2Kor 5,8
S.Keller
2. Kor. 5, 8: «Wir sind aber getrost und haben vielmehr
Lust außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein beim
Herrn.»
Der Weltmensch klebt an des Daseins süßer Gewohnheit; der
bloße Gedanke an ein Ende dieses Erdenlebens erzeugt den
kalten Schauer der Todesfurcht. Wie anders Paulus! Ihm ist
das Leben ,,außer dem Leibe", jenseits des Todes eine solche
Gewißheit und eine so selige Aussicht, daß er bei solchem
Gedanken zweimal kurz nacheinander betont: wir sind getrost.
Dann muß der Gedanke an solche Zukunft einen starken Reiz im
Gefolge haben. Daheim sein beim Herrn Jesu Christo! Das ist
keine Gefühlssteigerung eines müßigen Träumers, sondern die
klare Aussicht eines Mannes, der hier auf Erden mehr
gearbeitet hat als sie alle! Jetzt mit aller Kraft sich
täglich einspannen in die Arbeit, dem Reiche Gottes Wege
in alle Welt zu bahnen, als gäbe es nichts anderes und zu
gleicher Zeit, als sein zartes, süßes Geheimnis, das Heimweh
nach der Herrlichkeit der ewigen Vollendung in der Brust
tragen - das macht starke, freie Persönlichkeiten. Das ist
unser Trost, daß alles, was wir jetzt unter Tränen und im
Kampf arbeiten, ein Echo in der ewigen Herrlichkeit haben
soll. In dem Maß, als wir uns dem Arbeitsvorbild des
Apostels nähern, wächst auch jenes heilige Ruhebedürfnis
nach dem Feierabend.
Tröste uns, Herr Jesus, jetzt im Sturm und Regen der Fremde
damit, daß jeder erkämpfte Schritt uns der Heimat näher
bringt. Dann wollen wir getrost sein und niemals über Lasten
klagen. Es geht doch nach Hause zu dir! Amen.