1Kor 15,58
D.Rappard
Nehmet immerdar zu in dem Werk des Herrn.
1. Kor. 15,58.
Excelsior! Höher hinauf! Das ist der Wahlspruch des wahren
Christen. Es soll keinen Stillstand geben in seinem Lauf.
Stillstand ist Rückgang. Unaufhaltsam fließt der Strom der
Zeit. Unaufhaltsam rauscht das Leben dahin. Jedes Jahr bringt
den Menschen näher zum Ziel, entweder ewiger Freude, oder
ewiger Gottferne.
Ist einmal in der Erleuchtung und Kraft des Heiligen
Geistes die Richtung h i m m e l w ä r t s eingeschlagen, so
gilt es, mit ganzem Ernst f o r t f a h r e n auf dem Wege:
höher hinauf, tiefer herab, näher, mein Gott, zu Dir, näher zu
Dir! Einige Gottesworte bezeichnen, wie Lichtstrahlen, diesen
köstlichen Weg.
Gnade um Gnade (Joh. 1, 16).
Von Glauben in Glauben (Röm. 1, 17).
Von Kraft zu Kraft (Ps. 84, 8).
Von Sieg zu Sieg (Ps. 84, 8).
Von Klarheit zu Klarheit (2. Kor. 3, 18).
Mehr und mehr Lob (Ps. 71, 14).
Mehr und mehr Liebe und Erkenntnis (Phil. 1, 9).
Mehr und mehr Zunehmen im Werk des Herrn (1. Kor.
15, 58).
Laßt uns forschen und prüfen unser Wesen! Laßt uns unser
Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel! Laßt uns
l a u f e n auf dem Weg seiner Gebote!
Dort wird's tönen
Bei dem Krönen:
Gott ist's, der es schafft!
W.MacDonald
»Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich,
allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wißt, daß
eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist.« 1. Korinther 15,58
In unserem gestrigen Text kam ein Mann vor, der in seinem
Dienst für den Herrn so entmutigt wurde, daß er alles
aufgeben wollte. Ich nehme an, daß die meisten von uns zu
irgendeiner Zeit auch schon vor dieser Versuchung gestanden
haben. Daher möchte ich heute vier Abschnitte aus der Bibel
vorstellen, die einmal eine wesentliche Ermutigung für mich
gewesen sind und mich davor bewahrt haben, die Flinte ins
Korn zu werfen.
Der erste lautet: »Ich aber sagte: Umsonst habe ich mich
abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verbraucht.
Doch mein Recht ist bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem
Gott« (Jesaja 49,4). Es gibt Momente, wenn auch zum Glück
sehr selten, in denen lange Jahre des Dienstes für den Herrn
sich in Nichts aufzulösen scheinen. Es sieht dann so aus,
als ob alle unsere Arbeit ganz und gar umsonst gewesen wäre.
Alles scheint »vergebliche Liebesmüh« gewesen zu sein. Aber
das ist nicht so! Unser Bibelvers versichert uns, daß
Gottes Gerechtigkeit dafür sorgen wird, daß wir königlich
dafür belohnt werden. Denn nichts, was wir jemals für Ihn
getan haben, ist vergeblich gewesen.
Den zweiten Abschnitt finden wir in Jesaja 55,10.11: »Denn
gleichwie der Regen und der Schnee vom Himmel herabfällt und
nicht dahin zurückkehrt, er habe denn die Erde getränkt und
befruchtet und sie sprossen gemacht, und dem Säemann Samen
gegeben und Brot dem Essenden; also wird mein Wort sein,
das aus meinem Munde hervorgeht, es wird nicht leer zu mir
zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt,
und durchführen, wozu ich es gesandt habe.« Den Menschen, die
damit zu tun haben, das lebendige Wort Gottes auszuteilen,
wird zugesichert, daß sie damit auch Erfolg haben werden.
Es gibt Garantien für Ergebnisse. Es kann keinen absoluten
Fehlschlag geben, Sein Wort ist unwiderstehlich. So wie die
Armeen der Erde machtlos sind gegen den fallenden Regen oder
Schnee, so können auch alle Heerscharen von Dämonen und
Menschen nicht das Wort Gottes aufhalten, das weiterläuft und
dramatische Veränderungen im Leben von Menschen hervorbringt.
Wir stehen auf der Seite des Gewinners.
Auch im Neuen Testament stehen bemerkenswert ermutigende
Worte: »Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich
aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat« (Matthäus
10,40). Bist du schon einmal angeschnauzt worden, weil du
dich als Christ zu erkennen gegeben hast? Oder geächtet oder
verspottet oder schlecht behandelt worden? Hat dir schon
einmal jemand die Tür vor der Nase zugeschlagen? Nimm das
alles nicht zu persönlich. Wenn die Leute dich abweisen,
dann lehnen sie in Wirklichkeit den Heiland ab. Die Art, wie
die Leute mit dir umgehen, ist dieselbe, mit der sie den
Herrn behandeln. Wie wunderbar ist es doch, so eng mit dem
Sohn Gottes verbunden zu sein!
