Gal 2,4
C.Eichhorn
Unechte Christen
Es hatten sich etliche falsche Brüder mit eingedrängt und
waren neben eingeschlichen, auszukundschaften unsere
Freiheit. Gal. 2, 4
Schon gleich in der ersten Zeit gab es auch falsche Brüder,
d.h. solche, die sich für Brüder ausgaben, aber es nicht
waren. Paulus litt unter ihnen mehr als unter den
ausgesprochenen Feinden Christi. Da waren z. B. nicht
wenige Israeliten, die zur Gemeinde Jesu übertraten, aber
den Juden nicht auszogen. Sie blieben in ihrem gesetzlichen
Wesen und beobachteten argwöhnisch diejenigen, die zur
vollen Freiheit in Jesu durchgedrungen waren. Sie waren
Kundschafter, Lauerer, Spione, welche die wahren Christen
argwöhnisch beobachteten und wieder unter das knechtische
Joch bringen wollten. So gibt es noch heute solche, die den
Genuß des Alkohols in gesetzlicher Weise verpönen und allen
nachspüren, die noch alkoholische Getränke zu sich nehmen,
und sie als minderwertige Christen ausschreien. Sie tun sich
viel zugut auf die völlige Enthaltsamkeit und wollen ein
Gesetz für alle daraus machen. Und doch "ist das Reich
Gottes nicht Essen und Trinken". Man ist nicht darum ein
Glied dieses Reiches, weil man auf dem Gebiet der Speisen und
Getränke so oder anders denkt und sich verhält. Die
Hauptsache ist "Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen
Geist". Aber diese Hauptsache stellen die Gesetzesmenschen
zurück und legen allen Nachdruck auf Nebensachen, z. B.
auch auf die Feier von Tagen, wie die Sabbatisten auf die
Feier des Samstags. Dadurch kommen sie in den Richtgeist und
verwirren die Seelen. Falsche Christen sind solche, die nie
eine gründliche Bekehrung durchgemacht, nie durch die
enge Pforte eingegangen sind. Die einzige Tür, die zum
Himmelreich führt, ist Jesus Christus selber. Sie aber
sind "neben eingeschlichen" (Joh. 10, 1 u. 7). Sie sind
eingedrungen, nur um Unheil zu stiften. Ein gelehrter
Ausleger rügt am Apostel Paulus, daß er sich verkehrt
ausgedrückt habe. Jene falschen Brüder hätten doch nicht,
als sie Christen wurden, die Absicht gehabt, nur zu
spionieren. Das sei erst die Folge ihres unlauteren
Schrittes. O der eingebildeten Professorenklugheit! Paulus
hat sich mit gutem Bedacht so ausgedrückt. Er tut es in
heiligem Unwillen, in einer Bitterkeit, die nicht fleischlich
ist, sondern aus einer Seele stammt, die für die Sache des
Herrn tief und voll empfindet. Es gibt Menschen, die sich
angeblich bekehren, aber in Wahrheit bringen sie lediglich
ihre Unlauterkeit in den christlichen Kreis hinein, dem sie
sich anschließen. Sie kommen nur, um Verwirrung anzurichten.
Es gibt zu allen Zeiten solche traurigen Menschen, deren
Bekehrung eitel Verkehrung ist. Sie haben bei der Bekehrung
ihr ehrsüchtiges Wesen nicht dahintengelassen, sie wollen
eine Rolle spielen, Leute an sich ziehen, treten als lieblose
Richter auf und verbreiten einen falschen Geist. Gott wolle
uns alle Unlauterkeit aufdecken, damit wir nicht uns selbst
und andere täuschen und schädigen!