Epheserbrief

Eph 4,30 C.H.Spurgeon ,,Betrübet nicht den Heiligen Geist." Eph. 4, 30.

Alles, was der Gläubige Gutes hat, stammt von Christo und ist seine Gabe, aber es kommt ihm einzig und allein durch die Vermittelung des Geistes aller Gnade zu. Und weil also alle Segnungen dir durch den Heiligen Geist zufließen, so kann auch kein Gutes an heiligen Gedanken, an inbrünstiger Andacht, an Werken der Liebe von dir ausgehen, ohne daß es in dir gewirkt würde durch die heiligende Kraft desselben Geistes. Selbst wenn der gute Same in dich ist gelegt worden, so bleibt derselbe dennoch schlummernd liegen, wenn Er nicht in dir wirket beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Möchtest du gern für Jesum Christum Zeugnis ablegen, wie ist das anders möglich als dadurch, daß der Heilige Geist deine Zunge berührt? Möchtest du gern beten? Ach, was ist doch unser Beten so matt und träge, wenn nicht der Heilige Geist für uns ins Mittel tritt! Möchtest du gern der Sünde absterben? Möchtest du geheiligt werden? Möchtest du deinem Herrn und Meister nachfolgen? Möchtest du gern erhoben werden ins höhere Wesen des geistlichen Lebens? Sehnst du dich danach, den Engeln Gottes gleich zu werden und erfüllt zu sein mit Eifer und Feuer für deines Herrn Sache? Das alles vermagst du nicht ohne den Heiligen Geist: ,,Ohne mich könnt ihr nichts tun." O Rebe, du kannst keine Frucht bringen ohne den Saft vom Weinstock! O Kind Gottes, du hast kein Leben in dir, wenn du ferne bist von dem Leben, das Gott dir schenkt durch seinen Heiligen Geist! Darum wollen wir Ihn nicht betrüben, wir wollen Ihn nicht zum Zorn reizen mit unsrer Sünde. Wir wollen seine zartesten Regungen und Bewegungen in unsrer Seele nicht auslöschen; wir wollen jeder seiner Eingebungen Gehör geben, und bereitwillig jeder seiner Forderungen folgen. Wenn der Heilige Geist in Wahrheit solche Macht hat, so wollen wir nichts unternehmen ohne Ihn; wir wollen uns in kein Vorhaben einlassen, an kein Unternehmen Hand anlegen, und kein Werk zu Ende bringen, ohne Ihn um seinen Segen anzuflehen. Bringen wir Ihm die gebührende Huldigung dar, indem wir unsre gänzliche Ohnmacht ohne Ihn offen bekennen und aufrichtig fühlen, und uns allein auf Ihn verlassen; und unser Gebet sei: ,,Tue Du mein Herz und mein ganzes Wesen Dir auf, und mache Wohnung in mir, und Dein freudiger Geist erhalte mich, nachdem ich denselbigen Geist empfangen habe in meinem inwendigen Menschen."





S.Keller Ephes. 4, 30: «... Damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung..»

Die erfahrene Gewißheit des Heils ist solch eine Versiegelung. Mancher hat sich dem Herrn zugewandt, glaubt an das geschehene Heil, ist eigentlich auch überzeugt davon, daß Jesu Blut für ihn geflossen ist und kommt doch noch immer nicht zum Genuß des Friedens. Sonst läßt sich nichts herausfinden: keine geheime Unehrlichkeit, kein Bann einer Schuld, die noch nicht erkannt und vergeben wäre, keine neue Untreue, die zu dem Wandel im Licht nicht stimmte, und doch fehlt voller Friede und volle Gewißheit. Wenn das längere Zeit so fortgeht, kann die Seele in neue Zweifel kommen, ob sie Sündenvergebung habe oder nicht. Da haben schon manche beim ersten Abendmahlsgang nach ihrer Hingabe an den Herrn jene schmerzlich gesuchte Versiegelung empfangen. Andere in der Privatbeichte mit Handauflegung oder in der ersten selbstlosen Arbeit für den Herrn. Der Mittel und Wege gibt es viele, und unser Gott führt die Menschen nicht nach einer Schablone. Außerdem ist diese Versiegelung für dich da und nicht zum Prahlen vor andern. Im ersten Augenblick ist sie ob überwältigend - später gleicht sie der Gesundheit eines unsrer Glieder: dann spürt man es am wenigsten, wenn es ganz gesund arbeitet.

