Hebräerbrief

Hebr 11,22 A.Christlieb Durch den Glauben redete Joseph vom Auszug der Kinder Israel. Hebr. 11, 22. Er sprach zu seinen Brüdern: ,,Ich sterbe und Gott wird mit euch sein. Wenn Gott euch heimführen wird, so führet meine Gebeine von dannen." 1. Mose 50, 24 ff.

Dreierlei fällt uns auf beim Abscheiden Josephs. Er verzeiht seinen Brüdern bis zuletzt. Wir wissen, wie seine Brüder ihn aus Neid, Bosheit und Geldgier, trotz seines Weinens und Flehens, in die Sklaverei verkauft haben. Joseph hätte die Macht gehabt, sie furchtbar zu strafen. Aber er verzieh und blieb in der Liebe. Er hatte wirklich verziehen. Dieses Verhalten ruft uns zu: Lerne so verzeihen, daß du einst auch von den boshaftesten Menschen im Frieden abscheiden und in die Wohnungen des Friedens heimfahren kannst. Sodann: Joseph befahl, seine Gebeine mitzunehmen, wenn Gott das Volk in das Land der Väter zurückführen werde. Das beweist, wie er bis zum letzten Atemzug festhält an den Verheißungen, die Gott den Vätern gegeben hatte. Glückselig der Mensch, dessen Glaubenslicht noch auf dem Sterbebett so hell leuchtet! Wie verzweifelt sind dagegen alle, die nur irdischen Besitz haben und noch im Tode daran hängen. Am stärksten beweist seinen Glauben die Verordnung, seine Gebeine mit von dort zu nehmen, wenn Gott das Volk in das Land der Väter zurückführen würde. Joseph lieferte damit den Beweis, daß er nicht bei den Mächtigen, Vornehmen und Reichen dieser Welt zu Hause war, sondern bei den geringen, verachteten Vätern des Glaubens. Der ständige Umgang mit den ägyptischen Fürstlichkeiten hätte leicht auf Josephs inneres Leben eine lähmende Wirkung haben können. Aber sein letzter Befehl beweist es: Sein Glaube verband ihn unlöslich jenen Männern, die von der Welt unbeachtet, im lebendigen Glauben gestanden hatten. Den Mitmenschen verzeihend, den Verheißungen trauend, dem Volke Gottes innerlichst verbunden - so ist Joseph im Glauben dahingeschieden.





D.Rappard Durch den Glauben redete Joseph vom Auszug der Kinder Israel und tat Befehl von seinen Gebeinen. Hebr. 11,22.

Das Wort, womit hier der Name Josephs eingereiht wird in die Zahl der Glaubenshelden, ist nur der Schlußstein vom Gebäude seines leuchtenden Glaubenslebens. Durch den Glauben hatte eist der siebzehnjährige Jüngling, der durch seiner Brüder Sünde so jäh dem Vaterhaus entrissen wurde, einen festen Halt bewahrt. Durch den Glauben war er als Sklave im Hause Potiphars dennoch ein ,,glückseliger Mensch", wie es ausdrücklich von ihm gesagt wird. Durch den Glauben überwand er die gleißende Versuchung mit dem starken Wort: ,,Wie sollte ich ein solch groß Übel tun und wider Gott sündigen?" Durch den Glauben war er auch im Gefängnis ein gesegneter Mann, und durch den Glaube wurde er, als er zu hohen Ehren kam, der Retter des Ägyptenlands und seiner ganzen Familie. Durch den Glauben konnte er seinen Brüdern, die sich ängstlich fragten, ob er sich wohl an ihnen rächen würde, das schöne, gute Wort sagen: ,,Ihr habt mich nicht hergesandt, s o n d e r n G o t t".

Aus solcher Glaubensübung heraus kam denn auch der letzte zuversichtliche Ausspruch und Befehl betreffs des Einzugs ins gelobte Land. E s g i n g b e i i h m t a t s ä c h l i c h v o n Glauben in Glauben. So soll es bei uns auch sein.

O Herr, gib auch mir solchen Glauben, der in allen Wechselfällen des Lebens unverbrüchlich Deinem Wort traut.





Ch.Spurgeon "Durch Glauben gedachte Joseph bei seinem Ende des Auszuges der Kinder Israel und gab Befehl wegen seiner Gebeine." Hebräer 11,22

Ich nehme an, daß Joseph wenigstens 60 oder 70 Jahre lang in der hohen Stellung eines Vizekönigs von Ägypten stand, mit allem Reichtum dieses großen Volkes zu seinen Füßen. Dennoch blieb er die ganze Zeit über dem Glauben seiner Väter treu. Möge Gott euch, die ihr in hohen Stellungen seid, die gleiche Treue geben! Vergeßt nicht, daß Joseph während eines großen Teils dieser Zeit keinen Glaubensgenossen hatte, mit dem er verkehren konnte. Welche Prüfung muß das für ihn gewesen sein!

