Eph 1,4
C.O.Rosenius
Gott hat uns durch Christus erwählt, ehe der Welt Grund
gelegt war. Eph. 1, 4.
Es ist etwas unerhört Großes um das Unvergängliche, das
durch keine Stürme und keinen Wechsel der Zeit erschüttert
wird. Das da von Anfang an war, das ist das Ewige und
Unvergängliche. Ach, könnten wir unsere Herzen nur darin
einhüllen! Welch eine feste Burg gegen alle Stürme und
Pfeile, welch ein hoher, unerschütterlicher Friede und welch
eine große Freude liegen darin! Wie freudenarm, ja traurig
muß dagegen das Leben eines Christen sein, der diese großen,
ewigen Dinge nicht beständig vor Augen hat!
Wenn der Apostel nun sagt, daß wir in Christus erwählt sind,
ehe der Welt Grund gelegt war, so will er uns dadurch an
das Ewige, Feste und Unerschütterliche in der Gnade Gottes
uns gegenüber erinnern. Er will sagen: ,,Was ich jetzt
verkündige, ist keine neue, fremde oder ungewisse Sache,
sondern die uralte, sie ist älter als Himmel und Erde.
Denn ehe die Welt gegründet war, hatte Gott uns in Seinem
eingeborenen Sohn erwählt und beschlossen, Ihn uns in der
Fülle der Zeit zu senden, um - in unserer Natur offenbart -
unser Leben und unser Licht zu werden." Nichts ist so
unwandelbar wie Gottes Ewigkeitsrat. Was Er ,,nach dem
Wohlgefallen Seines Willens" beschlossen hat, das kann
in Ewigkeit nimmer verändert werden. ,,Gottes Gaben und
Berufung mögen Ihn nicht gereuen." Auch kann keine andere
Macht das zunichte machen oder hindern, was Gott beschlossen
hat. Er, der Millionen von Welten erschaffen und ihnen
mit Seinem Allmachtswort ihre unveränderlichen Bahnen
vorgeschrieben hat, - sollte Er Seinen ewigen Vorsatz
erschüttern oder hindern lassen? Wenn Sein Widersacher, der
Teufel, den Menschen in Sünde und Tod führte - sollte Jesus
ihn dann ohne Hoffnung und Rettungsmittel ewig im Tode
bleiben lassen?
Nein, das Leben, das beim Vater war, mußte im Fleisch
offenbart und der Menschen Licht, Errettung und Hoffnung
werden - ,,wie Er uns denn erwählt hat durch denselben,
ehe der Welt Grund gelegt war". Wir dürfen darum nie den
Ewigkeitsratschluß Gottes über den Menschen vergessen, noch,
,,daß Sein Rat nicht wankt", der mit all seinem Reichtum
an Trost und Seligkeit immer bestehenbleibt, was uns auch
geschehen mag, und was wir auch bei uns sehen und fühlen
mögen. Gott hat den Menschen doch zu Seinem Bild, zu Seinem
Kind und Erben erschaffen und - ehe der Welt Grund gelegt war
- den Grund zu unserer Errettung gelegt, ,,uns in Christus
erwählt." Er hat in Seinem ewigen Rat beschlossen, durch Ihn
den Sündenfall wiedergutzumachen und Ihn zu unserem Mittler,
zum Herzog unserer Seligkeit zu machen, auf daß ein jeder,
der sich in seiner Not an Ihn wendet und mit dem Glauben Ihn
umfaßt, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben
soll.
Als Er solches beschlossen hatte, erschuf Er den Menschen zu
Seinem Kind und zum Erben Seines Reiches, obwohl Er den
Sündenfall und all die Sünde und das ganze Elend voraussah,
das dieser über das Menschengeschlecht verbreiten würde.
Der Ratschluß Seines Willens sollte dadurch nicht zunichte
gemacht werden. Denn Er wußte auch, wie der Sündenfall
wiedergutgemacht werden sollte. Er bereitete darum schon im
Anfang die Wohnungen des Himmels für den Menschen. Christus
sagt, daß Er am Jüngsten Tag Seine Gläubigen mit den Worten
einladen wird: ,,Kommt her, ihr Gesegneten Meines Vaters,
ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der
Welt." Auch die Wohnung des Menschen während der Probezeit
schmückte Er darum mit allem königlichen Reichtum und großer
Pracht. Gott tat alles für den Menschen. Er baute und
pflanzte und schmückte ihm die Erde und erfüllte sie mit
allem, was für sein Bedürfnis oder sein Wohlbefinden
erforderlich war; Er sprach: ,,Alles das habe Ich euch
gegeben! Herrschet über die Fische im Meere und über die
Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden
kriecht."
Diese ursprüngliche Absicht Gottes mit dem Menschen zu
betrachten, kann ein betrübtes Herz stärken und mit Trost und
großer Freude erfüllen. Wie hat es doch schon manchen
Christen in tiefer Trauer erquickt, wenn es ihm vom Geiste
gegeben wurde zu bedenken: ,,Du bist ja doch ein Mensch!
Gott hegt in Seinem Herzen ewige Gnadengedanken über den
Menschen. Er hat für ihn einen unveränderlichen Ratschluß
und ein besonderes Vaterherz. - Er ist zudem ein
allmächtiger Schöpfer! Ich kann dann nie so tief sinken,
daß Er mich nicht wiederaufrichten und - ,,zu Lob Seiner
herrlichen Gnade" - etwas Gutes aus mir machen könnte.
