2Kor 3,18
D.Rappard
Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit
und wir werden verklärt in dasselbe Bild.
2. Kor. 3,18.
Ein Blick auf die erhöhte Schlange war das gottverordnete
Mittel zur Errettung des tödlich verwundeten Israeliten.
Ein Glaubensblick auf das am Kreuz erhöhte Gotteslamm bringt
dem sündenkranken Herzen Heil, Vergebung und ewiges Leben.
Und es ist auch der fortgesetzte Blick auf Jesum, der dieses
neugeschenkte Leben nährt und erhält, also daß es eine siegreiche
Kraft wird zur Überwindung des alten Wesens und zur Umgestaltung
in Jesu Bild.
Es spiegelt sich in uns des Herrn Klarheit, sagt unser
Wort. Es ist nicht unsere Klarheit, sondern die Seine. Woher
hat der Mond seinen hellen Schein? Von der Sonne, die ihn
bestrahlt. - Im Bergsee spiegelt sich der leuchtende Firn; je
stiller die Wellen sind, desto deutlicher prägt sich das Bild aus.
Sehnst du dich nach Heiligung, liebes Gotteskind? Möchtest du
gern verklärt werden in Jesu Bild? Möchtest du etwas an dir
tragen von dem ,,stillen schönen Leuchten", das ein Abglanz
ist von Jesu Klarheit? Schaue unverwandt auf Jesum! Welche ihn
ansehen, d e r e n A n g e s i c h t w i r d s t r a h l e n
(Ps. 34, 7). Suche stille Augenblicke zu seinen Füßen! Bleibe
in seiner Nähe auch unter der Arbeit und den Zerstreuungen des
Tages! Halte deines Herzens Spiegel rein!
Leuchte in mich hinein, Du Himmelssonne!
Fülle mich mit Deinem Glanz, und dann leuchte
aus mir heraus zu Deiner Ehre!
W.MacDonald
»Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit
des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben
Bilde von Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.«
2. Korinther 3,18
Die Bibel lehrt, daß wir so werden wie das, was wir anbeten.
Diese wichtige Einsicht finden wir in unserem heutigen
Bibeltext. Wir können ihn folgendermaßen aufgliedern:
Wir alle aber - das heißt alle wahren Gläubigen; mit
aufgedecktem Angesicht - Sünde ist wie ein Schleier zwischen
unserem Gesicht und dem Herrn. Wenn wir Sünde bekennen
und lassen, haben wir ein aufgedecktes Angesicht; die
Herrlichkeit des Herrn - damit ist Seine moralische Schönheit
gemeint. In der Bibel sehen wir staunend die Vollkommenheit
Seines Charakters, die Schönheit all Seiner Werke und Wege;
anschauend - diese Herrlichkeit schauen wir im Spiegel des
Wortes Gottes an; werden verwandelt nach demselben Bilde -
wir werden Ihm ähnlich. Wir werden verändert durch unser
Anschauen. Je mehr wir uns mit Ihm beschäftigen, desto
ähnlicher werden wir Ihm. Diese Veränderung geschieht
von Herrlichkeit zu Herrlichkeit - von einem Grad der
Herrlichkeit zum nächsten. Die Verwandlung geschieht nicht
auf einmal. Es ist ein Prozeß, der so lange andauert, wie
wir Ihn betrachten. Und diese Umwandlung unseres Charakters
wird bewirkt durch den Herrn, den Geist - der Heilige Geist
bewirkt Christusähnlichkeit in all denen, die sich im Glauben
mit dem Herrn beschäftigen, wie Er in der Bibel geoffenbart
ist.
In den »Märchen von Nathaniel Hawthorne« war es nicht Herr
Goldraff oder General Blut oder Donner oder Alt Hartherz
oder der Dichter, sondern Ernst - der, indem er in stillem
Nachdenken das Große Steinerne Angesicht betrachtete,
schließlich diesem ähnlich wurde. Ich hörte einmal von einem
Mann, der täglich in einen buddhistischen Tempel ging, und
mit gekreuzten Beinen und verschränkten Armen die grüne
Statue betrachtete. Man sagt, daß er nach jahrelanger
Meditation tatsächlich dem Buddha ähnlich sah. Ich weiß
nicht, ob das wahr ist, aber ich weiß, daß ehrfürchtige
Beschäftigung mit dem Herrn moralische Ähnlichkeit mit
Ihm bewirkt.
Der Weg der Heiligung geht über die Betrachtung des Herrn
Jesus. Es ist im allgemeinen unmöglich, gleichzeitig an
Christus und an Sünde zu denken. In den Momenten, in denen
wir von Ihm ergriffen sind, sind wir am meisten frei von
Sünde. Unser Ziel sollte deshalb sein, den Prozentsatz
unserer Zeit zu vergrößern, den wir unserer Betrachtung des
Herrn widmen.
J.Kroeker
Von der göttlichen Offenbarung.
"Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit,
und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit
zur anderen, als vom Herrn, der Geist ist." 2.Kor. 3,18.
Jede Vermenschlichung des Göttlichen ist wiederum auch eine
bestimmte Verhüllung Gottes. Kein Wort, kein Bild, kein
Gleichnis, kein Begriff aus der Zeit der Vergänglichkeit kann
uns das Ewige und Göttliche ganz enthüllen. Jede Enthüllung
des Göttlichen durch menschliche Formen war daher immer auch
eine Verhüllung des Göttlichen durch das Menschliche.
