Epheserbrief

Eph 3,21 C.Eichhorn Gott erhört auf seine Weise Dem, der überschwenglich tun kann über alles, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist, zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Eph. 3, 20.21

Paulus spricht aus Erfahrung. Als er einst im Kerker zu Philippi saß, betete er im Verein mit Silas. Sie trauten es ihrem Herrn zu, daß er sie aus dieser Not wieder befreien könne. Sie gedachten vielleicht auch fürbittend des Kerkermeisters nach dem Gebot Jesu: Bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen! Aber daß Gott sie noch in dieser Nacht wunderbar aus dem Kerker bringen werde und sie mit dem harten, unbarmherzigen Mann die Knie in Jesu Namen beugen würden, das kam ihnen nicht in den Sinn. So kühn wagten sie nicht zu bitten. - Gott erhört mitunter scheinbar auch nicht, und dann geht es doch zuletzt über unser Bitten und Verstehen weit hinaus. Paulus hatte ein schmerzhaftes Leiden, das ihn in seiner Arbeit hemmte. Er dachte, viel mehr für seinen Herrn wirken zu können, wenn er von diesen plötzlichen Anfällen, die er Faustschläge des Satansengels nennt, befreit würde. Er bat den Herrn einmal, dann nach einiger Wartezeit ein zweites Mal und nach einer neuen Zeit des Wartens ein drittes Mal. Der Herr schlug ihm seine Bitte ab. Aber sein Gebet wurde doch erhört. Er erhielt eine Antwort und durch sie Aufschluß über die Wege des Herrn, der gerade in der Schwachheit seine Kraft erst recht zur Entfaltung bringt und durch zersprungene, zerbrochene Werkzeuge, durch Scherben mehr ausrichten kann als durch unversehrte menschliche Kräfte. Zugleich hat dieses herrliche Wort schon vielen Tausenden dienen müssen. Es wurde ihnen ein unbezahlbarer Trost, diese Versicherung:

"Meine Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung." - Ein anderer Fall: Bei dem Besuch in Jerusalem, den Paulus am Ende seiner dritten Missionsreise machte, mußte er die Nachstellungen seiner erbitterten Feinde, der ungläubigen Juden, fürchten. Er bat im Brief an die Römer um Fürbitte. Er wird sicher auch selbst gebetet haben, daß der Herr ihn vor den Ungläubigen in Judäa erretten wolle (Röm. 15, 31). Die Bitte wurde scheinbar nicht erhört. Er fiel in ihre Hände. Aber sie wurde doch erhört. Denn er wurde ihren Händen wieder entrissen. Er kam in eine zweijährige Haft nach Cäsarea. Der Herr verordnete ihm eine Ruhezeit, die er gewiß sehr nötig hatte. Und nach zwei Jahren kam er doch noch nach Rom, anders als er gedacht hatte. Aber er kam hin und durfte auch dort die Fahne seines Königs aufpflanzen, nicht großartig vor der Welt, sondern als armer Gefangener. Es geht anders, als wir oft denken und bitten, aber stets herrlicher. Wir werden oft nicht erhört, um erst recht erhört zu werden. Nur warten und den Herrn nie meistern wollen!