Kol 1,9
S.Keller
Kolosser 1, 9: «... daß ihr erfüllet werdet mit Erkenntnis
seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und
Verstand.»
Es beglückt uns schon, wenn wir auf einem Gebiet, in einer
Zweifelsfrage, in einer Schwierigkeit Gottes Willen klar
erkannt haben und sich nachher herausstellte, daß da ein
Stück wahrhaft geistlicher Weisheit und Verständnis bei uns
gewesen ist. Aber daß das in jedem Fall so sein könnte, daß
wir von solcher Begabung erfüllt würden - so kühn wie hier
der Apostel bittet - wagen wir kaum zu glauben und zu bitten.
Dabei kommen wir uns noch so brav, so nüchtern, so besonnen
bei dieser falschen Bescheidenheit vor und ahnen nicht,
daß dabei ein hartes Urteil über uns tönen könnte: ,,Ihr
kriegt nichts, weil ihr nicht bittet." Ist es wirklich
Bescheidenheit oder Unglauben, die ,,den Meister nicht
bemühen" will, oder ist es eine große Ration Eigenwillen,
die erst selbstklug alle seine eigenen Wege ausprobiert,
ehe er ganz bankerott die Hilfe von oben in Anspruch nimmt?
Zur völligen Geistesleitung in allen Fragen, die über den
natürlichen Verstand hinausgehen, gehören ,,eitel gläubige
Herzen", Menschen, die mit dem auf Jesum Hingeworfensein auch
wirklich Ernst machen und ganz echte Bereitschaft, dem
erhaltenen Winke auch wirklich zu gehorchen. Geisteswinke
verpflichten; sie setzen Verantwortlichkeit voraus.
Herr Jesus, vergib uns unsere freiwillige Armut. Das war
eine sündliche Torheit, daß wir deine Fülle nicht in Anspruch
nahmen. Leite du uns und erfülle du uns mit deinem Geist!
Amen.
J.MacArthur
"Deshalb hören wir nicht auf, von dem Tage an, da wir es
gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr mit
der Erkenntnis seines Willens erfüllt werdet in aller
Weisheit und geistlichem Verständnis" (Kol. 1,9).
Ein Gott wohlgefälliges Leben entwickelt sich, wenn es
von biblischen Grundsätzen beherrscht ist.
Das Gebet des Paulus stimmt eng mit seinem Gebet im
Kolosserbrief überein (Kol. 1,9-12). Beide Briefe
wurden zu ungefähr gleicher Zeit in demselben römischen
Gefängnis geschrieben. Bei beiden Gebeten geht es um
einen Gott wohlgefälligen Wandel, der aber aus ein wenig
unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wird. Die
Philipper waren dankbare Leute, denen mehr Erkenntnis
und Urteilsvermögen in Bezug auf ihre Liebe Not tat. Die
Kolosser waren auch dankbar; aber ihre Hingabe an Christus
wurde durch Irrlehrer strapaziert, die ihnen beibrachten,
Christus reiche nicht aus für die Errettung und einen
gottseligen Wandel. Für wahre Spiritualität - so sagten die
falschen Lehrer - brauche man außer Christus auch noch
menschliche Philosophie, religiöse Gesetze, die Mystik
und/oder die Askese. Paulus machte den Gläubigen in Kolossä
Mut und widerlegte die falschen Lehrer, indem er die
Allgenugsamkeit Christi herausstellte.
Am Anfang seines Gebets betont Paulus, wie wichtig es ist,
von der Erkenntnis des göttlichen Willens regiert zu werden
(die in Seinem Wort offenbart ist). Das ist mit dem
griechischen Wort für "mehr und mehr überreich werden"
gemeint (Vers 9). Mit "Erkenntnis" ist ein Wort übersetzt,
das tiefes, durchdringendes Verstehen ausdrückt, das dann zur
Veränderung des Verhaltens führt. "Weisheit und geistliches
Verständnis" redet von einem Wissen, das nicht durch
menschliches Nachdenken oder durch Philosophie gewonnen
werden kann, sondern direkt vom Heiligen Geist mitgeteilt
wird.
