Gal 4,28
C.H.Spurgeon
Wir aber sind, gleich Isaak, der Verheißung Kinder. Gal 4, 28.
Die beiden Frauen, Hagar und Sara, waren Bilder der beiden
Bündnisse, die zwei Söhne hingegen bildeten diejenigen ab,
die unter diesen Bündnissen leben. Isaak ist ein Vorbild des
Menschen, der im Glauben wandelt und nicht im Schauen, und
der aus Gnaden selig werden will; Ismael aber ist ein Vorbild
dessen, der von den Werken lebt, und durch seine eigenen guten
Werke selig zu werden hofft.
Ohne Zweifel würde Isaak sagen, wenn man beider Erzählungen
hören würde, er sei ein armer, elender Sünder, während Ismael
sich als einen sehr ehrenhaften Pharisäer darstellen würde.
Der Unterschied besteht nicht in den Werken, sondern in den
Beweggründen; nicht in dem Leben, sondern in den Mitteln, womit
man das Leben unterhält; nicht in dem Was, sondern in dem Wie
man es tut: Hier liegt der Unterschied.
Nicht daß die Gesetzesmenschen äußerlich schlimmer wären als
die Christen; sie mögen öfters in ihrem Leben besser sein,
und doch verloren gehen. Gott sagt: "Der Mensch muß durch den
Glauben selig werden." Der Mensch aber sagt: "Nein, ich will
durch die Werke selig werden." Versuche es nur zu deinem ewigen
Untergang. Es ist, wie wenn du einen Knecht hättest und würdest
ihm sagen: "Geh, Johann, und tue dies und jenes im Stall;" er
aber geht und tut genau das Gegenteil, und sagt dann: "Herr,
ich habe das Werk recht ordentlich verrichtet." "Ja," sagst
du, "aber dieses habe ich dir gar nicht aufgetragen."
So hat Gott dir nicht befohlen, deine Seligkeit durch gute
Werke zu schaffen, sondern Er hat gesagt: "Schaffet eure
Seligkeit mit Furcht und Zittern, denn Gott ist's, der da
wirkt in euch das Wollen und das Vollbringen nach seinem
Wohlgefallen." Wenn du daher vor Gott kommst mit deinen guten
Werken, so wird er sagen: "Ich habe dir nie befohlen, dies zu
tun. Ich sagte dir, glaube an den Herrn Jesus Christus und laß
dich taufen, und du wirst selig werden." "Ja," sagst du, "ich
dachte, der andere Weg wäre viel besser."
Aber lieber Freund, deine eigenen Gedanken werden dich in
die Hölle führen.
Warum haben die Heiden, die nicht nach der Gerechtigkeit
getrachtet haben, dieselbe erlangt, während Israel, das der
Gerechtigkeit nachjagte, dieselbe nicht erlangt hat? Der Grund
ist der: "Weil die Israeliten die Gerechtigkeit nicht durch
Glauben suchten, sondern durch die Gesetzeswerke."
Ismael wurde weggesandt, aber Isaak blieb in Abrahams Haus. So
wird der auf Werke vertrauende Mensch auch weggetrieben werden.
Seine Taufe, sein Abendmahl u. s. w. wird ihm so wenig nützen,
wie den Heiden oder Mohammedanern. Sein Vertrauen auf Werke,
wie klein es auch sei, wird seine Seele zugrunde richten.
Alles, was die Natur zusammenspinnt, wird aufgetrennt werden.
Eine Seele muß einfältig und ganz auf den Bund Gottes trauen,
sonst ist sie verloren. Es nützt nichts, zu sagen: "Ich bin
kein grober, arger Sünder, kein Trunkenbold, kein Wollüstling,
kein Schwörer u. s. w." Das mag wahr sein, aber du bist doch
ein Sünder, hast schon Arges getan in deinem Herzen. Wer aber
in einem Gebot sündigt, der hat das ganze Gesetz übertreten und
ist unter dem Zorn Gottes.
Laßt euch nicht wieder in das knechtische Joch verwickeln.
Stehet fest. Wir sind nicht unter dem Gesetz, sondern unter der
Gnade.