebhaft zum Ausdruck bringen; doch merkt man nichts von der Gewissenhaftigkeit, Vorsicht und Bangigkeit, die Gotteskindern ziemt. Echte, biblische Frömmigkeit hat den Charakter der Beugung. Gott bewahre uns vor einer angemaßten Heilsgewißheit, verbunden mit einem überlegenen, sicheren Wesen! Mag vielen das Wort "Gottesfurcht" etwas altmodisch und rückständig klingen, wir bleiben dabei, daß es durchaus notwendig ist, vor der Majestät des heiligen Gottes in den Staub zu sinken, stets seiner Gegenwart eingedenk zu sein und vor seinem allerheiligsten Angesicht in Behutsamkeit zu wandeln (Jes. 38, 15).

Wenn wir also Gott fürchten, fällt alle andere Furcht dahin. Was können uns Menschen tun? Sie können höchstens zur Ehre der Märtyrerkrone verhelfen. "Fürchtet euch vor ihrem Trotzen nicht und erschreckt nicht! Heiliget aber Gott, den Herrn, in euren Herzen!" (1. Petr. 3, 14.15).