Tit 2,9
C.O.Rosenius
Die Knechte ermahne, daß sie ihren Herren untertänig seien,
in allen Dingen zu Gefallen tun ... auf daß sie die Lehre
Gottes, unseres Heilandes, in allen Stücken zieren.
Tit. 2, 9. u. 10.
Beachte hier den Beweggrund, den der Apostel für seine
Ermahnung an die Dienenden hervorhebt! Die Diener sollen
sich nicht nach ihrem eigenen Gutdünken und ihren
Gewohnheiten richten, sondern sollen in allen Dingen ihren
Hausherren zu gefallen suchen. So geschah es unter den
Gläubigen in Israel, wo David das Verhalten der Dienenden als
ein Bild des Lebens der Heiligen vor Gott nehmen konnte,
womit er auch zeigt, wie die gläubigen Diener sein sollen.
Psalm 123 sagt er so schön: ,,Wie die Augen der Knechte auf
die Hände ihrer Herren sehen und wie die Augen der Mägde auf
die Hände ihrer Frauen, also sehen unsere Augen auf den
Herrn." Die Knechte haben also nur acht auf ihren Herrn und
tun, wie er es haben will; ebenso suchen die Mägde es ihren
Frauen recht zu machen.
In Kol. 3 sagt der Apostel ferner, daß dies zudem mit der
Lust des Herzens, um des Herrn willen, und mit Aufrichtigkeit
geschehen soll, ganz gleich, ob die Hausherren es sehen oder
nicht. ,,Nicht mit Dienst vor Augen, um den Menschen zu
gefallen, sondern mit Einfältigkeit des Herzens und mit
Gottesfurcht." Der Augendienst - oder daß die Diener unter
den Augen ihres Herrn arbeitsam, treu und sorgfältig, bei
seiner Abwesenheit aber nachlässig, untreu und saumselig sind
- ist eine solche Heuchelei und Verachtung der Nähe Gottes,
daß der Herr es heimsuchen muß. Dient darum, so sagt der
Apostel, ,,mit Einfältigkeit des Herzens", d.h. mit
Aufrichtigkeit und mit Gottesfurcht, d.h. um des Herrn
willen, als vor dem Angesicht des Herrn, der überall eure
Werke sieht, eure Reden hört und alles vergelten wird.
,,Alles was ihr tut, das tut von Herzen, als dem Herrn und
nicht den Menschen." Die Diener sollen bedenken, daß sie
wirklich dem Herrn dienen, wenn sie auf seinen Befehl ihren
Hauseltern dienen: ,,Und wisset, daß ihr von dem Herrn
empfangen werdet die Vergeltung des Erbes, denn ihr dient
dem Herrn Christus." Wohlgemerkt: ,,Ihr dient dem Herrn
Christus."
Hier haben wir das große Fundament sowohl der Pflichten als
auch der Aufmunterungen für die Dienenden: ,,Ihr dient dem
Herrn." Ach, daß es uns geschenkt würde, dies recht zu sehen!
Es ist eine harte und dicke Haut vor unseren Augen, sobald
es die Worte und die Wege des Herrn zu sehen gilt. Eine
teuflische Macht beherrscht unseren Sinn und gestattet uns
nicht, diese herrlichen Dinge zu sehen. Der Apostel sagt
hier, daß Knechte und Mägde, wenn sie auf des Herrn Befehl
ihren Hauseltern dienen, dem Herrn Christus dienen, ja, daß
sie auch mit den unansehnlichsten häuslichen Verrichtungen
dem Herrn dienen. Aber wer kann das sehen? Ist das, was der
Apostel hier sagt, der Vernunft nicht eine Torheit? ,,Dem
Herrn dienen?" fragst du; ,,nein, einem schlichten Bauern,
einem armen Kätner, einer bösen Hausmutter, ja, Kühen,
Schafen und Pferden diene ich, aber nicht dem Herrn, ja,
nicht einmal einem Engel. Wenn ich einem Engel dienen
dürfte, wäre das schon allzu groß; ich würde nicht soviel
begehren, dem Herrn Christus dienen zu wollen."
Aber warte ein wenig, du anspruchsloser Diener! Du sagst,
daß du Kühen, Pferden und Schafen dienst. Das ist wahr. Wer
aber hat dir das befohlen? Nicht wahr, deine Hauseltern.
Gewiß! Aber dienst du dann denen, die es dir befohlen haben,
nicht gerade damit, daß du ihren Haustieren dienst? Man
dient ja dem, dessen Befehle man erfüllt. Und nun fragen wir
wieder: Wer hat dir denn befohlen, den Hauseltern zu dienen
und zu gehorchen? Gewiß der Herr im Himmel. Dienst du dann
nicht Ihm, der es dir befohlen hat? Dienst du dann nicht dem
Herrn gerade damit, daß du Seinen Geschöpfen dienst, nämlich
deinem Hausherrn oder deiner Hausmutter? Sie sind doch wohl
ebenso gewiß Gottes Geschöpfe, wie die eben genannten
Haustiere dem Hausherrn gehören. Sollte Gott, der deinen
Hausherrn und deine Hausmutter erschaffen hat, nicht ebenso
darum eifern, daß du ihnen dienst, wie der Hausherr um seine
Kühe und Schafe eifert? Würden darum deine Augen recht
geöffnet, und erhieltest du die Gnade, ohne Seitenblicke
auf das Wort und den Befehl Gottes zu sehen, dann würdest
du erkennen, daß du nicht nur so große Ehre hast, den Engeln
dienen zu dürfen, sondern daß du wirklich Gott dem Herrn auch
in deinen geringsten häuslichen Verrichtungen dienst, weil Er
der ist, der dir befohlen hat, deinen Hauseltern zu dienen
und ihnen zu gehorchen, und weil ein jeder dem dient, dessen
Befehle er ausrichtet.
Hieraus folgen zwei kostbare Lehren für die Dienenden: Wenn
Gott dir befohlen hat, deinen Hauseltern zu dienen und ihnen
zu gehorchen, dann darfst du nicht danach fragen, wie diese
sind, oder wie sie ihre Pflichten erfüllen. Deine Pflicht
bleibt in allen Fällen die gleiche, denn du dienst dem Herrn.
Zum anderen: Bist du ein Christ und wolltest du gern einige
gute Werke tun, scheint es dir aber, daß dir wegen des
anhaltenden Dienstes, durch den dein Leben so unnütz
zugebracht wird, jegliche Gelegenheit dazu fehlt, dann
sollst du bedenken lernen, daß du gerade in deinem Dienst die
besten Werke tust, wenn du dich um des Herrn willen allen
Unbehaglichkeiten des Dienstes unterwirfst und geduldig,
gehorsam, demütig und treu deinen Hauseltern gegenüber bist;
,,denn du dienst dem Herrn Christus!"
Gib, Herr, daß ich aus reinem Triebe
Mich gern in kleiner Treue übe,
Und Du an mir, bis ich erblaßt,
Ein zuverlässig Herze hast.