Hebr 1,2
S.Keller
Hebr. 1, 2: «... welchen er gesetzt hat zum Erben über
alles ...»
Wenn des Alltags müdemachende Enge uns niederdrückt, so kann
man diesen Eindruck auf verschiedene Weise überwinden:
dadurch, daß man sich fremder Not erinnert und etwas zu ihrer
Linderung tut, oder daß man an frühere Großtaten Gottes in
unserem Leben denkt und dadurch froh zum Dank gestimmt wird,
oder daß man einen großen Blick in die Zukunft des Reiches
Gottes tut. Die letzte Methode fiel mir heute abend ein, als
ich vorstehende Worte las. Was hat's denn zu bedeuten, wenn
meine Lage jetzt eben dürftig und meine Erfolge klein und
meine Stimmung gedrückt ist! Jesus ist doch schon von Gott
zum Erben über alles eingesetzt: sein ist doch der endliche
Sieg! In der unsichtbaren Welt feiern sie schon Siegesfest
und freuen sich, daß Jesu alle Gewalt gegeben ist im Himmel
und auf Erden. Nur uns hier unten kommt's bisweilen so vor,
als ob der Regen zu lang dauert und als ob die Sache nicht
von der Stelle käme und als ob wir zu klagen hätten über
geringe Dinge. Das Licht der Zukunft bricht schon jetzt hell
herein unter und hinter dem Gewölk, das uns jetzt noch seine
Schauer sendet.
Dennoch, Herr Jesu, dennoch bist du Gottes Erbe und bekommst
alles in deine Hand. Laß mich das heute von ferne spüren und
ahnen, daß ich nicht schwach und traurig, sondern voll
seliger Hoffnung schlafen gehen darf. Du siegst, du kommst
bald! Ja, komm, Herr Jesu! Amen.
J.MacArthur
"Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals
zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am
Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn" (Hebr. 1,1-2).
Das Alte Testament ist nur ein Vorspiel von dem, was im Neuen
Testament offenbart ist.
Wenn der Herr sagt: "Meint nicht, dass ich gekommen sei, das
Gesetz und die Propheten (das Alte Testament) aufzulösen;
ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen",
so bestätigt er, dass die Schrift fortschreitet von der
Verheißung zur Erfüllung, vom Teilweisen zum Ganzen. Wir
nennen das eine fortschreitende Offenbarung.
So erwartete das Alte Testament das Kommen Christi; das Neue
berichtet von Seinem Erscheinen. Die Schreiber des Alten
Testaments verstanden nicht alles, was sie schrieben, weil
es sich auf ihre Zeit nicht anwenden ließ. Darum schreibt
Petrus: "Im Hinblick auf diese Rettung suchten und forschten
die Propheten, die über die an euch [erwiesene] Gnade
weissagten. Sie forschten, auf welche oder auf was für eine
Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als
er die Leiden, die auf Christus [kommen sollten] und die
Herrlichkeiten danach vorher bezeugte. Ihnen wurde
offenbart, dass sie nicht sich selbst, sondern euch dienten
im Blick auf das, was euch jetzt verkündigt worden ist durch
die, welche euch das Evangelium verkündigt haben im Heiligen
Geist" (1. Petr. 1,10-12).
Fortschreitende Offenbarung heißt keineswegs, das AT sei
ungenau. Der Unterschied liegt nicht in der Richtigkeit der
Offenbarung, sondern in ihrer Vollständigkeit. Wie ein Kind
von Buchstaben zu Wörtern und Sätzen gelangt, so schreitet
die göttliche Offenbarung von Bildern, Zeremonien und
Weissagungen voran bis zur Vollendung in Jesus Christus im
NT.
Obwohl es also, gemessen am Neuen Testament, unvollständig
ist, ist das Alte Testament nichtsdestoweniger ganz und gar
durch Gott inspiriert worden. Das wird im Neuen Testament
oft bestätigt. Petrus teilt uns mit, dass keiner der
menschlichen Schreiber des Alten Testaments aus eigenem
Willen geschrieben hat, sondern vom Heiligen Geist geleitet
wurde (2. Petr. 1,21). Und Paulus fügt hinzu: "Alle
Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur
Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der
Gerechtigkeit" (2. Tim. 3,16). Das Alte Testament ist
nicht die ganze Wahrheit Gottes; aber alles, was darin steht,
ist ganz wahr. Und wenn du vom Alten zum Neuen Testament
fortschreitest, erkennst du immer genauer Gottes Wesen und
Seinen Erlösungsplan.
J.MacArthur
"Gott ... hat ... am Ende dieser Tage zu uns geredet
im Sohn, den er zum Erben aller Dinge gemacht hat"
(Hebr. 1,1-2).
Weil Jesus der Sohn Gottes ist, ist Er der Erbe von allem,
was Gott gehört.