Wir danken dir, Herr Jesu, daß du unserer Seele Leben in deinen treuen Händen hast und wollen dir zutrauen, daß du das gute Werk auch ausführen wirst, das deine Barmherzigkeit in uns anfing. Wir trauen auf dich. Hilf du uns! Amen!





D.Rappard Betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung. Eph. 4,30.

Je inniger ein Verhältnis zwischen Menschen ist, desto schmerzlicher berührt jede Trübung. Je feiner das Wetterglas, desto empfindlicher ist es für jeden Druck der Atmosphäre. So ist es auch in der allerinnerlichsten Verbindung, die es geben kann, dem Leben des Gottesgeistes in unserem Geiste. Der Heilige Geist kam auf unseren Herrn in Gestalt einer zarten Taube; sie ist ein Bild seines Wesens. Auf mancherlei Weise wird der Heilige Geist betrübt. Durch Gleichgültigkeit. Ein Gast wird betrübt, wenn man sich gar nicht um ihn kümmert. Durch Ungehorsam. Als die Menschen sich vom Geiste nicht mehr strafen ließen, übergab er sie dem Gericht. - Durch Leichtsinn. Scherzgeist vertreibt den Heiligen Geist. - Durch Unreinheit, Unversöhnlichkeit, Unwahrheit, überhaupt durch jede Sünde, von der man nicht läßt.

Im Nachlaß einer Jüngerin des Herrn, auf deren Antlitz das Licht des Friedens strahlte, fand sich ein Gebet, das sie kurz nach ihrer Bekehrung niedergeschrieben hatte: ,,Mein Heiland, ich möchte von nun an n i c h t d a s M i n d e s t e mehr tun, was Dich betrüben könnte."

Betrüben wir ihn, so muß er aus lauter Treue uns betrüben. Suchen wir ihn zu erfreuen, so erfreuet er uns mit dem Leuchten seines Angesichts.

Mein Jesu! Auch ich möchte von nun an nichts mehr tun, was Dich betrüben könnte. Gib zum Wollen das Vollbringen. Hilf mir, Herr, mein starker Gott!





W.MacDonald »Und betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung.« Epheser 4,30

So wie es möglich ist, den Heiligen Geist in den Zusammenkünften der Gemeinde auszulöschen, so können wir lhn auch in unserem persönlichen Leben betrüben.

Das Wort »betrüben« enthält eine gewisse Zärtlichkeit. Wir können nur jemanden betrüben, der uns liebt. Die Bengel in der Nachbarschaft betrüben uns nicht, wohl aber unsere eigenen ungezogenen Kinder. Wir liegen dem Heiligen Geist ganz besonders am Herzen. Er liebt uns. Er hat uns versiegelt auf den Tag der Erlösung. Er kann von uns betrübt werden.

Aber was betrübt Ihn? Jede Form von Sünde macht Sein Herz traurig. Nicht zufällig nennt Ihn Paulus den H e i l i g e n Geist. Alles, was u n h e i l i g ist, schmerzt Ihn zutiefst.

Die Ermahnung »Betrübet nicht« erscheint mitten in einer Reihe von Sünden, vor denen wir gewarnt werden. Die Liste soll nicht erschöpfend, sondern nur beispielhaft sein.

Lügen betrübt den Heiligen Geist (Vers 25) - Notlügen, »schlimme« und »weniger schlimme« Lügen, Übertreibungen, Halbwahrheiten und einseitig gefärbte Darstellungen. Gott kann nicht lügen und kann auch den Seinen nicht das Recht dazu geben.

Zorn, der oft zur Sünde wird, betrübt den Geist (Vers 26). Der einzige Fall, in dem Zorn je gerechtfertigt ist, ist, wenn es um die Sache Gottes geht. Jede andere Art von Zorn schafft nur einen Brückenkopf für den Teufel (Vers 27).

