Hebr 13,9
A.Christlieb
Es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, welches
geschieht durch Gnade. Hebr. 13, 9
Wie viel redet die Heilige Schrift von falschen
Herzensstellungen. Es gibt harte, verfinsterte, enge,
stolze, verstockte, verzagte, unlautere, unbeständige, aber
auch aufrichtige, demütige, weise, treue, kluge und reine
Herzen. Unser Text redet von festen Herzen. Solche Leute
fehlen uns so sehr, besonders unter den Vätern und Müttern.
- Wie kann man ein festes Herz erlangen? - Ist es so, daß
jeder Christ, wie von selber, nach und nach ein festes Herz
erhält? Nein. Hebr. 13 zeigt, daß viele kein festes Herz
bekommen, weil sie sich von mancherlei fremden Lehren
umtreiben lassen. Bei den Galatern und Hebräern traten
Menschen auf, die allerlei Satzungen aufstellten, durch
welche der Hochmut Nahrung bekommt. Man wollte die Frommen
schnell zu höheren Stufen geistlichen Lebens führen. Die
Wirkungen solcher Lehren waren ähnlich dem Sturmwind, der ein
Schifflein wild hin und her treibt. Wieviel gescheiterte
Seelen gibt es heute, die den gesunden biblischen Rat
verlassen haben und in die Irre geraten sind. - Wie bekommt
man das feste Herz? Die Heilige Schrift sagt: Durch Gnade.
Das Herz des Menschen hat den rechten Gegenstand verloren,
den es lieben könnte. Unruhig sucht es hier und da nach
einem festen Halt. Es findet ihn irgendwo, bis es
überwältigt ist durch die unverdiente Güte Gottes, die Gnade.
Sie führt uns immer tiefer hinein in die Erkenntnis unserer
Verlorenheit und geistlichen Armut, hilft uns los vom eigenen
Tun und Machen, von Werkgerechtigkeit und Hochmut, und bringt
uns in die alleinige Abhängigkeit von Gott. Da, wo wir klein
werden und Jesus groß, wo die Abgründe unseres Herzens
aufgedeckt und die Unendlichkeit der Gnade sich auftut, da -
und auf keinem anderen Weg - unter dem Kreuze des Herrn Jesu,
wird das feste Herz gefunden. - Wenn alle köstlichen Dinge
wertlos werden, behält das feste Herz seinen Wert.
D.Rappard
Es ist ein köstliches Ding, daß das Herz fest werde,
welches geschieht durch Gnade.
Hebr. 13,9.
Ei n f e s t e s H e r z! Ja, das muß köstlich sein. Unruhige,
zitternde, pochende Herzen kennen wir alle. ,,Heute voll
Hoffen und Lobgesang, morgen voll Kummer und Sorgen
bang", heißt es in einem Lied. Und ein Rätselgedicht sagt vom
Herzen: ,,Das Ding ist klein, und geht doch Himmel und Hölle
hinein, und kann kein Rätsel auf Erden rätselhafter als dieses
erfunden werden." Wie kann dieses rätselhafte, wogende Herz
fest werden?
Sahst du schon eine Magnetnadel hin und her schwanken,
zitternd, unruhig, bis zum Moment, da sie die genaue Richtung
nach Norden fand? D a n n w u r d e s i e f e s t. Sahst du
schon ein Schifflein schaukeln auf den schäumenden Wogen, bis
es den Anker warf auf den Felsengrund? D a n n w u r d e e s
f e s t. Und vom Menschenherzen heißt es in Wahrheit: es ist
ruhelos, bis es ruht, Herr, in Dir. Ja, dann wird es fest.
Stürme umbrausen es, Satan ficht es an, Irrlehre droht es zu
erschüttern. Aber wer in Jesu bleibt, wer den eigenen
Willen gehorsam unter des Vaters Willen stellt, wer sich gewöhnt,
alles aus Gottes Hand zu nehmen, dessen Herz wird
immer mehr fest durch die Gnade. Das ist in Wahrheit ein
köstliches Ding.
Herr Jesu, segne mir jeden Schmerz
Und gib mir ein stilles, festes Herz,
Das ganz in Dir, Du mein höchstes Gut,
Und in Deinem heiligen Willen ruht.
C.O.Rosenius
Laßt euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben;
denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde,
welches geschieht durch Gnade. Hebr. 13, 9.
Wie wichtig und notwendig ist diese Ermahnung! Es ist uns
unbekannt, was der Satan im Schilde führt. Er weiß wohl, daß
nichts uns schaden kann, solange Christus uns teuer, wichtig
und unser Alles in Allem ist; daß aber dagegen nichts uns
helfen kann, wenn Christus verloren ist. Christus ist doch
allein der, welcher ,,die Werke des Teufels zu zerstören"
vermag, und der ,,dem Tod ein Gift und der Hölle eine
Pestilenz ist". Kann ich mich nur an Christus und an das
reine, heilsame Wort halten, dann kann allem abgeholfen
werden; ja, auch wenn es mit meinem Wandel nicht immer so
richtig und so gut geht, so werde ich doch immer wieder
aufgerichtet. Kann der Teufel uns jedoch von Christus und
Seiner wahren Erkenntnis wegführen, dann hat er gewonnen,
dann hat er uns entwaffnet, und wir sind hilflos in seiner
Hand. Darum werden wir immer wieder feststellen, daß das
ganze Bestreben des Teufels, all seine Macht und List nur
darauf hinausgehen, uns von Christus wegzuführen und uns
etwas anderes vorzugaukeln, sei es auch lauter Heiligkeit,
Frömmigkeit und gute Werke, wenn nur Christus in unserem
einfältigen Glaubenshunger oder -trost nicht unser Ziel ist.
