Eph 2,5
C.O.Rosenius
Da wir tot waren in den Sünden. Eph. 2, 5.
Beachte hier das Wort, das der Apostel von unserem
natürlichen Zustand gebraucht das kurze, aber viel besagende
Wort ,,tot" - tot in den Sünden. Es ist das tiefe,
unglückselige Wort von den Folgen des Sündenfalles: ,,Welches
Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben." Das Leben
aus Gott ist dahin. Der Mensch ist geistlich eine Leiche. -
So hat der Herr selbst geredet: ,,Laß die Toten ihre Toten
begraben."
Viele meinen, dies sei eine harte Rede, die keine so volle
Bedeutung haben könne, wie sie das Wort tot gewöhnlich hat.
Aber niemand darf unseren Herrn Jesus Christus verdächtigen,
Er habe einen übertriebenen Ausdruck gebraucht. Wir sehen
ja, daß Er in den genannten Worten die geistlich und die
leiblich Toten als zwei Arten von Leichen zusammengestellt
hat. Nun wollen wir hier auf die Sache selbst blicken und
werden dann mit Erstaunen entdecken, welche Bedeutung das
Wort ,,tot" hat.
Den leiblich Toten erkennt man daran, daß er nicht nur nichts
vernimmt, nichts sieht, hört oder fühlt, sondern daß er auch
nicht einmal den geringsten Atemzug tut, - und das alles
dessen ungeachtet, daß er die Organe selbst, Augen, Ohren,
Mund und Lungen wie die Lebendigen besitzt. Verhält es sich
nicht gerade so mit dem geistlich Toten? Seine äußeren Sinne
können alle gesund sein, er kann einen klaren Verstand, ein
gefühlvolles Herz, viele Kenntnisse, edle Grundsätze, wackere
Worte und Werke haben, das Leben in Christus aber, das allein
ist es, was ihm fehlt, die Vereinigung mit Gott, der Sinn für
Gott, für Seinen Willen, Sein Wort, Seine Gnade. Er sieht,
hört, denkt und fühlt aufs lebhafteste alles das, was irdisch
und sinnlich ist, aber er ,,vernimmt nichts vom Geiste
Gottes".
Laßt uns dazu einige Beweise betrachten! Er liest und hört,
er versteht und glaubt in gewisser Weise Gottes Wort, ja, er
kann auch die bestimmtesten Urteile Gottes über sein eigenes
Wesen lesen und hören, kann aber trotzdem ganz ruhig dabei
bleiben. Er liest und hört vom Reiche Gottes, von Seiner
Gnade und Freundschaft, von der seligen Vereinigung mit Gott,
aber es erregt bei ihm nicht die geringste Sehnsucht danach,
gleichwie bei einer Leiche nicht einmal ein Atemzug vernommen
wird, sein Herz ist nur von Götzen in Anspruch genommen, von
irdischen und eitlen Dingen und davon: ,,Was werden wir
essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden?
Was werden wir sehen, hören, genießen?" - Aber Gott? -
Gott? - Was will Gott? - Darum kümmert er sich nicht. Ja,
beachte! Er hat einen gewissen Glauben an die Wahrheit des
Wortes Gottes, so daß er vielleicht nie daran zweifelt. Er
hat ein gewisses inneres Zeugnis davon, er sieht und hört in
ihm das bestimmte Urteil der Verdammnis über einen jeden, der
nicht aus Gott geboren, nicht von neuem geboren ist, weiß
aber selbst nichts von einer solchen Geburt bei sich; aber er
fürchtet sich nicht im geringsten. Dennoch hält er es für
Gottes Wort. Er sieht, liest und hört in ihm von zwei Wegen,
dem breiten, der zur Verdammnis führt und auf dem ,,viele"
wandeln, und dem schmalen, der zum Leben führt, den aber nur
,,wenige" betreten. Er bekümmert sich aber nicht einen
einzigen Tag darum, auf welchem dieser beiden Wege er sich
befindet. Und trotzdem glaubt er, daß die Bibel Gottes Wort
enthält! Aber warum fürchtet er sich denn nicht? Ja, sage
es! Sieh, das heißt tot sein, ,,tot in Sünden und
Übertretungen."
Wenn der Mensch aber geistlich tot ist, was leitet dann
seinen Weg durchs Leben? Der Apostel sagt in Vers 2: ,,Der
Lauf dieser Welt und der Fürst, der in der Luft herrscht,
nämlich der Geist, der sein Werk in den Kindern des
Unglaubens hat." Der Lauf dieser Welt. Er folgt dem Strom,
tut wie andere tun, blickt auf die Welt und auf die darin
herrschende Sitte; ist diese gröber, dann wird auch er
gröber, ist sie aber feiner, dann lebt auch er vornehmer. Er
kann sich also in verschiedenen Gestalten zeigen, gehört aber
in allen Formen der Welt an, den vielen, die auf dem breiten
Wege wandeln. Ist aber die Welt ihr eigen? Ist sie die
eigentliche Leiterin? Nein; der Apostel sagt, der Lauf der
Welt wird bestimmt vom Fürsten, der in der Luft herrscht.
Christus nennt ihn auch den Fürsten der Welt, und der Herr
will gewiß auch in diesem Worte nicht zum Lügner werden. Wir
dürfen nie vergessen, daß es zwei geistliche Reiche und zwei
Fürsten gibt, die um die Menschenseelen kämpfen, Christus und
Belial, Michael und der Drache, die Schlange und des Weibes
Same, der Starke und der Stärkere. ,,Michael und seine Engel
stritten mit dem Drachen, und der Drache stritt und seine
Engel." Das ist ein Streit, der fortdauert, solange die Welt
steht. Die Regierungsform im Reich der Finsternis ist Lüge
und Mord, Betrug, Sünde und Tod, wie Jesus sagt, daß der
Fürst dieser Welt ein Vater der Lügen und ein Mörder von
Anfang ist. Und Untertanen in diesem Reiche sind neben den
gefallenen Engeln alle ungläubigen Menschen auf Erden und
in der Hölle. - Die Regierungsform im Reiche Christi ist
Wahrheit und Gnade - Gerechtigkeit und Friede und Freude in
dem Heiligen Geist, wie die Schrift sagt: ,,Gerechtigkeit und
Gericht ist Deines Stuhles Festung, Gnade und Wahrheit sind
vor Deinem Angesicht." Untertanen in diesem Reiche sind neben
den guten Engeln alle gläubigen Menschen auf Erden und im
Himmel.
Die Gefahr ist unbeschreiblich,
Die alle Welt auf ewig trifft,
Und es ist ihr doch nicht gläublich,
Was Gottes Boten, Gottes Schrift
So oft gelehret, und sie gehöret.
Ach Not! Ach Not! Alles ist in Sünden tot.