1Thes 5,16
W.Nee
Freuet euch allezeit; . . . danket bei allem.
1. Thessalonicher 5,16
Wie ist das möglich? Wie können wir uns inmitten von
Schwierigkeiten freuen? Wo kommt diese Freude her? Machen
können wir sie nicht, denn wenn wir sie nicht haben, dann
haben wir sie eben nicht! Aber an einer anderen Stelle gibt
uns Paulus den Schlüssel zu diesem Geheimnis. Wir sollen uns
freuen im Herrn. Wir sollen durch die Freude dessen leben,
der dort, wo du oder ich verzweifelt wären, sieh »im Geist
freute« und die triumphierenden Worte sprach: »Vater...
es war wohlgefällig vor dir!« (Lukas 10,21). Seine
Freude ist deine Freude. Wenn du in Versuchung gerätst,
niedergeschlagen zu sein, blick auf und frag dich: »Hat der
Herr heute seine Freude verloren?« Nur wenn das der Fall ist,
magst du dich damit abfinden, freudlos zu sein! Denn es ist
nicht eine Frage deiner, sondern seiner Freude. Die Freude
des Herrn ist deine Stärke.
C.O.Rosenius
Seid allezeit fröhlich! 1. Thess. 5, 16.
Hier sagt jemand: ,,Freude im Herrn ist eine Frucht des
Glaubens und des Geistes; man kann sie nicht nehmen, bevor
sie nicht gegeben wird; sie kann nicht durch Ermahnungen
hervorgebracht werden." Das ist wahr. Aber gleichwie Liebe,
Demut und Sanftmut auch Geistesfrüchte sind und die Apostel
trotzdem ermahnen, dieselben zu üben, so haben sie auch zu
dieser Frucht des Geistes ermahnt und gesagt: ,,Seid allezeit
fröhlich, denn das ist der Wille Gottes an euch!" ,,Freut
euch in dem Herrn allewege!" Deshalb müssen wir auch nach
dieser Gnade trachten und alle Mittel anwenden, die sie
fördern. Geht die Freude des Glaubens verloren, dann sind
auch alle anderen Gaben und Kräfte dahin.
Ein anderer sagt: ,,Die Freude hängt von den Umständen ab;
wenn ich Grund zur Freude habe, dann bin ich fröhlich. Aber
wie kann ich mich freuen, wenn Not und Trübsal da sind?" Das
sind rechte Ausdrücke einer menschlichen und fleischlichen
Freude. Der Apostel aber sagt: ,,Als die Traurigen, aber
allezeit fröhlich." ,,Ich bin überschwenglich in Freuden in
aller unserer Trübsal." Bist du noch ein Ungläubiger, dann
kannst du dich gewiß nicht im Herrn freuen, dann hängt deine
Freude von zufälligen Umständen ab; ein Gläubiger aber hat
einen hohen und wundersamen Frieden, so daß er sich auch in
der Trübsal freuen kann.
Möge jedoch niemand denken, daß die äußeren Umstände nicht
auf die Herzen der Gläubigen einwirken. Solange sie in
diesem Leben sind, fühlen sie wohl, wo es schmerzt. Asaph
bekennt von sich: ,,Es tut mir wehe im Herzen und sticht mich
in meinen Nieren, daß ich ein Narr sein muß und wie ein Tier
vor Dir sein muß." Aber höre, welch reiche Freudenquelle er
dabei noch hatte! Er fügt hinzu: ,,Dennoch bleibe ich, Herr,
stets bei Dir; wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts
nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele
verschmachten, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens
Trost und mein Teil." Von einem solchen Herzen ist hier die
Rede.
