Tit 3,1
C.Eichhorn
Das Verhalten gegenüber unguten Menschen
Erinnere sie, daß sie niemand lästern, nicht hadern,
gelinde seien, alle Sanftmütigkeit beweisen gegen alle
Menschen! Titus 3, 1.2
Christen sollen nicht lästern oder Schimpfworte im Mund
führen. Gewiß muß ein Christ die Sünde beim Namen nennen und
die Menschen als das bezeichnen, was sie sind. Aber etwas
anderes sind Schimpfworte, wie uns der Heiland in der
Bergpredigt solche anführt. "Racha", Hohlkopf, oder "du
Narr", das soll heißen: du gottverlorener und verdammter
Mensch. In diese Klasse der Unverbesserlichen sollen wir
nicht schnell jemand setzen; denn es heißt: "Verdammet nicht,
damit ihr nicht verdammt werdet!" Weiter sollen Christen
nicht hadern, nicht streitsüchtig sein. Es gibt vulkanische
Leute; wenn man mit ihnen zusammen ist, kann es jeden
Augenblick einen Ausbruch geben. Sie können keinen
Widerspruch ertragen und müssen unter allen Umständen das
letzte Wort haben. Christen sollen gelinde sein. "Eure
Lindigkeit lasset kundwerden allen, d.h. allerlei Menschen!"
Man hat oft mit recht wenig liebenswürdigen Menschen zu
tun, die ganz besonders zur Ungeduld reizen. Gerade ihnen
gegenüber gilt es, Lindigkeit zu zeigen. So unliebenswürdig
sie sind, begehren sie doch freundliches Entgegenkommen. Den
unschönen Worten und dem unliebenswürdigen Gebaren wollen wir
Freundlichkeit und Leutseligkeit entgegensetzen. Daneben
sollen Christen alle Sanftmütigkeit beweisen. Sanftmütig
ist, wer zurücktreten und Ansprüche fallen lassen kann. Die
Sanftmut hat zur Schwester die Demut. Ohne sie ist die
Sanftmut nur etwas Gemachtes, nur eine mühsame
Selbstbeherrschung. Die Sanftmut hat schon große Siege
errungen über trotzige und zornige Menschenherzen. Sie hat
oft schon feurige Kohlen auf das Haupt eines gehässigen
Menschen gesammelt, so daß brennende Scham ihn erfaßte. So
sollen Christen sein gegen alle noch unbekehrten Mitmenschen.
Waren sie doch selbst einst verkehrte, ungute und höchst
unliebenswürdige Menschen. Da ging ohne ihr Verdienst und
Würdigkeit die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes über
ihrem Leben auf. Jetzt können auch sie Freundlichkeit und
Leutseligkeit ausstrahlen. Spürst du, daß sich dunkle,
finstere Schatten auf das Innere legen, will dir die Geduld
und Sanftmut ausgehen, dann stelle dich unter das Licht der
göttlichen Liebe, die in Jesus Christus erschienen ist! Wir
müssen uns immer wieder bestrahlen lassen von oben, damit
wir auch wieder Licht und Wärme ausgeben können an unsere
Mitmenschen. Es warten viele darauf, daß wir ihnen unsern
gütigen, liebreichen Gott nahebringen. So sehr der Mensch
auf der einen Seite auf der Flucht vor Gott ist, so sehr ist
in ihm auch wieder ein Zug zur ewigen Liebe hin, und du
sollst deine noch gottfernen Mitmenschen ihm nahebringen.
Die Strahlen seiner Liebe, die aus dir hervordringen, sollen
sie zur Sonne der Liebe hinziehen, daß auch über ihnen die
Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes aufgehe.