Jak 5,13
C.Eichhorn
Alles klinge aus in Gebet!
Leidet jemand unter euch, der bete! Ist jemand gutes Mutes,
der singe Psalmen! Jak. 5, 13
Nach des Apostels Willen soll jede Gemütsverfassung des
Christen sich im Gebet kundtun. Sobald die Stimmung des
Herzens im Gebet ausklingt, tritt keine Verstimmung ein. Wie
leicht gerät man in das Klagen und Jammern, wenn Leidenstage
kommen! In vielen Gesichtern steht es eingegraben, wie die
Seele von Bitterkeit und Unmut durchtränkt ist. Laßt uns
unsere Sorgen und Klagen in Gebete verwandeln, dann weicht
der Druck, das Herz atmet auf, und das Gebet kann schließlich
in Dank und Lob ausmünden. In den Psalmen bemerken wir, daß
häufig in tiefster Not das Gebet durch die Gewißheit der
Erhörung plötzlich in Dank und Lob übergeht. Das Gebet ist
ein Hebel, der die schwersten Lasten von der Stelle bringt.
Es ist ein Universalmittel für alle Gebrechen. Ist jemand
gutes Muts, so kann er leicht in Übermut geraten. Ein
betender Mensch verliert nie das Gleichgewicht. Er versinkt
nicht im Unglück, er wird nicht im Glück emporgeschnellt.
Die Freude des Christen wird eine reine und tiefe Freude,
indem sie in Dank ausklingt. Wir bekommen zugleich einen
Maßstab, an dem wir die Freude messen können, ob sie göttlich
oder sündlich ist. Eine Freude, bei der wir nicht herzlich
dankend zu Gott aufblicken können, taugt nichts. Sie ist
entweder an sich unrein oder sie hat unser Herz dermaßen
hingenommen, daß für Gott kein Raum mehr übrig ist. Beides
ist verwerflich. "Die sich freuen, als freuten sie sich
nicht": dazu gelangen wir, wenn wir die Freude vor Gott
laut werden lassen in Dank. Das Psalmensingen braucht nicht
mit lauter Stimme zu geschehen, es kann sich auch mitten
im Getriebe der Alltagswelt im verborgenen Herzensgrund
vollziehen. "Singet und spielet dem Herrn in euren Herzen!"
Der Herzensgesang äußert sich selbstverständlich auch im Lied.
Aber gar manchmal singt der Mund Sieges- und Jubellieder, und
das Herz weiß nichts davon. Laßt uns alle Freudenstunden
dieses Lebens heiligen durch Dank und Lob, das wir Gott
darbringen! Denn das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken
und lobsingen deinem Namen, du Höchster. Wenn auch die
Wasserwogen des Leidens, der Nöte und Sorgen groß sind und
greulich brausen, so bist du, Herr, aber noch größer in der
Höhe (Ps. 92, 2; 93, 4). Im steten Lob Gottes und in der
dankenden Anbetung liegt eine wunderbare Kraft. Bist du
heute fröhlich, so laß dein Dankeslied zum Himmel steigen!
Bist du aber durch irgend etwas gedrückt, dann besinne dich,
daß Gott größer ist als die Nöte und Sorgen, die dich quälen,
und lobe ihn dafür! Dann wirst du es erfahren, daß Danken
und Lobsingen dem Namen des Höchsten in der Tat köstlich
ist. Es ist der Weg zu neuem Heil und neuen Segnungen.