Darum sagt auch der Apostel: ,,Ich fürchte, daß, wie die
Schlange mit ihrer Schalkheit Eva verführte, also auch eure
Sinne verrücket werden von der Einfalt in Christus." Die
Gefahr ist darum gewiß nicht fern. Außer diesem beständigen
Bestreben des Teufels liegen aber auch in aller Menschen
Natur in bezug auf die Wohltaten Gottes und die Not, aus
der Er uns erlöst hat, teils gräßliche Undankbarkeit,
Vergeßlichkeit und Gedankenlosigkeit, teils auch eine
unendliche Begierde nach Neuem oder die allgemeine
menschliche Eigenschaft, immer bald dessen überdrüssig zu
werden, was man hat, und sich etwas Neues zu wünschen und die
Abwechslung zu lieben. So sind auch Christus und Sein
Evangelium aller Vernunft eine Torheit und ein Ärgernis.
Laßt uns darum wohl zusehen, daß wir stets auf dem rechten
Wege und in der rechten Gesinnung sind, damit das, was im
Himmel und vor Gott am größten ist, auch uns am größten sei!
Vor Gottes Augen ist nichts groß noch gültig, außer ,,der
Sohn, für uns gestorben"; dasselbe muß auch uns das einzig
Große und Kostbare sein. Haben wir einen anderen Geschmack,
so ist es kein gutes Zeichen; dann müssen wir das dem Herrn
klagen und Ihn um den rechten Geschmack und Sinn anrufen.
Ferner müssen wir auch wissen und bedenken, daß es auf Erden
keine so schreckliche Sünde gibt, keine, die den Zorn Gottes
so erregt wie die Undankbarkeit und die Verachtung Seiner
großen Wohltaten. Und nun ist keine Wohltat größer als die,
daß Er uns Seinen eigenen Sohn und in Ihm das ewige Leben
gab, obgleich wir verdient hätten, den rechten Lohn der
Sünde in Ewigkeit zu tragen. Darum - ,,wie wollen wir
entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten?" Noch
dazu, wenn wir einmal die Herrlichkeit Gottes im Evangelium
Christi gesehen haben, durch den Glauben Kinder Gottes
geworden sind und geschmeckt haben, wie lieblich der Herr
ist, dann wäre es ja eine schreckliche Undankbarkeit, wenn
wir jetzt dieselbe Gnade und dasselbe Evangelium für eine
geringe Sache hielten, die uns nicht schmeckte. Das nennt
Jesus ,,die erste Liebe verlassen." Von dieser ersten Liebe
bei den Galatern schreibt Paulus, daß sie damals das
Evangelium so hoch geschätzt hätten, daß sie ihn, der es
ihnen verkündigte, wie einen Engel Gottes, ja, wie Christus
Jesus aufnahmen, und er fügt hinzu: ,,Wie waret ihr dazumal
so selig? Ich bin euer Zeuge, daß, wenn es möglich gewesen
wäre, ihr hättet eure Augen ausgerissen und mir gegeben." So
hoch schätzten sie damals das Evangelium! Nachdem sie aber
,,von einer fremden Lehre bezaubert" wurden, so daß sie
,,der Wahrheit nicht gehorchten", sondern ,,durch das Gesetz
gerecht zu werden suchten", nennt er dies ,,den Sohn Gottes
wiederum kreuzigen" und sagt: ,,Ihr habt Christus verloren
und seid von der Gnade gefallen."
Ist es nicht entsetzlich, daß nach Christi eigenen Worten
solches geschehen oder die erste Liebe verlassen werden kann,
nur durch ein verborgenes, inneres Absterben von der Übung
der rechten Buße und des rechten Glaubens, während man
fortfährt, um des Namens Christi willen zu arbeiten und zu
leiden, wachsam ist gegen falsche Geister und einen scharfen
Blick hat, sie zu unterscheiden? Davon handeln die
bemerkenswerten Worte Christi in Offb. 2, 2-5.
Schließlich müssen wir noch beachten: Wenn Christus uns immer
teuer und köstlich und unseres Herzens Alles in Allem bleiben
und das Neue Lied uns nie alt oder lang werden soll, dann ist
es notwendig, nicht nur die rechte Lehre, sondern auch das
rechtschaffene Leben zu bewahren, so daß wir in beständiger
Übung stehen, täglich in der Buße und in der Sündenerkenntnis
eines wachen Gewissens leben, sowie täglich der Vergebung der
Sünden, der Gnade und Freundschaft bei Gott gewiß werden.
Dann wird Christus uns stets teuer und unentbehrlich, dann
wird das Wort des Evangeliums uns ein beständiges Bedürfnis,
schmackhaft und lieb sein. Dann werden wir gern von Christus
hören, lesen und reden.
Merke dies, es kann nichts taugen
wie nur das, was Christus tut;
Lassen wir Ihn aus den Augen,
Finden wir was andres gut,
Dann erfahren wir gewiß,
Unser Licht ist Finsternis,
Unser Helfen ist Verderben,
Unser Leben lauter Sterben.