Galaterbrief

Gal 3,2 C.H.Spurgeon Das will ich allein von euch lernen: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben? Gal. 3, 2.

Bringt mir einen Mann, der sich sein ganzes Leben lang bemühte, gute Werke zu tun, und laßt mich alle seine wohltätigen Werke sehen; sagt mir, daß er allezeit in der besten Absicht für das Beste seines Landes gearbeitet habe; wenn er die Frage: "Glaubst du an den Sohn Gottes?" nicht beantworten kann, so muß ich ihm in aller Ehrlichkeit sagen, daß er, sofern es Gott betrifft, sein ganzes Leben lang nicht ein einziges gutes Werk getan hat.

Und selbst, wenn wir Glauben an Gott haben, und alle unsere Werke aus den besten Beweggründen verrichten, auch dann haben wir nicht ein einziges gutes Werk, bis es mit dem Blut Christi besprengt ist. Bei genauer Betrachtung sind in diesen Werken so viele Flecken, daß sie im Blut Christi gewaschen werden müssen, wenn sie zu etwas nütze sein sollen.

Und nun, ihr Werkheiligen, die ihr bei euch selbst meint, daß ihr rechtschaffen seid, wenn wahr ist, was ich sagte, was wird aus eurer Heiligkeit? Du sagst: "ich erzeige meinen Mitmenschen manche Wohltaten." Vorausgesetzt, daß dies wahr ist! - Ich sage dir, geh' und wende dich an deine Mitmenschen, und lasse sie dich bezahlen für deine Wohltaten. Ich sage dir, du hast vergeblich gearbeitet. Du hast nur Wind gesät, und wirst Wind genug ernten. Gott ist dir gar nichts schuldig; du hast nicht zu seiner Ehre gelebt; du mußt ehrlich bekennen, daß du keine einzige Tat vollbracht hast mit dem Verlangen, Ihm zu gefallen, du hast nur dich selbst gesucht, das war dein höchster Beweggrund; du bist durch und durch selbstsüchtig gewesen von Anfang bis zum Ende. Schließe deine Rechnung ab bei dir selbst, Gott ist dir nichts schuldig, denn du hast nichts für ihn getan; ja, du hast Gottes Gebote so sehr übertreten und so oft alles getan, was deinen Schöpfer beleidigt hat, daß deine Rechnung leicht auszugleichen ist. Und wo sind deine guten Werke? Ach, sie sind nur ein Traum, ein Spott und eine Erdichtung. Wie sollten gute Werke sich bei Sündern finden?

Augustinus hat recht gesagt: "sogenannte gute Werke bei Sündern sind nur glänzende Laster." Dies gilt genauso von den besten Werken auch des besten Menschen, der außer Christo ist: sie sind nichts als glänzende Sünden, von Firnis überzogen. Gott verzeihe euch eure guten Werke! Ihr bedürft Vergebung für eure guten, ebenso wie für eure bösen Werke, wenn ihr außer Christo seid; denn ich erachte, beide sind gleich böse, wenn sie im Gericht Gottes gesiebt werden.