2Kor 4,13
W.Nee
Somit ist an uns der Tod wirksam, an euch aber das Leben.
2. Korinther 4,13
Wie kostbar ist das Kreuz Christi! Es steht in der Macht
jedes einzelnen Gliedes, den Zustrom vom Leben im ganzen Leib
Christi zu mehren, vorausgesetzt, daß wir das Kreuz an
unserem natürlichen Mensch en durchgreifend wirken lassen.
Du fragst mich, wie du dazu gebracht t werden kannst, anderen
Leben zu vermitteln. Nicht dadurch, daß du viel unternimmst
oder umgekehrt dich in die Stille zurückziehst und nichts
tust, sondern du mußt einfach die Kraft seines Todes und
seiner Auferstehung in deinem Leben mit Gott wirksam
werden lassen. Die nur durch Worte oder Taten dienen, bei
denen kommt ihr Dienst, so oft äußere Umstände sie zur
Untätigkeit oder zum Schweigen zwingen, zum Stillstand; um
gebraucht zu werden, müssen sie immer etwas tun oder reden.
Aber das sollte und brauchte nicht so zu sein. Laß nur »das
Sterben Jesu« in dir wirken, dann wird es sich mit Sicherheit
in anderen Leben kundtun. Es kann gar nicht anders sein,
denn es ist ein dem Leib innewohnendes Prinzip, daß »in uns
der Tod wirksam ist, in euch aber das Leben«.
C.O.Rosenius
Weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, nach dem,
das geschrieben steht: ,,Ich glaube, darum rede ich", so
glauben wir auch, darum so reden wir auch. 2. Kor. 4, 13.
Hier sagt vielleicht jemand: ,,Aber es gibt doch so viele
fromme Christen, die von dem, was sie glauben, nie reden
wollen, sondern ihren Glauben mit ihren Werken beweisen."
Darauf kann nur geantwortet werden: Wo steht das im Worte
Gottes, daß diejenigen Christen sind, die nie Lust haben,
von Christus zu reden? ,,Aber sie sind doch so fromm!" Ja,
und doch - wo steht es geschrieben, daß sie Christen sind?
Frömmigkeit, ein stiller, redlicher und leutseliger Wandel
kann aus vielen Quellen kommen, ohne eine Frucht des Glaubens
zu sein. Wo steht es geschrieben, daß diejenigen, die einen
so großen Schatz wie Christus im Herzen empfangen haben, von
Ihm schweigen können? Mit den Worten und Beispielen der
Schrift vor Augen kann nur so viel eingeräumt werden, daß
gewisse zarte oder sonst schwache Gnadenkinder zu gewissen
Zeiten geistlich stumm sein können; nie aber war es die
Meinung Gottes, daß sie stets so verbleiben sollten. Zu
einer Zeit konnte Joseph von Arimathia ,,heimlich" Jesu
Jünger sein, ,,aus Furcht vor den Juden." Auch Nikodemus
ging unter dem Schleier der Nacht zu Jesus. Zu einer anderen
Zeit aber traten sie beide mit offenem Bekenntnis hervor.
Ganz anders ist es, wenn wir aus Schwachheit, aus
Menschenfurcht oder fleischlicher Trägheit zuweilen von
dem Herrn schweigen. Solches kann noch immer den Gläubigen
widerfahren und wird ihnen stets vergeben, weil sie für alle
Sünden sowohl Vergebung als auch neue Kraft am Gnadenthron
suchen. Ganz anders ist es, wenn unser Glaube und unsere
Geistlichkeit so sind, daß sie nie die innere Lust und
den Trieb mit sich bringen, Jesus zu bekennen. Hier müssen
Gottes Worte mehr gelten als die Gedanken und Meinungen aller
Menschen. Und nun lehrt, wie wir schon gesehen haben, das
Wort Gottes ausdrücklich, daß es erstens in der Natur liegt,
wenn wir gern von dem reden, was das Herz erfüllt; zweitens
lehrt es, daß der wahre Glaube das Herz mit großen,
himmlischen Schätzen und mit dem Eifer um die Ehre des Herrn
und das Wohl der Seelen erfüllt, und daß dieses alles sich
auch in unserer Rede zeigen muß. Ferner lehrt das Wort
Gottes, daß die Gläubigen zu allen Zeiten Jesus bekannt
haben, und zwar nicht nur mit den Werken, sondern auch mit
dem Mund; ,,davon redet der Mund", sagt der Herr Christus.