Als Christus zum ersten Mal auf die Erde kam, wurde Er arm
um unseretwillen, damit wir durch Seine Armut reich würden
(2. Kor. 8,9). Er hatte nichts zu eigen, "nicht, wo er sein
Haupt hinlegt" (Luk. 8,58). Bei Seinem Tode nahm man Ihm
selbst Seine Kleider und man begrub Ihn in dem Grab, das
einem anderen gehörte.
Es übersteigt das menschliche Begriffsvermögen, dass der
galiläische Zimmermann, der wie ein gewöhnlicher Krimineller
nackt und blutend an einem Kreuz draußen vor der Stadt
Jerusalem zu Tode kam, der König der Könige und der Herr
der Herren sein soll. Aber er ist es!
Als Sohn Gottes ist Er der Erbe all dessen, was Gott gehört.
In Kolosser 1,16 erklärt der Apostel Paulus, dass nicht nur
alle Dinge durch Christus, sondern auch für Ihn geschaffen
wurden. Alles, was existiert, wird erst zu seiner vollen
Entfaltung kommen, wenn es unter der endgültigen Herrschaft
Christi steht.
Auch das Buch der Psalmen sagt voraus, dass Christus eines
Tages der Erbe aller Besitztümer Gottes sein wird. Wenn der
Vater von Seinem Sohn spricht, sagt er: "Fordere von mir und
ich will dir die Nationen zum Erbteil geben, zu deinem Besitz
die Enden der Erde" (Ps. 2,8). Ebenso erklärt Gott: "So
will ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum höchsten unter
den Königen der Erde" (Ps. 89,28; siehe Kol. 1,15).
"Erstgeborener" weist auf die gesetzlichen Rechte hin -
besonders auf die des Erbens und der Machtausübung.
Wenn Christus wieder auf die Erde kommt, wird er völlig und
auf ewig alle Dinge in Besitz nehmen (Offb. 11,15). Und
weil wir Ihm vertraut haben, werden wir "Miterben Christi"
(Röm. 8,16-17). Wenn wir in Sein ewiges Reich einziehen,
werden wir mit Ihm alles besitzen. Er bleibt allein als
Christus und Herr; aber das Erbe werden wir mit Ihm teilen.
Sein wunderbares Erbe wird auch uns gehören.
J.MacArthur
"Gott ... hat ... am Ende dieser Tage zu uns geredet
im Sohn, ... durch den er auch die Welten gemacht hat"
(Hebr. 1,1-2).
Christus ist der Baumeister, durch den Gott die Welt
erschaffen hat.
Johannes 1,1-3 bezeugt: "Im Anfang war das Wort ... Alles
wurde durch dasselbe geschaffen und ohne dasselbe wurde auch
nicht eines, das geworden ist." Der Herr Jesus hat die
Fähigkeit, etwas aus dem Nichts zu erschaffen (siehe Röm.
4,17) und das unterscheidet Ihn von den Geschöpfen. Nur
Gott kann so erschaffen, wir nicht. Wenn du das könntest,
wohntest du in einem besseren Haus, hättest ein anderes Auto,
vielleicht auch einen anderen Beruf- wenn du überhaupt einen
ausübtest. Du brauchtest nur in deinem Garten zu sitzen und
Geld zu erschaffen. Glücklicherweise hat Gott uns
verdorbenen Menschen dies Recht nicht gegeben.
Die Fähigkeit, ex nihilo (aus dem Nichts) etwas zu
erschaffen, hat nur Gott allein, und die Tatsache, dass Jesus
in dieser Weise etwas erschafft, weist Ihn als Gott aus und
bestätigt seinen absoluten Vorrang über alles. Er schuf
alles Materielle und Geistliche. Durch den Menschen wurde
das ursprünglich tadellose Werk Christi mit Sünden befleckt
und die ganze Schöpfung sehnt sich nach der Wiederherstellung
des anfänglichen Zustands (Röm. 8,19-21).
Das gewöhnliche Wort für "Welt" ist kosmos, aber das wird in
Hebräer 1,2 nicht verwendet. Hier heißt es aionas, was sich
nicht auf die materielle Welt, sondern auf die "Zeitalter"
bezieht. So wird es auch oft übersetzt. Jesus Christus ist
nicht nur der Schöpfer der materiellen Welt, sondern hat
neben dem Stoff auch Zeit, Raum und Energie erschaffen.
Der Schreiber des Hebräerbriefes beschränkt die Schöpfung
nicht auf unsere Erde, sondern zeigt uns, dass Christus der
Schöpfer des gesamten Universums, ja des Seins an sich ist.
Und alles dies gelang Ihm ohne Mühe.
Und wie steht's nun mit dir? Wenn du in Gott nicht den
Schöpfer der Welten siehst, hast du Schwierigkeiten, wenn du
die Entstehung des Universums erklären willst. Woher kam
alles? Wer plante es? Wer machte es? Das kann der Zufall
nicht! Jemand muss es getan haben und die Bibel sagt uns,
wer es war: Jesus Christus.