Und schließlich gibt es natürlich auch noch den Vers, der
heute über unserem Text steht. Paulus hat gerade vorher
von der Wahrheit der Auferstehung gesprochen. Jenseits des
Grabes liegt die ewige Herrlichkeit. Alles, was wir im Namen
des Herrn getan haben, wird dann belohnt werden. Es wird
sich erweisen, daß kein einziger liebevoller Dienst fruchtlos
oder umsonst gewesen ist.
C.O.Rosenius
Seid fest, unbeweglich und nehmt immer zu in dem Werk des
Herrn! 1. Kor. 15, 58.
Vielleicht bist du, der du dieses liest, so glücklich, zu
einem Nachfolger Jesu ,,aus der Welt erwählt" zu sein, so
glücklich, jetzt in einer innigen Vereinigung mit deinem
Heiland zu stehen. ,,Halte, was du hast, daß niemand deine
Krone nehme!" Der Teufel hat uns den Tod geschworen und geht
umher bald als ein brüllender Löwe, bald als ein Engel des
Lichts. Viele, die ,,im Geist anfingen, vollendeten im
Fleisch", bald durch die Welt und ihre Lüste, von welchen
sie aufs neue gefesselt wurden, als sie im Streit und in der
Kreuzigung des Fleisches ermüdeten und sich aufs neue in den
Dienst der Sünde begaben, bald dadurch, daß sie durch eine
mächtige und hartnäckige Versuchung in Verzweiflung gerieten;
bald durch die bezaubernde Macht neuer Lehren, durch die sie
von der Einfalt in Christus weggeführt wurden und durch die
das Leben starb; bald durch Hochmutseinbildungen, die der Tod
aller innewohnenden Gnade sind.
Es gibt Abgefallene, die geradezu zur Welt und zur Sünde
zurückkehren und mit dem Wort Gottes nicht mehr umgehen.
Andere dagegen behalten einen Schein der Gottesfurcht, aber
es ist kein Geist in ihnen, kein Leben, kein Bedürfnis nach
der Gnade und dem Evangelium, sondern nur ,,die Form zu
wissen, was recht ist im Gesetz." ,,Es wäre ihnen besser,
daß sie den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt hätten, und es
ist mit ihnen das letzte ärger geworden denn das erste."
Bitte Gott, dich in Gnaden vor einem so unglückseligen Ende
zu bewahren! Erkenne die Wichtigkeit der Ermahnung des
Apostels: ,,Seid fest, unbeweglich!" Sei fest im Glauben!
Halte täglich Freundschaft mit deinem Heiland! Laß dir
nichts so angelegen sein, als jeden Tag der Freundschaft
deines Gottes vergewissert zu sein und stets in Christus
erfunden zu werden! Sei fest in der Liebe und in ,,der Übung
der Gottseligkeit", auf daß du dich nicht ermüden läßt, weder
durch die Bosheit und Undankbarkeit der Menschen noch durch
dein eigenes Fleisch; und daß du nicht schlaff und nachlässig
wirst, wenn der Kampf sehr hart und langwierig wird! Halte
noch eine kleine Zeit mit der Kreuzigung des Fleisches aus!
Jetzt gilt es, jetzt wird um die Krone gekämpft. ,,Sei
getreu", spricht der Herr, ,,sei getreu bis an den Tod, so
will Ich dir die Krone des Lebens geben!" Sei fest in der
Hoffnung und in der Geduld auch unter einem bitteren Kreuz
und Leiden! Halte aus, jetzt gilt es! Es ist nur um eine
kleine böse Zeit zu tun. Abfallen kann man leicht; beharren
aber und die Himmelsburg einnehmen, das erfordert Kampf.
,,Fest, unbeweglich", sagt der Apostel. Bleibe
,,unbeweglich" bei dem alten Worte! Laß dich nicht wägen und
wiegen von allerlei Wind der Lehre, etwa wie das biegsame
Rohr, das vom Winde hin- und hergetrieben wird! Wir leben in
einer Zeit, in der alle möglichen Neuerungen im Geistlichen
feilgeboten werden. Der eine kommt mit diesem, der andere
mit jenem hervor, und die Menschennatur ist so, daß das
Alte bald geschmacklos und von keinem Wert mehr ist; während
das Neue reizt. Hüte dich, der Art dieser Natur zu folgen!
Bilde dir nicht ein, daß dich niemand irreleiten könnte, oder
daß du selbst stets das, was recht oder unrecht ist, würdest
merken können! