Titusbrief

Tit 3,10 W.MacDonald »Einen sektiererischen Menschen weise ab nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung, da du weißt, daß ein solcher verkehrt ist und sündigt, indem er durch sich selbst verurteilt ist.« Titus 3,10.11

Wenn wir an einen Sektierer denken, dann stellen wir uns meist einen Irrlehrer vor, der den großen fundamentalen Wahrheiten des Glaubens widersprechende Ansichten verbreitet. Wir denken an Männer wie Arius, Montanus, Marcion und Pelagius, die in den ersten Jahrhunderten nach Christus lebten. Ich will diese Definition eines Sektierers nicht ablehnen, sondern sie lediglich erweitern. Ein Sektierer im Neuen Testament ist auch jemand, der hartnäckig eine Lehre verbreitet - auch wenn sie von sekundärer Bedeutung ist -, die Spaltung in der Gemeinde verursacht. Er bekennt sich vielleicht zu den fundamentalen Glaubenslehren, betont aber immer wieder eine andere Lehre, die Zwiespalt verursacht, weil sie von der allgemeinen Überzeugung der Gemeinschaft abweicht, zu der er gehört. Ein Sektierer ist hartnäckig entschlossen, sein lehrmäßiges Steckenpferd zu reiten, auch wenn es zu einer Gemeindespaltung führen sollte. Beim Gespräch kommt er unweigerlich immer wieder zu seinem Lieblingsthema zurück. Wo er sich in der Bibel auch hinwendet, überall glaubt er Hinweise für seine Ansicht zu finden. Er kann nicht öffentlich das Wort verkündigen, ohne sie zu erwähnen. Er ist ein richtiger Schmalspuringenieur. Er hat nur eine Saite auf seiner Violine, und darauf spielt er nur eine Note. Sein Verhalten ist äußerst verdreht. Er mißachtet völlig die 1001 Lehren in der Bibel, welche die Heiligen im Glauben auferbauen würden, und hegt und pflegt stattdessen eine oder zwei abweichende Lehren, die nur zu Spaltung führen. Vielleicht betont er einen besonderen Aspekt der Prophetie. Oder er redet andauernd von einer bestimmten Gabe des Geistes. Oder er ist besessen von den »fünf Punkten des Calvinismus«. Wenn ihn die Ältesten der Gemeinde warnen, seinen eigenwilligen Feldzug nicht weiter fortzusetzen, ist er unbußfertig. Er beharrt darauf, daß er dem Herrn untreu wäre, wenn er diese Dinge nicht lehren würde. Er läßt sich nicht zum Schweigen bringen. Er hat eine »supergeistliche« Antwort auf jedes Argument, das gegen ihn vorgebracht wird. Die Tatsache, daß er in der Gemeinde Zwiespalt und Ärgernis anrichtet, schreckt ihn nicht im Geringsten ab. Er scheint unberührt von der Warnung Gottes: »Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben« (1. Korinther 3,17). Die Schrift sagt, daß ein solcher Mensch verkehrt ist und sündigt und durch sich selbst verurteilt ist. Er ist verkehrt in dem Sinn, daß er ein verzerrtes Denken hat. Er sündigt, weil die Bibel ein solches Verhalten verurteilt. Und er weiß es, trotz seiner frommen Beteuerungen. Nach zwei Warnungen sollte ihn die Gemeinde abweisen in der Hoffnung, daß diese gesellschaftliche Ächtung ihn dazu veranlaßt, seine Parteisucht aufzugeben.