Kol 2,7
S.Keller
Kol. 2, 7: «Seid gewurzelt in ihm.»
Das ist ein stiller Vorgang, wovon man an der Oberfläche
nichts merkt: aus Hunger nach neuer Nahrung streckt der Baum
die feinsten Ausläufer seiner Wurzeln weiter in den Boden, in
dem er wächst, hinein. Hier gehen sie um einen Stein herum,
weil die drunter liegende Feuchtigkeit sie anlockt, bis sie
ihn umklammert haben; dort dringen sie durch eine Ritze im
Felsen ein, weil es drinnen sickernde Tropfen aufzufangen
gilt. Die Wurzeln, die so in der Erde neue Nahrung suchen,
denken nicht daran, daß sie damit das Wachstum des Baumes
draußen im Sonnenlicht möglich machen. Ebensowenig haben sie
eine Ahnung davon, daß sie durch solche Vertiefung dem Baum
eine verstärkte Festigkeit gegen den rüttelnden Anprall des
Sturmes geben. Und dabei tun sie es doch! Nun übersetze dir
dieses Bild in seinen einzelnen Zügen auf dein Liebesleben
mit Christo. In hungrigem Verlangen nach seinen Geheimnissen
betest du, liest du sein Wort, versenkst du dich in stillen
Stunden in seine Art. Und ohne daß du daran gedacht hast,
wird die Doppelwirkung eintreten: Deines Glaubens Baum setzt
neue Zweige an und streckt sich höher ins Licht, und zu
gleicher Zeit bist du für kommende Anfechtung tiefer
verankert in Jesus.
Schenk uns, Herr Jesus, solche Vertiefung in dein Wesen. Wir
sind schon belohnt, wenn unser Suchen neue sickernde Tropfen
des Lebens auffand und in sich aufnahm. Was das später für
Segen offenbaren soll, ist unsere geringste Sorge. Gib dich
uns zu schmecken, so genügt uns das. Amen.