1Thes 5,21
C.H.Spurgeon
Prüfet alles, und an dem Guten haltet fest. 1 Thess. 5, 21.
Mit diesen zwei Ankern, nämlich mit Glaube und Liebe zu
Christus, halte die Wahrheit fest, dann wird kein Feind sie dir
entreißen können. Der große Fehler in unserer Zeit ist der, daß
wir, indem wir suchen, liberal oder freisinnig zu sein, dabei
die Wahrheit nicht fest genug halten.
Vor einiger Zeit predigte ein Geistlicher über die Worte:
"Prüfet alles." In der Kirche war ein junger Mensch, der offen
an die Wahrheit des Christentums glaubte, aber da der Prediger
den Gegenstand auf eine so unentschiedene Weise behandelte,
ging der junge Mann heim, kaufte sich einige ungläubige Bücher
und wurde völlig von der Wahrheit abtrünnig, so daß er auch das
verließ, was er einst für wahr gehalten hatte. Ich bitte euch
daher, laßt euren Anker tief in den Grund der Wahrheit
eindringen, damit ihr fest steht bei allem, was kommen mag, und
während ihr alles prüft, werft das nicht weg, was gut ist.
Haltet fest das Vorbild der heilsamen Lehre, welches ihr gehört
habt vom Glauben und von der Liebe in Christus Jesus.
P.Wurster
Prüfet alles und das Gute behaltet. (1. Thess. 5, 21.)
Man lernt nie aus. Das gehört zum Schönsten im Leben,
daß man immer weiter lernen darf auch in dem, was man
wirklich kann und versteht. Wer da meint fertig zu sein, der
bleibt zurück. Nicht mehr prüfen und nichts mehr lernen, das ist
ein Stück geistigen Todes! Darum wollen wir froh sein, daß wir
wieder einen Tag haben, da wir miteinander und voneinander
lernen können, in unsern Berufs- und Amtsgeschäften, in allem,
was zur Bildung des Geistes und Herzens gehört. Wir wollen
nichts und niemand im voraus gering achten; oft lernt man
vom geringen, einfältigen Mann das Beste. Wir wollen es uns
nicht verdrießen lassen, auch fromme Irrtümer und Vorurteile
abzulegen, auch von Andersgläubigen und Ungläubigen zu lernen,
was möglich ist. Mit offenen Augen wollen wir auch heute
durchs Leben gehen. Gott selbst aber schärfe uns den Sinn, daß
wir merken, was zu unserm und unseres Volkes Schaden ist, und
helfe uns zu einem immer klareren Urteil, zu unterscheiden, was
vergänglich ist und was ewig, was fördert und was hindert, was
Schein ist und was Wahrheit.
W.MacDonald
»Prüfet aber alles, das Gute haltet fest.«
1. Thessalonicher 5,21
Manchmal scheint es, daß Christen ganz besonders dazu neigen,
auf alle möglichen kurzlebigen Modeströmungen und Winde der
Lehre hereinzufallen. John Blanchard erzählt von zwei
Reisebuschauffeuren, die ihre Fahrtenbücher verglichen. Als
der eine erwähnte, daß er gerade einen Bus voller Christen
hätte, sagte der andere: »Wirklich? Was glauben sie denn?«
Worauf der erste Fahrer antwortete: »Alles, was ich
ihnen erzähle!« Eine Zeitlang ist es vielleicht ein
Nahrungsmittel-Trend. Bestimmte Nahrungsmittel werden
als giftig verschrien, während andere nahezu magische
Eigenschaften haben sollen. Dann ist es wieder eine
Arzneimittel-Mode, wenn bestimmten seltsamen Kräutern oder
Extrakten spektakuläre Heilerfolge zugeschrieben werden.
Christen sind auch äußerst leichtgläubig, was Spendenaufrufe
betrifft. Zumindest in Amerika reagieren sie spontan und
großzügig auf jede Spendenwerbung, sei es nun für
Waisenkinder oder antikommunistische Kampagnen, ohne
die Vertrauenswürdigkeit der jeweiligen Organisation
im geringsten zu hinterfragen.
Betrüger und Hochstapler haben unter den Gläubigen
Hochkonjunktur. Egal wie lächerlich und unglaubwürdig ihre
rührselige Geschichte auch sein mag, immer scheffeln sie
genügend Geld ein.
Vielleicht besteht das Problem darin, daß wir nicht in
der Lage sind, zwischen Glauben und Leichtgläubigkeit zu
unterscheiden. Der Glaube verläßt sich auf die sicherste
Sache im ganzen Universum, nämlich auf das Wort Gottes.
Leichtgläubigkeit akzeptiert Dinge als Tatsache ohne jeden
Beweis und manchmal sogar trotz deutlicher Gegenbeweise.
Es war niemals Gottes Absicht, daß die Seinen ihr
Unterscheidungsvermögen oder ihre Urteilskraft aufgeben
sollen. In der Bibel finden wir dazu verschiedene
Ermahnungen wie die folgenden:
»Prüfet aber alles; das Gute haltet fest« (1.Thessalonicher
5,21). »... wenn du das Köstliche vom Gemeinen ausscheidest
...« (Jeremia 15,19). »Und um dieses bete ich, daß eure
Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und aller
Einsicht, damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere sei«
(Philipper 1,9.10a). »Geliebte, glaubet nicht jedem Geiste,
sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele
falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen«
(1. Johannes 4,1).
Die Gefahr ist natürlich besonders groß in Verbindung
mit lehrmäßigen Modetrends und sogenannten »neuen
Erkenntnissen«. Aber auch auf vielen anderen Gebieten ist
es möglich, daß Christen auf Ab- oder gar Irrwege geraten,
indem sie fixen Ideen oder Modeströmungen zum Opfer fallen,
und diesen mit übertriebenem Eifer anhängen.