Eph 2,10
W.Nee
Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten
Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf daß wir in ihnen
wandeln. Epheser 2,10
Den Anfang dieses Verses könnte man auch übersetzen: »Wir
sind sein Meisterwerk.« Die Gemeinde ist die allerbeste, die
Gott hervorbringen kann; sie ist unübertrefflich. Wenn wir
uns umschauen und überall Versagen sehen, fragen wir uns oft:
»Wo wird die Gemeinde hinkommen?« Darauf sage ich: »Nirgends
wird sie hinkommen, sie ist bereits angelangt.« Um ihr
Ziel zu entdecken, müssen wir nicht voraus-, sondern
zurückschauen. Gott hat seinen Zweck schon vor Grundlegung
der Welt in Christus erreicht. Und indem wir mit ihm im
Licht dieser übernatürlichen Tatsache vorschreiten, erleben
wir auch jetzt, wie sie sich immer mehr offenbart. In Römer
8,30 sagt uns Paulus, diejenigen, die Gott zuvorbestimmt
habe, die habe er auch berufen und gerechtgesprochen und
verherrlicht. Alle, die ihm angehören, sind also in seinen
Augen schon verherrlicht. In Christus ist das Ziel erreicht.
Die Gemeinde ist schon in der Herrlichkeit angelangt!
C.H.Spurgeon
Denn wir sind sein Gebilde, geschaffen in Christo Jesu zu guten
Werken. Eph. 2, 10.
Was ist der Nutzen der guten Werke, zu denen wir geschaffen
sind? Ihr Nutzen ist zum ersten der, daß sie Zeugnisse und
Beweise der im Menschen wirkenden Gnade oder des geistlichen
Lebens in der Seele sind. Steht nicht geschrieben: "Wir wissen,
daß wir vom Tod zum Leben durchgedrungen sind, denn wir lieben
die Brüder?" Bruderliebe ist ein gutes Werk. Ferner: "Wenn
jemand in mir bleibt, so bringt er viel Frucht." Früchte der
Gerechtigkeit sind gute Werke, und sind Beweise, daß wir in
Christus bleiben. Wenn ich einen Tag nach dem andern in Sünden
lebe, welches Recht habe ich, zu denken, daß ich ein Kind
Gottes bin? Es kommt einer in die Kirche, er hört das
Evangelium und ruft aus: "Welche herrliche Wahrheit! welche
himmlische Lehre!" Und doch, kaum hat er die Kirche verlassen,
so sieht man ihn von einem Wirtshaus in's andre gehen und sich
betrinken. Hat dieser Mensch ein Recht, sich für einen Erben
des Himmels zu betrachten? Gibt er Beweise, daß er der
göttlichen Gnade teilhaftig ist? Kann Sünde und Gnade zusammen
die Herrschaft haben?
Kann man in der Sünde leben, und doch ein Kind Gottes sein?
O schreckliche Täuschung! Der Christ hat freilich auch noch
Sünde in seinem Herzen, aber er seufzt und weint darüber, und
kämpft dagegen. In seinem äußeren Wandel aber wird er bewahrt,
daß der Arge ihn nicht antasten kann; der Herr behütet ihn
unter dem Schatten seiner Flügel. Werke sind also Zeugnisse
unseres Glaubens; durch den Glauben werden unsere Seelen
gerechtfertigt vor Gott; durch die Werke aber wird unser Glaube
gerechtfertigt vor uns selbst und unseren Nebenmenschen.
J.Kroeker
Vom Geheimnis seiner Gemeinde.
"Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu
guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir
darin wandeln sollen." Eph. 2,10.
Die Kirche Jesu Christi ist die Neuschöpfung Gottes, daher
ihre dauernde Abhängigkeit von der Offenbarung und der Kraft
Gottes. Die Gemeinde konnte niemals gemacht werden. Sie
wurde und zwar durch Kräfte einer anderen Welt. Sie ist
nicht die Frucht einer Entwicklung, sie ist die Schöpfung
der Offenbarung. Gott sprach und das Fleisch gewordene Wort
schuf je und je durch den Geist seines Evangeliums jenes
Neue, das wir Gemeinde Gottes, oder Leib des Christus, oder
Tempel des Geistes, oder Gemeinschaft der Heiligen, oder
sonst wie nach unserem neutestamentlichen Sprachgebrauch
nennen.
Wie in der Urschöpfung, so ist Gott auch in der Berufung, im
Aufbau und in der Vollendung seiner Gemeinde nicht das sich
dienen lassende, empfangende Objekt, sondern das ursächliche,
neuschaffende Subjekt. Sein Wort ist schöpferische Tat, sein
Geist sich mitteilendes Leben. Durch sie versetzt Er uns aus
der Gewaltherrschaft der Finsternis in die Königsherrschaft
des Sohnes seiner Liebe.
Gottes höchste Offenbarung ist uns im Sohne geworden. Der
Vater der Barmherzigkeit kam im Sohne zu uns, bevor wir
in dem Sohne zu ihm kamen. "Da wir zu Gott nicht konnten
kommen, kam Er zu uns von oben her" - in diesem Wort
bekennt die Kirche daher ihre schlechthinnige Ohnmacht
allem Göttlichen gegenüber.
Die Kirche Christi in ihren Gliedern vermag mithin nur
insoweit Gott zu dienen, als ihr zuvor von Gott gedient
wurde. In ihrem Wesen und in ihrem Aufbau, in ihrer Kraft
und in ihrem Dienste handelt es sich also nicht um Gott
innerhalb eines Menschenwerkes, sondern um den Menschen
innerhalb eines Gotteswerkes. Organisch verflochten mit der
gegenwärtigen Welt der Sünde und des Todes, schuf nicht sie
sich ihren Erlöser, ihre Erleuchtung, ihre Rechtfertigung,
ihre Auferstehung zu neuem Leben. Dieses war Gottes Tat. Er
sandte seinen Sohn in unsern Fall mit seiner menschlichen
Entwicklung zum Gericht und zum Tode hin. Und Christus als
Sohn und Gesalbter seines Vaters stand mit seinem Leben und
seinem Dienst, mit seiner Botschaft und seinem Opfer
außerhalb dieser unserer Entwicklung. So konnte Er, uns zur
Erlösung aus unserem gegenwärtigen "Todesleib" werden. Sein
Wort war mächtiger als die Sprache unseres Geistes, seine
Gnade größer als unsere Schuld, seine Tat tiefer als unser
Fall, sein Leben stärker als unser Tod. Denn in unserem
Versetztwerden in die Sohnschaft wirkte sich eine Kraft aus,
die nicht von dieser Welt war und die uns daher aus unserer
Welt des Todes in die des göttlichen Lebens versetzen konnte.