Und die Schrift lehrt, daß sie nicht nur nach der
Aufforderung, sondern aus der Fülle des Herzens redeten; -
,,wes das Herz voll ist, des geht der Mund über." So spricht
der Herr.
Aus alledem folgen nun drei wichtige Lehren. Die erste ist
diese: Ist es noch nicht deine Lust geworden, von dem Herrn
Christus zu reden, hast du auch nicht den Liebeseifer um
die Ehre des Herrn und die Errettung anderer, daß du dir
wünschst, etwas reden zu können, was diesen wichtigen Dingen
dienen kann, dann halte es für ausgemacht, daß du noch nicht
erfahren hast, was der lebendige Glaube ist. Wenn du auch
von allen anderen für einen Christen angesehen wirst,
befindest du dich dennoch in einer falschen, selbstgemachten
Frömmigkeit. Willst du dann der Sache in der Weise abhelfen,
daß du dich jetzt zu bemühen anfängst, von Jesus zu reden, um
dadurch das Zeichen des lebendigen Glaubens zu erhalten, so
heißt das nur, etwas zu tun, um sich selbst zu betrügen. Die
Schrift redet von einem Bekennen, das aus dem vom Glauben
bewirkten inwendigen Sinn und Trieb fließt, aber nicht von
einem Bekennen, das von dem hervorgezwungenen Bemühen kommt,
ein Zeichen seines Glaubens und seiner Erkenntnis vorzeigen
zu wollen. Laß dich überzeugen, daß du die eigentliche
Quelle des Bekennens, den lebendigen Glauben, nicht hast.
Klage dann diese Not dem Herrn und gib dich nicht eher
zufrieden, bevor du nicht zu einem solchen Glauben gekommen
bist, der diese Wirkungen mit sich bringt, von denen du aus
der Schrift weißt, daß sie zu allen Zeiten dem wahren Glauben
folgten.
Die zweite Lehre ist diese: Bist du durch Gottes Gnade zu
einem solchen Glauben an Jesus gekommen, daß es deine Lust
wurde, von Ihm mit deinen Freunden zu reden und von Ihm zu
Seiner Ehre und zum Heil anderer Menschen zu zeugen, ob du
auch täglich durch deine große Schwachheit und Versäumnis
hierin gedemütigt wirst, - so wisse, daß aller deiner Mängel
ungeachtet dies davon zeugt, daß Gott dir Gnade bewiesen und
den Glauben und das Bekennen in dir gewirkt hat, wie unser
Text, ja, die ganze Schrift es beschreiben. In unserem
Fleisch und Blut liegt nie diese Lust, von Jesus zu reden,
dieser Eifer um die Errettung der Menschen und um die Ehre
des Herrn. So wird das Werk Gottes an seinen Früchten
erkannt, auch an ,,der Frucht der Lippen, die Seinen Namen
bekennen."
Die dritte Lehre ist diese: Wenn du alles erfahren hast und
noch dem Geist nach Lust hast, vom Herrn zu zeugen, wenn
aber die Trägheit des Fleisches, die Feindschaft oder die
Freundschaft der Welt und andere Umstände dich daran hindern,
wache dann und bete, daß du hier nicht dem Fleische folgst
und dem Geist ungehorsam wirst; denn dann kann das Werk
Gottes aufs neue in dir erstickt werden.
Wollt ihr Posaunen der Gnade sein,
Räumt euch der Gnade erst selber ein;
Werdet durch die Wunden, die ihr verkündigt,
Selbst mit Gott ausgesöhnt und so entsündigt;
Danach bekennt.