Kol 2,10
S.Keller
Kol. 2, 10: «Ihr seid vollkommen in ihm.»
So etwas hört mancher gern: vollkommen, ohne Sünde, ein ganz
reines Herz - das läßt man sich gefallen! Unser Wort heißt
nach dem Grundtext: "In ihm seid ihr Erfüllte." Wenn man die
Gläubigen selbst ansieht, sind sie noch lange nicht mit der
Fülle der Gottheit Erfüllte (Eph. 3,19), sondern sie stehen
im Kampfe zwischen Fleisch und Geist, und wenn sie die Sünde
auch jetzt hassen und meiden, so sind sie wohl die Herrschaft
der Sünde, aber nicht ihr Ankleben los. Der treueste Christ
leidet unter seiner Sünde und unter der Ausstrahlung fremder
Sünde. Darum sehnt er sich nach der Kindschaft und des
Leibes Erlösung. Gerade, wer in der Rechtfertigung etwas von
der wahren sittlichen Vollkommenheit verspürt hat, möchte das
gern für alle Gebiete seines Lebens und für alle Stunden des
Kampfes und der Versuchung haben: er sehnt sich nach der
Vollkommenheit. In Jesu ist aber seine Gemeinde heute schon
vollkommen. Er deckt sie mit seiner Fülle! Vor Gott, der
keinen Wechsel der Zeit hat, sind wir jetzt schon angesehen
als die Herrlichgemachten, als die am Ziel mit Glanz
Erfüllten.
Zeige uns, Herr, von ferne, wie du in Jesus uns ansiehst,
damit wir von solchem Zukunftsbild angezogen, treuer und
besser uns sehnen nach dem vorgesteckten Ziel. Wir sehnen
uns nach der Gottesfülle. Herr, hilf du uns durch deinen
Geist! Amen.
W.MacDonald
»Und ihr seid vollendet in ihm.« Kolosser 2,10
Im Gegensatz zur volkstümlichen Auffassung gibt es keine
unterschiedlichen Grade von Tauglichkeit für den Himmel.
Jemand ist entweder völlig tauglich, oder er ist es überhaupt
nicht. Natürlich ist das ein absoluter Widerspruch zu der
weitverbreiteten Auffassung, daß an der Spitze von Gottes
Meßlatte die guten Menschen mit einem sauberen Leben sind,
unten am Fuß die Verbrecher und Gangster ihren Platz haben,
und in der Mitte die Durchschnittsbürger mit verschiedenen
Tauglichkeitsgraden für den Himmel anzutreffen sind. Das ist
ein gewaltiger Irrtum. Entweder sind wir tauglich oder wir
sind es nicht. Es gibt keine Grauzone dazwischen.
Tatsächlich ist niemand in sich selbst tauglich. Wir alle
sind schuldige Sünder, die zu Recht die ewige Verdammnis
verdienen. Wir alle haben gesündigt und erreichen nicht die
Herrlichkeit Gottes. Wir alle gingen in die Irre und wandten
uns ein jeder auf seinen Weg. Wir alle sind unrein, und
selbst unsere gerechtesten Werke gleichen schmutzigen Lumpen.
Nicht nur sind wir völlig untauglich für den Himmel, es gibt
auch nichts, was wir selbst tun könnten, um uns tauglich zu
machen. Unsere besten Vorsätze und edelsten Bemühungen haben
keine Wirksamkeit, unsere Sünden hinwegzutun oder uns die
Gerechtigkeit zu verschaffen, die Gott fordert. Aber die
gute Nachricht ist, daß Gottes Liebe bereitstellt, was Gottes
Gerechtigkeit fordert, und Er schenkt es uns als Gabe, völlig
umsonst. »Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf daß
niemand sich rühme« (Epheser 2,8.9).
Tauglichkeit für den Himmel wird nur in Christus gefunden.
Wenn ein Sünder von neuem geboren wird, nimmt er Christus
auf. Gott sieht ihn nicht mehr als Sünder im Fleisch; Er
sieht ihn in Christus, und nimmt ihn auf dieser Grundlage an.
Gott hat Christus, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde
gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm
(siehe 2. Korinther 5,21).
Wenn wir andererseits Christus nicht haben, sind wir
so völlig verloren, wie nur möglich. Ihn nicht zu haben,
ist ein absolut tödlicher Mangel, der unser ganzes ewiges
Schicksal bestimmt. Nichts kann diesen alles entscheidenden
Mangel je ersetzen.
Es sollte auch klar sein, daß kein Gläubiger auch nur ein
bißchen tauglicher für den Himmel ist als irgendein anderer
Gläubiger. Alle Gläubigen haben denselben Anspruch auf die
Herrlichkeit. Dieser Anspruch ist Christus selber. Kein
Gläubiger hat Christus mehr als ein anderer. Deshalb ist
keiner tauglicher für den Himmel als ein anderer.