2. Korintherbrief

2Kor 6,18 C.Eichhorn Die Seligkeit eines Kindes Gottes Ich will euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr. 2. Kor. 6, 17.18

Das sind großartige Worte. Der allmächtige Gott tritt mit ausgebreiteten Armen vor uns hin: Ich will euch annehmen und in meine Liebe einschließen. Ich will euer Vater sein, der mit der zärtlichsten Fürsorge um euch besorgt ist, euch erhält, leitet und beschützt. Etwas Herrlicheres und Seligeres kann einem Menschen nicht widerfahren. Es ist jedoch an eine Bedingung geknüpft: Gehet aus, sondert euch ab, rührt kein Unreines an! - Dann will ich euch in meine Gemeinschaft hereinnehmen und euch meinem Hause als Kinder eingliedern. Wir dürfen diese Bedingung nicht übersehen. Wenn wir uns nicht entschließen können, mit Welt und Sünde zu brechen, so bleibt dieses höchste Glück uns versagt. Wir gelangen nur dann auf den Boden, auf dem die Vaterliebe Gottes waltet, wenn wir die Brücke zur Welt abgebrochen haben. Die Tür des Vaterhauses Gottes öffnet sich nur dem, der das Sodom dieser Welt verläßt. Viele möchten beides: Die Freundschaft Gottes, die Güter der Erde und des Himmels, die sinnlichen und die Geistesfreuden. Doch das geht nicht. Da gibt es nur ein Entweder - Oder. Daher kommt es, daß so viele zu keiner rechten Freudigkeit gelangen. Es liegt immer wie ein Druck auf ihnen. Das macht der versteckte Weltsinn. Man will Verbindungen nicht lösen, man unterhält noch geheime Beziehungen, die gegen Gottes Willen verstoßen. Man hat zwar einige Wurzeln gelöst, die uns mit dem Boden dieser sündlichen Welt verknüpfen, doch die Herzwurzel, den Lebensnerv des alten Menschen, noch nicht durchschnitten. Gott kann darum die Seele nicht erquicken, Christus kann sich in ihr nicht entfalten. Es kommt nur zu kümmerlichen Anfängen, zu Keimen, die allmählich wieder verdorren. Es ist nur gut, daß Gott unserer Schwachheit nachhilft. Er löst oft mit barmherziger Unbarmherzigkeit. Auch die Welt hilft mit. Sie verschließt uns selbst die Tür, wenn uns der Abschied schwer werden will. Sie tut uns in den Bann und macht uns so den Abschied leicht. - Was sind wir doch für Toren, wenn wir uns so lange besinnen, bis wir der Welt und der Sünde einmal gründlich Valet sagen! Gott gibt größere Gunst; der Welt Gunst ist so nichtig. Heute wird man gefeiert, morgen wird man verlacht. Werfen die Menschen uns weg, hebt der große Gott uns auf. Die ohnmächtigen und hinfälligen Menschen können uns weder ewigen Nutzen noch ewigen Schaden bringen. Beachten wir, daß es heißt: "Der allmächtige Herr".

Zu diesem allmächtigen Herrn in so inniger Beziehung stehen zu dürfen wie ein Kind zum Vater, das ist etwas. Er kann Leib und Seele in die Hölle werfen, sie aber auch ewig retten und beglücken. Wahrlich, wir verlieren nichts, wenn wir der Welt den Rücken kehren; Gott ersetzt uns alles reichlich. Was wir bei ihm finden, wiegt tausendfach auf, was wir auf der anderen Seite verlieren.