Kol 1,25
J.Kroeker
Vom Dienst in Vollmacht.
"Deren Diener ich geworden bin nach dem Haushalteramt Gottes,
das mir für euch gegeben ist, damit ich das Wort Gottes
ausbreiten soll, das Geheimnis, das verborgen war vor den
Zeitaltern und Geschlechtern, nun aber geoffenbart ist
seinen Heiligen." Kol. 1,25 f.
Aufgrund des Haushalteramtes Gottes, das Paulus verliehen
ward, wusste er sich dazu berufen, als Diener Christi das
Wort Gottes zur vollen Geltung zu bringen, oder den ganzen
Vollgehalt seines Evangeliums kundzutun. Denn wenn Paulus
hier vom "Wort Gottes" spricht, so versteht er darunter sein
Christusevangelium. Sein Evangelium war für ihn inhaltlich
unzertrennlich mit der Person Jesu verbunden. Es war bei ihm
nicht eine augenblickliche Begeisterung, es war tiefstes
innerliches Erleben, wenn er an die Gemeinde in Korinth
schrieb: "Denn ich hatte mir vorgenommen, kein anderes Wissen
unter euch zu zeigen, als nur das von Christus Jesus, und
zwar dem Gekreuzigten." Was er der Welt in seinem Evangelium
zur Erlösung zu bringen hat, ist nicht irgendeine Lehre,
nicht ein neuer Kultus, es ist eine ganz bestimmte Person:
die Person des Auferstandenen.
Er nennt daher sein Christus-Evangelium eine inhaltlich
vollendete Gottesoffenbarung, die in der Person Jesu der
Welt geworden ist. Das war der Vollgehalt seines Evangeliums.
Dasselbe war nicht gebunden an die Schranken der jüdischen
Nationalität und an die Verordnungen verdienstlicher
Gesetzlichkeit. Es bestand in der freien, zum Heile aller
Nationen sich auswirkenden Gnade Gottes. Dass nun dieser
Inhalt seines Evangeliums zur vollen Verwirklichung gelange,
das war sein einziges Sehnen, dem galt all sein Dienen.
Ein mysterion = ein Geheimnis ist ihm daher sein Evangelium
und zwar in Bezug der absoluten Neuheit seines Inhalts. So
ein Evangelium, wie er es in der Person Jesu Christi brachte,
war noch nie in einem Zeitalter und keinem Geschlecht
verkündigt worden. Man kannte zwar in seinen Tagen
manches Evangelium. Die philosophischen und kultischen
Wanderpropheten zogen damals von Stadt zu Stadt, von Ort zu
Ort, von Markt zu Markt. Denn die in jener Zeit gepflegte
Philosophie war in all ihren Richtungen Erlösungsphilosophie.
Aber hatte man auch anfänglich dem Worte dieser Philosophen
gelauscht und ihr Evangelium verwirklichen wollen, so hatte
man später doch wieder die bittere Erfahrung gemacht, dass es
wohl neue Anstrengungen verlangte, nicht aber neues Leben und
neue Kraft zu wecken vermochte. Da kam Paulus mit seinem
vollen Christusevangelium. Dieses erwies sich aber als eine
Gotteskraft, durch die eine neue Schöpfung entstand. Daher
schämte er sich seines Evangeliums von Christo nicht,
wünschte vielmehr, mit demselben die ganze Welt zu erfüllen.