Hebräerbrief

Hebr 12,1 D.Rappard Dieweil wir eine solche Wolke von Zeugen haben, lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist. Hebr. 12,1.

Wie eine lichte Wolke umgeben uns die Glaubenszeugen, die wir in den letzten Tagen beschaut haben, und mit ihnen Myriaden von Seligen, die seither, wie sie, den schmalen Glaubensweg hinangegangen sind zur Herrlichkeit. Und mir kommt es vor, alt sagen sie uns leise: Kommt mit! Folgt uns nach! Auch wir waren einst Wanderer im Staube; aber nun sind wir d a h e i m. Alle Trübsal ist vorbei. Mut, Mut!

Das ist auch die Meinung des Schreibers unserer Epistel. Lasset uns laufen! ruft er. Zum Laufen muß man seine ganze Kraft einsetzen. Aber das Ziel ist es wert. Durch Säumen und durch Stehen wird man verstrickt und träg. M a n m u ß l a u f e n.

Unser Text gibt uns noch wichtige Winke zu solchem Lauf. Vor allem gilt es, mit Entschiedenheit ablegen die Sünde und jede Last. Sodann braucht es Geduld und treues Ausharren. Junge Christen werden oft verzagt, wenn sich Schwierigkeiten erheben. Aber ,,Schwierigkeiten sind da, damit man sie überwinde" und im Überwinden erstarke.

Vor allem gilt es, aufsehen auf Jesum. Die Wolke von Zeugen wird weit überstrahlt von der S o n n e. Jesus ist der mächtige Magnet der gläubigen Seele. Ziehe mich dir nach, rufen sie, s o l a u f e n wir!

Herr, wenn Du mein Herz tröstest, so laufe ich auf dem Weg Deiner Gebote.





W.MacDonald »... laßt auch uns...mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf...« Hebräer 12,1

Viele Menschen haben eine übertrieben idealistische Ansicht über das Leben als Christ. Sie meinen, es müßte aus einer ununterbrochenen Serie von Gipfel-Erlebnissen bestehen. Sie lesen christliche Bücher und Zeitschriften und hören persönliche Zeugnisse von dramatischen Erfahrungen; daraus schließen sie, daß darin das ganze Leben besteht. In ihrer Traumwelt gibt es keine Probleme, Schmerzen, Prüfungen und Ratlosigkeit. Es gibt keinen Platz für harte Arbeit, tägliche Routine, monotones Vorwärtskämpfen. Stattdessen schwebt man nur im siebten Himmel. Wenn ihr Leben dann mit dieser illusionären Vorstellung nicht übereinstimmt, sind sie entmutigt, desillusioniert und leiden unter Entzugserscheinungen.

Die Wirklichkeit aber sieht folgendermaßen aus: Der größte Teil des Lebens als Christ besteht in dem, was Campbell Morgan (1863-1945, englischer Bibellehrer und Prediger) als den »Weg hartnäckiger Beständigkeit im Tun scheinbar kleiner Dinge« bezeichnet. Genau das habe ich auch erfahren. Es gab eine gewaltige Menge unangenehmer Kleinarbeit, lange Stunden disziplinierten Studiums, Dienst ohne offensichtliche Ergebnisse. Manchmal erhob sich die Frage: »Wird überhaupt etwas erreicht?« Gerade dann schenkte der Herr ein Zeichen der Ermutigung, eine wunderbare Gebetserhörung, ein klares Wort Seiner Führung. Und ich wurde gestärkt, um wieder für eine Weile vorwärtszugehen.

Das Leben als Christ ist ein Langstreckenlauf, nicht ein 50-Meter-Sprint, und wir brauchen Ausdauer, um ihn zu bewältigen. Ein guter Start ist wichtig, aber worauf es wirklich ankommt, ist die Ausdauer, die uns in strahlender Herrlichkeit durchs Ziel gehen läßt.

Henoch wird für immer einen Ehrenplatz in den Annalen des Ausharrens behalten. Er wandelte - stellen wir uns das einmal vor! - dreihundert Jahre lang mit Gott (1. Mose 5,22). Aber wir dürfen nicht glauben, daß das Jahre unvermischter Freude oder ununterbrochener Begeisterung waren. Er lebte in einer Welt wie der unseren, und es war unvermeidlich, daß auch er seinen Teil an Prüfungen, Ratlosigkeit und sogar Verfolgung erduldete. Doch er wurde nicht müde im Gutestun. Er harrte aus bis ans Ende.

Wenn wir je in der Versuchung stehen, aufzugeben, erinnern wir uns an die Worte von Hebräer 10,36: »Denn ihr bedürfet des Ausharrens, auf daß ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontraget.«

Ein edles Leben ist nicht ein Strahlenkranz Blitzschnell gewonnener Herrlichkeit, Sondern ein schlichtes Aneinanderreihen von Tagen, An welchen Gottes Wille getan wird.