1Thes 5,7
C.Eichhorn
Die geistliche Trunkenheit
Die da trunken sind, die sind des Nachts trunken.
1. Thess. 5, 7
Solange der Mensch in der Nacht der Gottesferne sich
befindet, lebt er dahin wie ein Trunkener. Es fehlt ihm die
klare Anschauung der Dinge, das nüchterne Urteil. Die Lüste
und Leidenschaften rauben die Besinnung und versetzen in
einen Taumel. Man vergißt, wenn Zorn oder Begierde
aufflammt, alle sittlichen Grundsätze und Gebote, man denkt
nicht an die traurigen Folgen und an die schwere
Verantwortung. Man läßt sich hinreißen und rennt in sein
Verderben. Wenn's zu spät ist, kommt es vielleicht zu
schmerzlicher Ernüchterung. Ebenso bringen die Sorgen in
einen Zustand der Benebelung. Sie treiben um und machen,
daß der Mensch nicht mehr recht bei sich ist, wohl gar den
Verstand verliert. Auch der Hochmut ist wie ein Dunst, der
den Geist umfängt. Der Mensch ist von sich eingenommen und
ganz voll, er schwärmt von seiner Größe, Tüchtigkeit und
Vortrefflichkeit. Das Urteil über sich selbst ist ihm
abhanden gekommen. Ein Schwindelgeist erfaßt ihn,
Schmeichler steigern ihn vielleicht noch, daß er vollends den
Boden unter den Füßen verliert und in Größenwahn verfällt. -
Manchmal werden weite Kreise eines Volkes von einem
Taumelgeist erfaßt. Schlagworte üben eine unheimliche Macht
aus, wiewohl keine Vernunft dahintersteckt. Der Zeitgeist
hält die Seelen in seinem Zauberbann.
Die Bibel lüftet den Schleier, sie zeigt uns den satanischen
Ursprung solchen Rausches. Es sind Verstrickungen Satans
(2. Tim. 2, 26). Dämonische Mächte bewirken eine Verblendung
ganzer Massen. Sie trinken aus dem Taumelbecher des Zornes
Gottes, der sie dahingibt in satanische Beeinflussung, daß
sie Tag für Tag Irrtum für Wahrheit, das Verbrechen als
Tugend preisen.
Nur ein Mittel gibt's, aus diesem Zustand der geistlichen
Trunkenheit herauszukommen: das Wort der Wahrheit. Wer ihm
Gehör gibt, kommt zur Besinnung, wird nüchtern. Im Wort ist
wirksam der Heilige Geist, und wo er Einfluß gewinnt, da
kommt der Mensch zu sich, er wird klar und vernünftig, wie
jener Besessene, als er zu Jesu Füßen saß (Luk. 8, 35).
Zwar nennt die Welt die wahren Christen unnüchtern,
schwärmerisch, überspannt und unvernünftig. Aber in Wahrheit
macht der Weltgeist zu Toren und Schwärmern. Man erwartet
alles von sich selbst. Man gibt sich leeren Hoffnungen hin.
Man glaubt an einen Aufstieg, während es abwärtsgeht. Man
erhofft einen Glückseligkeitszustand der Menschen durch
Besserung der äußeren Verhältnisse ohne Sinnesänderung. Man
meint, die Menschen seien nur darum schlecht, weil es ihnen
schlecht ergehe. Unnüchternheit auf allen Seiten!