1. Thessalonicherbrief

1Thes 5,18 D.Rappard Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christo Jesu an euch. 1. Thess. 5,18.

Dankbare Menschen sind glückliche und gesegnete Menschen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß d a n k b a r e Kinder meist wohl geraten, während für u n d a n k b a r e wenig Hoffnung ist. Dankbarkeit ist eine Tochter der Demut. Wer gering von sich hält, ist überrascht und erfreut über jede Erfahrung der Güte von seiten Gottes und der Menschen. Und wenn zu einer natürlich dankbaren Gesinnung noch Gottes Gnade kommt, so ist die Atmosphäre, die solche dankbaren Menschen umgibt, voll eines besonders süßen, erfrischenden Duftes. - Wir wollen diese seltene Pflanze recht sorgfältig pflegen in unserem Herzensgarten. D a n k e n hängt zusammen mit d e n k e n. Die erfahrenen Wohltaten erwägen, weckt und nährt die Dankbarkeit.

Äußeres Glück macht nicht immer dankbar. Nein; es macht oft gleichgültige und sogar unzufriedene Leute. Es kommt auf das Herz an. In manchen Hütten der Armut, ja auf dem Bett der Krankheit hat man Beispiele von überströmender Dankbarkeit gefunden.

In a l l e n Dingen sollen wir dankbar sein; das ist Gottes Wille auch an uns. Dazu braucht es übernatürliche Kraft. Es gibt Dinge, die uns lauter Verlust zu sein dünken; sie bringen aber hernach reichen Gewinn. O lernen wir, stille sein und danken.

O mach mein Herze allezeit Voll kindlich treuer Triebe, Voll D e m u t und voll D a n k b a r k e i t Und voll von Deiner Liebe!





C.O.Rosenius Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. 1. Thess. 5, 18.

Welcher Menschengedanke genügt, welche Zunge kann alles das aussprechen, wofür wir unserem Gott danken und Ihn loben müßten! ,,Alle Lande sind Seiner Ehre voll." Alles, was unseren Blicken begegnet, zeugt von der Güte und Größe Gottes und von Seiner Liebe zu den Menschen; denn alles, was auf Erden ist, ist für uns erschaffen. Ferner glauben und bekennen wir, daß Er auch Seinen eingeborenen Sohn für uns alle dahingegeben hat, daß wir als eine freie Gabe das ewige Leben, ,,das Reich, das uns bereitet ist, von Anbeginn der Welt", empfangen sollen. Wie müßte unser Herz für dieses alles in ewig unaufhörlichem Lob, in Preis und Dank zerschmelzen! ,,Alles, was in mir ist," Seele und Gemüt, Herz und Gedanken, Wort und Tat, alles sollte den Herrn loben! Wäre das nicht billig? Wenn das nun nicht geschieht, wenn du im Gegenteil ganz kalt und undankbar, vielleicht unzufrieden und ungeduldig selbst über die kleinste Unannehmlichkeit bist, wäre es dann nicht recht und wohlverdient, wenn Gott dich in ewigem Zorn augenblicklich in die Hölle schleuderte? Ja, solches sehen und fühlen die Gläubigen, so daß sie von Herzen sagen, daß sie schon um dieser Sünde willen alle Tage die Hölle verdient hätten.

Aber diejenigen, die nicht nur kalt und darin nachlässig sind, unseren Gott zu preisen, sondern geradezu auch mit dem unzufrieden sind, was Gott ihnen zugeteilt hat, sollten sich wohl hüten, daß der Herr ihnen nicht wirklich nach Verdienst gäbe, wenn sie mit dem, was sie erhalten haben, nicht zufrieden und dafür dankbar sind. Undank ist der heiße Wind, der dir alle Gnadenquellen Gottes ausdörrt. Ihn kann der Herr ja nicht gerechter und gelinder als dadurch lohnen, daß Er das Gute von dir nimmt, das du so wenig achtest. Darum müssen wir beizeiten über diese Sünde erwachen und Gott um Vergebung und um Gnade zur Besserung bitten. Denn, wie gesagt, die Wohltaten Gottes gegen uns sind so zahlreich und groß, daß unser ganzes Leben ein unaufhörliches Danken und Loben sein müßte.