Im Grunde sagt Paulus also: "Ich bete dafür, dass ihr
beständig von der lebensändernden Erkenntnis des Willens
Gottes kontrolliert werdet, die euch der Heilige Geist durch
betendes Studium des göttlichen Wortes mitteilen wird."
Die Bibel enthält alle Grundsätze, die du für ein Gott
wohlgefälliges Leben brauchst. Und der Heilige Geist gibt
dir die Kraft, danach zu handeln. Viele falsche Lehrer
werden versuchen, dich von der einfältigen Nachfolge Christi
abzubringen, indem sie dir andere Dinge anbieten:
Philosophie, Psychologie und Tausende anderer hoffnungsloser
Alternativen. Lass dich nicht von ihnen reinlegen! In
Christus hast du alles, was du brauchst.
J.MacArthur
"... dass ihr mit der Erkenntnis seines [Gottes] Willens
erfüllt werdet in aller Weisheit und geistlichem Verständnis,
um des Herrn würdig zu wandeln" (Kol. 1,9-10).
Gottesfürchtiges Betragen ist das Ergebnis gottesfürchtigen
Denkens.
Vielleicht hast du schon einmal bei Computerfreaks den
Ausdruck G.I.G.O. gehört: "Garbage in, garbage out." (Wenn
man Schrott in den Computer hineinsteckt, kommt auch Schrott
heraus.) Die Eingabe bestimmt die Ausgabe. Genauso wird das,
womit du dein Herz programmierst, am Ende dein Verhalten
beeinflussen. Darum musst du dein Herz bereithalten für
"alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht,
alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was
wohllautend ist" und "wenn es irgendeine Tugend und wenn
es irgendein Lob gibt, das erwägt!" (Phil. 4,8). So sagte
einmal ein Prediger: "Du solltest so mit Gottes Wort
gesättigt sein, dass dein Blut >biblisch< ist. Wenn du
dich schneidest, müsstest du Bibelverse bluten!" Diese
Übertreibung zeigt, wie sehr es ihm um Gottes Wahrheit zu
tun war - doch so sollte es jedem Gläubigen gehen.
Paulus betete für die Kolosser, dass sie den Willen des Herrn
erkennen möchten, "um des Herrn würdig zu wandeln zu allem
Wohlgefallen, fruchtbringend in jedem guten Werk und wachsend
durch die Erkenntnis Gottes, gekräftigt mit aller Kraft ...
zu allem Ausharren und [aller] Langmut, mit Freuden dem Vater
danksagend" (Kol. 1,10-12).
Das sind wunderbare christliche Wesenszüge; doch wie erreicht
man sie? Vers9 gibt die Antwort: "... dass ihr mit der
Erkenntnis seines Willens erfüllt werdet in aller Weisheit
und geistlichem Verständnis." Wer "erfüllt" ist mit Weisheit
oder mit Heiligem Geist (Eph. 5,18), wird durch diese
Weisheit, durch diesen Geist gesteuert. Bist du "voll
Geistes", so wird Er deine Entscheidungen bestimmen. Ebenso
wirst du, erfüllt mit der Weisheit Gottes, durch dein
Verhalten Seine Weisheit und Sein Verständnis offenbaren.
Der Ausdruck "Weisheit und geistliches Verständnis" bedeutet
mehr als nur Bibelkenntnis. Er spricht davon, dass man diese
Kenntnis durch die Leitung und Kraft des Geistes auf seine
Lebenssituationen anwenden kann.
Wenn du dich unter Gebet mit dem Wort Gottes sättigst, wird
es immer deutlicher dein Denken und Betragen kontrollieren.
Und der Geist benutzt das Wort, dein Herz zu bewahren, dass
du nicht in weltliches Betragen und Handeln verfällst (Röm.
12,2).