Jak 5,14
C.Eichhorn
Gebet um leibliche Hilfe
Ist jemand unter euch krank, der lasse zu sich rufen die
Ältesten von der Gemeinde, daß sie über ihm beten und ihn
salben mit Öl in dem Namen des Herrn, und das Gebet des
Glaubens wird dem Kranken helfen. Jak. 5, 14.15
Ein Christ sollte in jeder Krankheit vor allem den Herrn
suchen. Jedenfalls sollen wir es nicht machen wie König Asa,
der die Ärzte suchte und nicht den Herrn (2. Chron. 16,
12). Es ist damit nicht gesagt, daß die Heilmittel
ausgeschaltet bleiben sollen. Die Wiedergenesung des Königs
Hiskia war ein Gnadengeschenk von oben. Gleichwohl wies
Jesaja den König an, ein Feigenpflaster aufzulegen, um den
gefährlichen Karbunkel zu erweichen. In den urchristlichen
Gemeinden war es die Regel, Jesus als Arzt auch für den Leib
in Anspruch zu nehmen. In unseren Tagen ist dieser Weg
insofern schwieriger, als es leider meistens an einer
gläubigen Gemeinde fehlt. Die Ältesten kommen nämlich in
Betracht als die Vertreter der Gemeinde. Aber wo sind
heutzutage die betenden Gemeinden, in denen alle für einen
stehen? - Doch auch in unserer Zeit bekennt der Herr sich
zur Fürsorge gläubiger Menschen, die einem Kranken die Hände
auflegen. Durch die Handauflegung schließt nämlich der Beter
sich zusammen mit dem Kranken, so daß er mit ihm ganz eins
wird. Das Ölsalben ist eine sinnbildliche Handlung. Es
heißt genau: "Nachdem sie ihn mit Öl gesalbt haben, sollen
sie über dem Kranken beten."
Also nicht das Ölsalben, sondern das Glaubensgebet ist das
Ausschlaggebende. Das Öl ist ein Sinnbild der Lebenskraft
(Ps. 28, 5) und der Freude (Ps. 45, 8). Das Ölsalben ist
also kein Zaubermittel, sondern lediglich ein äußeres Zeichen
der gläubigen Zuversicht, die man auf den Heiland setzt.
Nicht das Öl, sondern das Gebet des Glaubens wird dem Kranken
helfen. Auch nicht das Beten als solches, sondern der Glaube
macht es. Denn der Glaube ergreift den Herrn. Der Herr ist
es, der dir hilft. Der Glaube macht ihm die Hände frei, der
Unglaube bindet ihn. Was Glaube ist, sehen wir aus der
Geschichte der Auferweckung des Lazarus (Joh. 11). Martha
hat den Glauben, daß ihr Bruder nicht gestorben wäre, wenn
Jesus dagewesen wäre. Sie hat auch den Glauben, daß Jesus
von Gott alles empfängt, um was er ihn bittet. Als aber
Jesus ihr sagt: "Dein Bruder soll auferstehen!", spricht sie:
"Ich weiß wohl, daß er wird auferstehen in der Auferstehung
am Jüngsten Tage." Zu dem Glauben, daß er jetzt auferstehen
wird, kann sie sich nicht emporschwingen. Aber Jesus gibt
ihr zu bedenken: "Ich bin die Auferstehung und das Leben",
also auch jetzt in diesem bestimmten Fall. Der wahre Glaube
ergreift die Hilfe nicht nur überhaupt und irgendeinmal,
sondern jetzt in der gegenwärtigen Lage. Zu einem solchen
Glauben bekennt sich der Herr.