Jak 5,17
A.Christlieb
Elia war ein Mensch gleich wie wir; und er betete ein Gebet,
daß es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden
drei Jahre und sechs Monate. Jak. 5, 17 u. 1. Könige 17, 1
Wie ist es möglich, daß das Gebet eines Menschen so
bestimmend eingreifen kann in das Naturgeschehen und in die
Geschicke eines Volkes? Was ist überhaupt das Geheimnis des
erhörlichen Gebetes? - Es liegt darin, daß der Beter
Einblick hat in den Willen Gottes, wie er im geschriebenen
Wort Gottes offenbart ist. Elia hat nicht willkürlich den
Gedanken gefaßt: ,,Jetzt müßte einmal eine lang anhaltende
Dürre einsetzen." Nein, er entnahm diese Einsicht dem
göttlichen Gesetz. Gott hatte durch Mose vorausgesagt, wenn
Israel von Gott abfalle, dann solle der Himmel verschlossen
werden, daß kein Regen komme (5. Mose 11, 17). Bei
fortgesetztem Ungehorsam des Volkes wolle Gott ,,den Himmel
wie Eisen und die Erde wie Erz machen" (3. Mose 26, 19).
Nun war Israel in den Tagen des Elia unter der Regierung
des gottlosen Königs Ahab in schändlicher Weise von Gott
abgefallen. Dem Elia ging das tief zu Herzen. Er ersehnte
die Rückkehr des Volkes zum Herrn. Er fand bei Mose das Wort
der Strafandrohung durch lang anhaltende Dürre. Im Glauben
an die Wahrheit des göttlichen Wortes entschloß er sich, im
Ernst zu beten, ,,daß es nicht regnete.'' Und im Gebet zu
Gott wurde es ihm zur unumstößlichen, über jeden Zweifel
erhabenen Gewißheit, Gott werde seine Bitte erhören und den
Himmel verschließen - zur Ehre des göttlichen Namens. Er war
der Erhörung so gewiß, daß er vor den König Ahab hintrat und
sprach: ,,So wahr der Herr, der Gott Israels lebt, vor dem
ich stehe, es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen,
ich sage es denn!" - Wer erhörlich beten lernen will, muß mit
dem in der Heiligen Schrift offenbarten Willen Gottes sich
vertraut machen und mit den Verheißungen Gottes zum
Gnadenthron kommen.
S.Keller
Jakobus 5, 17: «... Elias war ein Mensch, gleich wie wir.»
Wir sind gleich bei der Hand, zu sagen, wenn wir von Taten
oder Tüchtigkeiten anderer hören: "Ja, das waren auch ganz
andere Leute." Bald sollen es ihre Gaben sein, bald die
Zeitverhältnisse, die wir wie einen Schild vorhalten, wenn
man Ähnliches von uns verlangt. All dergleichen Mittelchen,
mit denen wir uns selbst entschuldigen wollen, schlägt hier
das eine Wort uns aus der Hand: "gleich wie wir!" Was,
gleich wie wir und dann so ungleich im Gebetseifer, in der
Gebetskraft und in den Gebetserhörungen? Wo steckt da der
Fehler bei uns? Bitte, denk jetzt nicht gleich an massive
Erhörungen im Gebiet des Auffallenden, damit man prahlen
könnte vor andern, sondern an dein heutiges Gebet um Hilfe
gegen eine bestimmte Sünde oder Sorge. Laß das Beispiel des
Elias auf diesem einen Punkte sofort wirksam werden. Hänge
dich mit der ganzen Wucht deiner Seele, mit der ganzen Kraft
deines Glaubens an diesen Gebetshebel; was gilt's, die Last
muß sich heben, die Wirkung muß eintreten. Ein Mensch gleich
wie wir - laß die Antwort darauf ein Gebetssieg, gleich wie
der des Elias, sein.
Herr, unser Gott, du bist heute derselbe wie damals, und wir
sind Menschen, wie Elias es war. Fache unsere Gebetsfunken
durch deinen Geist an, daß die hellen Flammen herausschlagen.
Du willst gebeten sein, wir wollen beten - Herr, hilf uns
beten! Amen.
J.Kroeker
Von der Macht des Gebetes.
"Elia war ein Mensch, gleich wie wir, und er betete
inbrünstig, dass es nicht regnen solle, und es regnete
nicht auf der Erde drei und ein halb Jahr." Jak. 5,17.
Wen hat es nicht schon gelegentlich tief bewegt, dass wir
so wenig Macht im Gebet haben! Wohl erlebten wir sehr
köstliche Gebetserhörungen. Wir wurden wunderbar durch
Gottes Eingreifen aus unseren Nöten und Schwierigkeiten
herausgerettet. Wir durften Zeugen sein von der rettenden
Gnade, die jene zum Kreuz führte, für die wir längst vor Gott
eingetreten waren. Hin und wieder durften wir einer Seele,
die wie ein Kämmerer aus dem Mohrenland bei all ihrem Suchen
innerlich unbefriedigt geblieben war, zu einem Philippus
werden. Und doch stehen wir unter dem tiefen Eindruck, Macht
vor Gott im Gebet zu haben ist mehr, als die gelegentlich
erlebte Erhörung in unserem gewöhnlichen Gebetsleben.
Hat es aber wirklich solche Knechte und Mägde im Reich Gottes
gegeben, die Macht im Gebet hatten? Da war der unverstandene
Prophet Elia. Er lebte in einer dunklen Zeit. In allen, die
geistlich gesinnt waren, sah man Feinde des Volkes und Feinde
des Landes. Jede geistliche Regung wurde in Israel von der
Macht des Fleisches unterdrückt. Gottes Knechte hatten alle
ihre Rechte verloren. Während aber alles Fleisch sich vor
Baal beugte, schrieb ein Elia als Prophet Gottes auf seine
Fahne: "So wahr der Herr lebt, vor dem ich stehe!" Dieser
Mann hatte Macht im Gebet. Auf sein Gebet hin verschloss
Gott den Himmel drei Jahre und sechs Monate. Kein Tau noch
Regen fiel vom Himmel. Erst als derselbe Prophet wieder vor
Gott im Staube lag und Segen für sein Volk erflehte, zeigte
sich die Wolke, die das schmachtende Land tränkte. Elia
hatte Macht im Gebet. -
Eingeschlossen lag die Stadt Dothan, denn das mächtige
Syrerheer hatte sie umlagert, um den Propheten Elisa gefangen
zu nehmen 1). Er war das Auge seines Volkes gewesen und
hatte immer wieder angegeben, wo die Syrer sich lagerten.
Als der Diener des Propheten am Morgen die gewaltige
Feindesmacht erblickte, die die Stadt umlagert hatte, rief
er: "O weh, wir sind verloren!" Da betete Elisa zum Herrn und
sprach: "Herr öffne ihm die Augen, dass er sehe!" Da öffnete
der Herr die Augen des Knaben, und er sah: und siehe, der
Berg war voll feuriger Rosse und Wagen, rings um Elisa her.
Elisa hatte Macht im Gebet und in der Fürbitte für seinen
Bruder. Und welch ein verborgener Segen kann für Volk und
Gemeinde von Menschen ausgehen, die Macht haben im Gebet.
Ihr Glaubensumgang mit Gott ist heiliger Dienst am Volk.
1) 2.Kön. 6,15 ff.