Stehlen betrübt den Heiligen Geist (Vers 28), ob es sich nun um Mutters Geldbörse oder die Zeit unseres Arbeitgebers handelt, ob um Werkzeuge oder Büromaterial.

Faules Reden betrübt den Heiligen Geist (Vers 29). Das deckt den ganzen Bereich ab von schmutzigen zweideutigen Witzen bis zu leerem nichtsnutzigem Klatsch. Unser Reden sollte auferbauend, angemessen und wohlwollend sein.

Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei, Lästerung und Bosheit vervollständigen die Liste in Kapitel 4.

Einer der hauptsächlichen Dienste des Heiligen Geistes ist es, uns mit dem Herrn Jesus zu beschäftigen. Aber wenn wir sündigen, muß Er sich von diesem Dienst abwenden, um stattdessen unsere Gemeinschaft mit dem Herrn wiederherzustellen und zu ordnen.

Doch selbst dann können wir Ihn niemals endgültig vergrämen. Er verläßt uns nie. Wir sind durch Ihn auf den Tag der Erlösung versiegelt. Dies dürfen wir jedoch nicht als Entschuldigung für Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit gebrauchen, sondern es sollte einer der tiefsten Beweggründe für unsere Heiligung sein.





C.O.Rosenius Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes! Eph. 4, 30.

Wie betrübt man den Heiligen Geist Gottes? Kurz gesagt: Es geschieht durch allerlei Ungehorsam gegen Ihn. Er will etwas, Er fordert zu etwas auf; und wenn du Ihm darin nicht gehorchen willst, dann betrübst und vertreibst du Ihn. Er will Sündengefühl, Reue, Sehnsucht nach Bekehrung und Versöhnung mit Gott wirken. Wenn du dich von diesen wichtigen Dingen abwendest, nicht auf seine Stimme achtest, sondern die heiligen Eindrücke, die Er wirkt, zerstreust, sie nicht mit dem Worte zu unterstreichen und zu mehren suchst, sie nicht zu verlieren befürchtest, nicht zu Gott um ihre Zunahme seufzest, dann verachtest und vertreibst du den Geist. Er greift z. B. eine Sünde bei dir an, straft sie und gebietet dir, sie fahrenzulassen. Wenn du Ihm dann nicht gehorchen, sondern deine Sünde behalten willst, betrübst du den Heiligen Geist. Ja, auch wenn du die Sünde fahrenlassen willst, jedoch nicht gleich, oder wenn du dich zum Herrn bekehren willst, aber noch nicht, dann ist dies eine Falschheit in deinem Geist, ein Verachten ,,der Zeit, darin du heimgesucht bist", was bewirken kann, daß der Geist Gottes dich verlassen muß. Auch wenn du dich bekehren und dich bessern, aber nicht auf die Stimme des Herrn hören und dem Weg folgen willst, den Er vorgeschrieben hat, daß du nämlich als verlorener Sünder zuerst zu Christus fliehen, zuerst glauben und dich freuen und hernach Stärke im Herrn erhalten sollst, - wenn du diesem Rat des Willens Gottes nicht gehorchen willst, sondern gegen die Auserwählung streitest, dann betrübst du Seinen Heiligen Geist. Und schließlich, wenn du zwar diesem Rate des Herrn folgen, aber nicht das Mittel anwenden willst, das Gott uns gegeben hat, Sein heiliges Wort zu lesen, zu hören und zu betrachten, dann versuchst du Gott und dämpfest den Geist.

Beachte diesen letzten Punkt wohl! Du willst dich bekehren und dich bessern, aber nur mit eigener Arbeit an deinem Herzen; du betest um die Gnade und die Hilfe des Geistes dazu, wendest aber nicht das Mittel des Geistes an, so wirst du nie das erhalten, was du begehrt hast. Gott hat es nie verheißen. Er hat uns Sein Wort gegeben, uns darin zu begegnen. Er will darin wohnen und wirken. Zutritt aber zum Wort und zu christlichen Lehrern oder den Umgang mit Glaubensbrüdern zu haben, jene Gnadenmittel zu verachten und doch Gnade zur Bekehrung und zum Glauben zu begehren, das heißt den Herrn versuchen, gleich, als wenn man begehrte, daß Gott unser leibliches Leben unterhalten sollte, man aber das nicht essen wollte, was Er uns dazu gegeben hat. Daß du sündig und schwach bist und nicht alles tun kannst, was der Geist fordert, das wird ihn nicht hindern oder vertreiben, dem wird Er selbst abhelfen. Aber Heuchelei und vorsätzlicher Ungehorsam vertreiben den Geist.

