Jak 3,2
S.Keller
Jakobus 3, 2: «... Wer aber in keinem Worte fehlet, der ist
ein vollkommener Mann.»
Wer wagt das von sich selbst auszusagen! Kein Wort falsch,
kein Wort vorschnell, kein Wort übertrieben, kein Wort
lieblos - nein, solche Menschen findet man nicht. Wohl habe
ich welche kennengelernt, die aus Angst, mit einem Wort
zu fehlen, sich angewöhnt hatten, ganz still zu schweigen.
Ist das richtig? Dann fehlten ihnen auch die freundlichen,
tröstenden, bekennenden, werbenden Worte. Nun, dann ist
dieser Ausspruch nur zu unserer Demütigung geschrieben. Aber
Sündenerkenntnis allein bessert noch nicht; sie lähmt sogar,
wenn sie allein auftritt, alle Bemühung auf Änderung.
Dasselbe helle Licht bestrahlt auch den einzigen, in des
Munde kein Betrug erfunden und der in keinem Wort gefehlt
hat: Jesus. Unsere Fehlerhaftigkeit und seine Reinheit muß
zusammengebunden werden durch den Glauben, daß er gekommen
sei, um uns von der Sünde zu scheiden. Beide Stücke sind nun
notwendig: Erkenntnis meines Mangels und Nähe seines
Reichtums. Das kann eine Hilfe werden. Denn Zunge und Herz
gehören zusammen: die Zunge kann nicht gereinigt werden, wenn
das Herz nicht anders wird.
Lieber Herr Jesus! Nimm dich unserer Armseligkeit und
Schwäche an! Vergib unsere bösen Worte und lege uns statt
dessen deine Worte in den Mund. Laß im Grunde unserer Seele,
von innen heraus, die Genesung durchbrechen, bis wir dir ganz
gehören mit Herz und Mund! Amen.