Die Dankbarkeit ist deine heiligste Pflicht gegen Gott. Sie würde dich zu einem glücklicheren Menschen, dein Herz zufrieden, dein Gebet warm und trostreich machen. Wir wollen nur von diesem letzteren reden. Was ist die Ursache davon, daß mancher sonst ernste Christ so kalt, tot und niedergeschlagen im Gebet ist? Ohne Zweifel diese, daß er mit dem Bitten anfängt, bevor er gedankt und Ihn gelobt hat. ,,Ich wunderte mich", sagte einmal jemand, ,,als ich Luthers ernste Anmerkung über diese ,,verdrehte Ordnung" las, daß man zuerst zu bitten und nicht zuerst zu loben und zu danken anfängt; aber ich habe nun lebendig erfahren, wie vortrefflich diese Anmerkung ist."

Luther redet über Ps. 18, 4: ,,Ich will den Herrn loben und anrufen" und sagt: ,,Man glaubt nicht, was das Lob Gottes für ein kräftiges Mittel in eintreffender Gefahr ist. Denn sobald du anfängst, Gott zu loben, wird das Übel gleich besänftigt, der herzhafte Mut wächst, und darauf folgt das Anrufen Gottes mit Zuversicht. Darum haben sich alle rechten Diener Gottes wohl vorgesehen, daß sie nicht angefangen haben, in einer anderen Weise oder in einer anderen Ordnung Trost und Hilfe gegen das Übel zu suchen, als es dieser Vers zeigt. Man soll den Herrn nicht zuerst anrufen, sondern Ihn zuerst loben. Es gibt Leute, die vor dem Herrn jammern, aber nicht gehört werden. ,Sie rufen, aber da ist kein Helfer; zum Herrn, aber Er antwortet ihnen nicht.' Warum das? Weil sie den Herrn nicht lobten, als sie zu Ihm riefen, sondern Ihm zürnten. Sie haben sich den Herrn nicht vorgestellt, wie lieblich Er ist, sondern haben nur an ihre bitteren Erfahrungen gedacht. Aber niemand wird dadurch vom Bösen befreit, daß er nur sein Elend sieht und vor demselben erschrickt, sondern dadurch, daß er sich zum Herrn hält und Seine Güte sieht."

Es scheint ein schwer zu befolgender Rat zu sein, daß man in der Stunde der Not damit anfangen soll, Gott zu loben; aber es ist doch etwas, was den reineren Glauben und die echte Braut auszeichnen wird, die den Bräutigam höher schätzt als alle seine Gaben und die den Herrn preist und ehrt, nicht nur, wenn Er das tut, was uns gefällt, sondern zu allen Zeiten für das, was Er in sich selbst ist. ,,Hurenliebe" kann nur für Gaben danken, die Vortrefflichkeit des Herrn aber nicht loben. Doch wird es auch für die Gläubigen eine schwere Kunst, mitten in der Finsternis der Not und der Bekümmernis sich zu der ewigen Güte und Treue Gottes emporzuschwingen. Aber versuche es nur, wenn du in dieser Finsternis bist, versenke dich in die Eigenschaften Gottes und in die Beweise derselben, die du mit allen Gläubigen früher erfahren hast, dann wirst du bald Erleichterung empfangen und schließlich die Worte Davids bestätigen: ,,Unseren Gott loben, das ist ein köstliches Ding, solches Lob ist lieblich und schön."

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, Meine begnadigte Seele, das ist mein Begehren. Kommet zu Hauf, Psalter und Harfe wacht auf! Lasset den Lobgesang hören.

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, Der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, Der dich erhält, Wie es dir selber gefällt; Hast du nicht dieses verspüret?