Ein Ungläubiger ist unfähig zur Freude im Herrn; entweder ist
er mit Götzen erfüllt, ganz leichtsinnig und irdisch, oder er
ist unter dem Gesetz gedrückt, ist knechtisch und scheu vor
Gott. Einen solchen zur Freude in Gott zu ermahnen, das wäre
ebenso, als wenn man Wasser zum Brennen bewegen wollte. Ein
Ungläubiger hat auch durchaus keinen Grund zur Freude. Es
ist wahrlich nur klägliche Selbsttäuschung, daß ein Weltkind
einen einzigen Augenblick lachen kann, während es doch
unter dem Zorn des Allmächtigen lebt und dem ewigen Tod
entgegengeht. Solche unglücklichen Menschen hat kein Apostel
zur Freude ermahnt; zu ihnen heißt es: ,,Weint und heult über
euer Elend, das über euch kommen wird."
Aber hier wird zu den wiedergeborenen Gnadenkindern geredet,
die in der Freundschaft des Allmächtigen stehen. Sie haben
in Wahrheit allen Grund, beständig fröhlich zu sein und sich
zu freuen, auch wenn schwerste irdische Unglücksfälle und
Sorgen sie getroffen haben. Sie sind doch zu allen Zeiten
glücklich, wenn auch nicht immer fröhlich; darüber müßten sie
sich immer freuen. Kein Christ kann schon die Kunst, sich
beständig zu freuen. Das Gefühl geht seinen Weg und wechselt
wie der Wolkenhimmel. Aber er hat Grund, sich beständig zu
freuen, denn er ist glücklich. ,,Siehe, wir preisen selig,
die erduldet haben." Zweitens gibt es eine tiefere Freude als
die des Gefühls, eine Bewußtseins-, eine Glaubensfreude,
welche spricht: ,,Doch, trotzdem bin ich froh! Obwohl ich
jetzt keine besondere Freude fühle, bin ich doch froh, daß
ich einen Herrn, einen Freund, einen Schatz habe, der alles
weit überwiegt."
Eine solche Freude müssen die Christen haben. Dazu ermahnt
der Apostel, wenn er sagt: ,,Seid allezeit fröhlich!" Aber er
gibt auch den Grund dazu an, indem er ,,im Herrn" sagt. ,,Im
Herrn", also weder in Silber noch in Gold, weder in Üppigkeit
noch in Gesang, weder in Gesundheit noch in Stärke, weder in
Kunst noch in Weisheit, weder in Gewalt noch in Ehre, weder
in Freundschaft noch in Gunst, ja, weder in guten Werken noch
in Heiligkeit; denn solches gewährt nur eine betrügliche und
falsche Freude, in der ihr euch nicht lange werdet freuen
können, wenn ihr echte Kinder und unter der Zucht des Geistes
Gottes seid. Teils ist dies eine sehr gefährliche Freude,
die das Herz vom Herrn abzieht, der allein Seiner Kinder
Freude, Schatz und Wonne sein will; teils gibt alles dieses
nur eine kurze und unsichere Freude, die bald ein Ende hat.
Wollt ihr euch deshalb ,,allezeit, ja ewiglich" freuen, dann
muß eure Freude ,,im Herrn" sein.
Alle andere Freude, auch die über die Gaben des Geistes,
z. B. über Heiligkeit, Kraft und gute Werke, ist eine
gefährliche Freude, davon haben wir eine bedenkenswerte Lehre
in der schnellen Warnung, die der zärtliche, wachsame Herr
Seinen Jüngern gab, als sie mit Freuden davon sprachen, wie
sie in Jesu Namen Teufel ausgetrieben hätten: ,,Freut euch
nicht, daß euch die Geister untertan sind; freut euch aber,
daß eure Namen im Himmel geschrieben sind." So warnt der
Geist des Herrn auch durch den Propheten: ,,Ein Weiser rühme
sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht
seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums,
sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er
Mich wisse und kenne." Der Herr ist ein großer Liebeseiferer.
Er duldet nicht, daß Seine Braut ihre eigentliche
Herzensfreude und ihren Schatz in etwas anderem als in Ihm
hat.
Auch wenn ich Ihn nicht schmecke,
Erhalt ich doch Genuß,
Wenn ich mich nur erwecke,
Zum reichen Überfluß
Des Wortes hinzuellen,
Zum Evangelio;
Da läßt sich's gut verweilen.
Da werd' ich wieder froh.