Unsere ersten Eltern übertraten so unwürdig Sein heiliges
Gebot, sie, die doch alle erforderlichen Kräfte zur Verfügung
hatten, es zu halten. Und mit welch zärtlicher Liebe
erbarmte Er sich über sie und suchte sie auf und tröstete
sie! Und da Er uns Seinen eingeborenen Sohn zu unserem
Bruder und Heiland gegeben hat, so kann Er nicht so
gleichgültig gegen uns sein! Dann muß Er ein tieferes
Vatergefühl gegen uns hegen! Wer weiß, wieviel Gutes ein
so großer Vater uns noch tun kann!"
Solche Betrachtungen über ,,das, was da von Anfang war
können uns recht erfreuen und fröhlich machen, wenn wir
Gnade erhalten, es tiefer zu bedenken.
Unfaßliche Gnade! Gott so nur allein
Kann lieben. Jetzt lebet mein Herze.
So sündig ich bin, bin ich schön doch und rein
In Jesu Gehorsam und Schmerze.
Von Tiefe zur Tiefe im göttlichen Rat
Erblickt doch der Seraph kein Wunder der Gnad'
So groß wie des Menschen Errettung.
J.MacArthur
"[Gott hat] uns (...) auserwählt in ihm vor Grundlegung der
Welt" (Eph. 1,4).
Das richtige Identitäts-Bewusstsein kommt durch die
Erkenntnis, dass Gott dich persönlich zu Seinem Kind erwählt
hat.
In unserer Gesellschaft stellen viele Leute schier endlos und
oftmals verzweifelt die Frage nach ihrer personalen Identität
und ihrem Selbstwert. Identitätskrisen sind ganz allgemein
und in jedem Lebensalter anzutreffen. Nur oberflächlich
Lieben-können und bruchstückhafte Beziehungen sind Symptome
unseres Versagens bei der Lösung der grundlegenden Fragen,
wer wir eigentlich sind, warum wir existieren und wohin wir
gehen. Leider leben und sterben die meisten Menschen, ohne
je verstanden zu haben, was Gott mit ihrem Leben vorhatte.
Das ist tragisch, aber verständlich. Gott schuf den
Menschen, um Sein Bildnis zu tragen und sich für immer
Seiner Gemeinschaft zu erfreuen. Als aber Adam und Eva Gott
ungehorsam wurden, störten sie diesen Vorsatz und stürzten
das Menschengeschlecht in die Sünde. Das verursachte im
Menschen eine geistliche Leere und eine Identitätskrise
unvorstellbaren Ausmaßes. Solange es Menschen gibt, haben
Ungläubige immer wieder versucht, diese Leere mit
Zehntausenden von Surrogaten zu füllen, doch am Ende
verfällt alles in Tod und Verzweiflung.
Trotz dieses trübseligen Bildes ist für jeden Christen ein
wirklichkeitstreues Bewusstsein seiner Identität erreichbar.
Es kommt durch die Erkenntnis, dass Gott selbst und
persönlich dich zu Seinem Kinde auserwählt hat. Vor den
Anfängen der Schöpfung schon hatte Gott seine Liebe auf dich
gerichtet; es gehörte zu Seinem Plan, Christus für dich
sterben zu lassen (1. Petr. 1,20). Darin liegt der Grund,
weshalb du auf das Evangelium reagiert hast (2. Thess.
2,13). Und darum kannst du auch nie deine Errettung
verlieren. Derselbe Gott, der dich zu sich zog, wird dich
auch sicher heimbringen (Joh. 10,29).
Erlaube weder der Sünde, noch Satan oder den Umständen,
dir das Bewusstsein deiner Identität in Christus zu rauben.
Tue alles von dieser Sicht aus. Denke daran, wer du bist -
Gottes Kind; warum du hier bist - Ihm zu dienen und Ehre
zu erweisen; und wohin du gehst - in den Himmel, wo du die
Ewigkeit bei Ihm verbringst.
J.MacArthur
"[Gott] hat uns erwählt ... dass wir heilig und tadellos
vor ihm seien" (Eph. 1,4).
Die Herausforderung des christlichen Lebens besteht darin,
immer mehr unser Verhalten unserer Stellung anzugleichen.
Gott erwählte dich in Christus, um dich "heilig und tadellos"
vor Sich hinzustellen. "Heilig" sein bedeutet, von der Sünde
getrennt, der Gerechtigkeit ergeben zu sein. "Tadellos" sein
bedeutet, rein und ohne Fehl und ohne Flecken zu sein, wie
Jesus, das Lamm Gottes (1. Petr. 1,19).
Epheser 1,4 beschreibt unsere Stellung. Das heißt, Paulus
sagt uns, wie Gott uns sieht: "in Ihm [Christus]". Gott
sieht uns so "heilig und tadellos", weil Christus, unser
Erretter, heilig und tadellos ist. Seine Reinheit ist der
Kredit für unser geistliches Bankkonto. Darum hat Gott
Christus, also "den, der Sünde nicht kannte, für uns zur
Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden
in ihm" (2. Kor. 5,21).
Trotz unserer erhabenen Stellung in Gottes Augen entspricht
unsere Praxis oft bei weitem nicht Seinen heiligen
Anforderungen. Daher besteht die Herausforderung im Leben
eines Christen darin, immer mehr die Praxis der Stellung
anzugleichen, wobei uns klar ist, dass wir es hier nie zu
sündloser Perfektion bringen werden, sondern erst, wenn wir
verherrlicht im Himmel sind (Röm. 8,23).
Wie gehst du mit dieser Herausforderung um? Durch
Bibelstudium, Gebet und Unterwerfung des Lebens unter die
Herrschaft des Heiligen Geistes. Lass dies heute dein
Hauptziel sein, deiner Berufung möglichst gerecht zu werden
in den "guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf
dass wir in ihnen wandeln sollen" (Eph. 2,10).