Ich habe Leute gekannt, die ein warmes Herz für Christus hatten, solange sie mit eifrigen Christen zusammen lebten. Sie waren sehr tätig, solange sie einen lebendigen Prediger hatten, erlitten aber Schiffbruch, wenn sie aus der christlichen Gemeinschaft herausgenommen oder gezwungen wurden, unter einer kalten Predigt zu sitzen.

Joseph lebte an einem Ort, wo kein Gebet im Hause war, kein Freund, mit dem er ein Wort sprechen konnte, keiner, der etwas von Gott oder von dem Bund wußte, den er mit seinem Volk gemacht hatte. Er war ganz allein in der Mitte eines götzendienerischen Volkes, mit allen Versuchungen Ägyptens vor sich. Er war im Besitz großer Reichtümer und Schätze und wurde ständig versucht, so zu leben wie alle andern. Dennoch hielt er sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn, und starb zuletzt voll zuversichtlichen Glaubens an den Gott seiner Väter.

Ich möchte euch alle, die ihr den Herrn wirklich liebt, drängen, danach zu streben, daß das Werk der Gnade in euch so tief, so wahr, so gründlich sein möge, daß, wenn Gott Könige aus euch machen würde, ihr nicht stolz würdet, und wenn ihr allen Versuchungen der Welt ausgesetzt würdet, ihr auch allen widerstehen könntet.

Die Macht von Josephs Glauben bewies sich reichlich im Triumph über seine weltlichen Umstände.





J.MacArthur "Durch Glauben gedachte Joseph sterbend des Auszugs der Söhne Israels und traf Anordnung wegen seiner Gebeine" (Hebr. 11,22).

Gott benutzt deine jetzigen Umstände, um Seine späteren Pläne auszuführen.

Wie Abraham, Isaak und Jakob war Joseph ein Erbe der Bundesverheißungen Gottes. Seine Erwartung war fest auf Gott gerichtet und er wusste, dass sein Volk eines Tages wieder in dem verheißenen Land sein würde. Obwohl er sein ganzes Leben als Erwachsener in Ägypten verbracht hatte, schwankte sein Glaube niemals. Am Ende seines Lebens wies er seine Brüder an, seine Gebeine aus Ägypten mitzunehmen und in ihrer künftigen Heimat zu bestatten (1. Mo. 50,25). Diese Bitte wurde beim Auszug erfüllt (2.Mo. 13,19).

Aber Josephs Glaube war nicht nur auf die zukünftigen Ereignisse gerichtet, nein, sein ganzes Leben ist durch außergewöhnliches Gottvertrauen und durch persönliche Integrität gekennzeichnet. Sein Verständnis von der göttlichen Souveränität war unter den Patriarchen einmalig. Obwohl er schwer unter den Händen von Übeltätern zu leiden hatte (einschließlich seiner Brüder, die ihn in die Sklaverei verkauften), erkannte er in allem die Hand Gottes und unterwarf sich Seinem Willen.

Joseph sagte später seinen Brüdern: "Und nun seid nicht bekümmert und werdet nicht zornig [auf euch selbst], dass ihr mich hierher verkauft habt! Denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt ... um euch ... am Leben zu erhalten für eine große Errettung. Und nun, nicht ihr habt mich hierhergesandt, sondern Gott" (1. Mo. 45,5.7-8). Später, nach dem Tode des Vaters, versicherte er ihnen noch einmal: "Fürchtet euch nicht! Bin ich etwa an Gottes Stelle? Ihr zwar, ihr hattet Böses gegen mich beabsichtigt, Gott [aber] beabsichtigte, es zum Guten [zu wenden] ... [um] ein großes Volk am Leben zu erhalten" (1. Mo. 50,19-20).

Was Josephs Glauben so überragend erscheinen lässt, ist sein Verständnis dafür, welche Rolle gegenwärtige Ereignisse bei der Erfüllung zukünftiger Verheißungen spielen. Er nahm die Segnungen in der gleichen Weise entgegen wie die Widerwärtigkeiten, weil er wusste, Gott würde beides zur Vollendung weit größerer Dinge in der Zukunft benutzen.

Joseph ist das klassische Beispiel dafür, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken müssen (Röm. 8,28). Das ist eine Verheißung, der auch du vertrauen kannst.