Aber nicht nur dann, wenn der Geist Gottes Sein Werk in der Seele anfängt, kann man Ihn betrüben. Auch Christen, die schon ,,des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind", stehen noch in derselben Gefahr. Gerade an die Gläubigen zu Ephesus, die schon ,,mit dem Heiligen Geist versiegelt waren", schreibt Paulus das Wort: ,,Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes."

Und was war es, was den Geist Gottes betrüben konnte? Antwort: Alle Sünden betrüben Ihn, auch die verborgensten im Herzen, wie zum Beispiel hochmütige Gedanken, böse Begierden, Neid und Falschheit. Beachte aber! Nur dann, wenn man inwendig so abfällt, daß man die Sünde auch entschuldigt und ihr huldigt, wird der Geist Gottes vertrieben. Wo man selbst seine Sünde straft, darunter leidet, gegen sie kämpft, seufzt und betet, da ist der Geist wie ein Arzt in einem Krankenhause, wo Er zwar auf allen Seiten von Krankheiten, Krämpfen, Wunden und Jammer umgeben ist, sich aber doch an Seinem rechten Platz befindet, wo Er Seinen eigentlichen Wirkungskreis hat. Darum kann der Geist Gottes sehr wohl im Herzen eines Sünders wohnen, das noch voller Krankheit, Wunden und Sünden, Jammer und Seufzen ist. Wenn es nicht so wäre, würde kein einziger Christ den Geist Gottes auch nur einen Tag behalten. Was aber den Geist vertreibt, das erklärt der Herr, indem er sagt: ,,Sie wollen sich von Meinem Geist nicht strafen lassen.

Dies ist der Hauptpunkt: Wenn ein Mensch sich durch den Geist Gottes nicht strafen läßt, sondern seiner Sünde huldigt, sie entschuldigt und verteidigt, das ,,betrübt und erbittert den Heiligen Geist", so daß Er von ihm weichen muß. ,,Sich von Seinem Geist nicht strafen lassen" gilt nicht nur dann, wenn man den Bestrafungen des Wortes offenbar widersteht und sagt: ,,Ich kehre mich nicht daran", sondern auch dann, wenn man sich an dem Wort vorbeiwindet und krümmt und es nicht verstehen will, wenn es die Schoßsünden angreift, oder auch, wenn man im Worte nicht nach Mitteln sucht, seine Sünde loszuwerden, sondern nach einer Stütze für das Behalten derselben sucht, wenn man also die Sünde nicht fahrenzulassen und ihr zu entkommen, sondern in derselben zu bleiben gedenkt. Das heißt, sich durch den Geist Gottes nicht strafen lassen zu wollen. Ebenso, wenn der knechtische Geist das Herz einnehmen will. Wenn man dann nicht das Wort des Evangeliums von der Gnade in Christus herrschen lassen, sondern eigensinnig der Vernunft und dem Gefühl folgen will und unausgesetzt Einwände gegen das Evangelium macht, das noch Gnade anbietet, dann betrübt und erbittert man den Heiligen Geist Gottes. Ferner auch im allgemeinen, wenn man Seine heiligen Mahnungen im Herzen nicht beachtet, durch die Er zum Gebrauch des Wortes, zum einsamen Gebet oder zu guten Werken auffordert, oder wenn Er böse Gedanken, Eigenliebe, Selbstgefälligkeit, Haß usw. straft. Alles das betrübt den Heiligen Geist.

O, du Geist der Gnaden, heile allen Schaden, Führ uns himmelwärts; Leit in alle Wahrheit, gib uns rechte Klarheit, Zeig uns Jesu Herz!