Obgleich der Tempel die Gegenwart Gottes in der Mitte seines
Volkes versinnbildlichte, sobald der anbetende Israelite
seinem Gott begegnen wollte, sah er wohl Tempel und
Altäre, heilige Decken und Gefäße, aber die Schechina,
die Herrlichkeit Gottes, sah er nicht. Daher kann alles
Stoffliche wohl Symbol, Sinnbild, aber nie das Wesen des
Göttlichen selbst sein. Gott ist größer als jedes Symbol.
Sein Leben ist reicher als alle Formensprache der Menschheit.
Es gibt nur ein Gefäß, das Ihn wesenhaft in seinem Geist und
in seiner Offenbarung zu fassen vermag: das Geistesleben des
erlösten Menschen. Eingestellt auf Gott, wird er zu einem
Tempel, wo Gott geschaut wird in seinem wahren Wesen, in
seiner Majestät und Herrlichkeit. Hier erlebt man Gott in
seiner Erlösung und heiligenden Kraft. Hier tritt man in
eine lebendige Gemeinschaft mit Ihm, wie sie nur unter
innerlich geistverwandten Leben gepflegt werden kann. Hier
kommt es, wie einst bei einem Mose, zum Schauen der Gestalt
Gottes. Denn nur der Mensch als Gottes Ebenbild ist groß
genug, Gott in seiner Größe und Majestät, in seinem Heil und
in seiner Kraft zu fassen; so zu fassen, dass er beginnt in
seiner Geisteshaltung und in seinem Charakter, in seinem
Dienst und in seiner Hoffnung das wahre Bild seines Vaters zu
tragen.
Denn nichts Geringeres ist der eigentliche Zweck und das Ziel
der göttlichen Offenbarung. Beide lassen sich vielleicht in
die drei großen Hauptbegriffe zusammenfassen: Erlösung,
Gemeinschaft und Dienst. Jede Offenbarung Gottes will zur
Erlösung für den Menschen werden. Wo das göttliche Selbst
sein Schweigen dem Menschen gegenüber bricht und zu einem
redenden Selbst wird, da steht der Mensch immer an einer
Pforte der Erlösung. In jeder Offenbarung öffnet sich dem
Menschen das Tor zu Gott hin und wartet auf dessen Kommen.
Denn sie will immer erlösen, freimachen, herausheben aus der
rein kreatürlichen Menschlichkeit mit ihrem Fall und uns in
die göttliche Wesensart hineinziehen. Gott ist schlechthin
das Heil, daher kann auch nur Heil von Ihm in seiner
Offenbarung ausgehen.
J.Kroeker
Über unsere Erquickungen vom Herrn.
"Wir alle, die wir mit unverhülltem Angesicht die
Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel schauen,
wir werden in dasselbe Bild verwandelt, sodass seine
Herrlichkeit die unsere wird." 2.Kor. 3,18.
Es liegt im Wesen jeder Segnung von oben, dass sie Christus
mehr und mehr in den Mittelpunkt unseres Lebens rückt. Als
Haupt seines Leibes soll Er uns als seinen Gliedern so groß
und herrlich werden, dass unser Leben anfängt, die Frucht
seines Wirkens und der Abglanz seines Angesichts zu sein.
Im Umgang mit Ihm stehend, lernen wir, alles von Ihm
zu erwarten, alles in Ihm zu finden, alles mit Ihm zu
durchleben. Ob Er uns beiseite nimmt und in die Stille
führt, oder ob Er uns seine Herrlichkeit auf verhüllten
Leidens- und Segenswegen offenbart, - alles geschieht zu dem
einen Zweck, dass Er groß werde in unserem Leben. Denn unser
Vertrauen zu Ihm kann nicht größer sein, als unser inneres
Schauen und Erkennen ist.
Daher ließen auch einst z.B. die Tabor-Stunden die Jünger
tiefer als je hineinschauen in die Herrlichkeit ihres
Meisters. In der Verklärung sahen sie Ihn, wie ihr Auge Ihn
noch nicht gesehen hatte. Durch diese Offenbarurng sollte in
ihrer Seele ein Vertrauen geweckt werden, wie sie es bis
dahin nicht besessen hatten. Denn auf diesem Wege allein
erschließt sich dem Glauben mehr und mehr jenes Geheimnis,
dass "seine göttliche Kraft uns alles geschenkt hat, was zum
Leben und zur Gottseligkeit dient." Wir können nur insoweit
Ihm vertrauen, als Er durch seine Offenbarung in uns hat
Vertrauen wecken können. Es ist daher dem Heiligen Geist
auch heute wieder ganz besonders darum zu tun, dass Christus
verklärt werde im Herzen und Leben der Glaubenden. Die
große Mission des Geistes innerhalb der Gemeinde und
deren einzelnen Glieder verfolgt unentwegt dieses Ziel.
Er will uns tiefer als je zuvor hineinschauen lassen in
die Herrlichkeit und Lebensfülle unseres erhöhten und doch
gegenwärtigen Herrn. Denn das Anschauen seiner Herrlichkeit
mit unverhülltem Angesichte bedeutet Leben für uns und Heil
für die Welt. Wer einen großen Retter kennt, ist auch zu
einer großen Rettungsarbeit fähig. Geht doch heute die ganze
Sehnsucht der Welt dahin, nicht große Jünger, wohl aber in
den Jüngern einen großen Retter zu sehen. Sie sehnt den
herbei, der nicht nur ihre Schuld aufzudecken, sondern auch
zu vergeben vermag. Das ist jedoch allein Christus, der
größer ist als die Schuld der Welt. Von Christus her ist
allein Hoffnung auch für die Welt in ihrem Sterben. Wo Er
sprechen kann, entsteht Licht, wo Er handeln kann, erwacht
neues Leben.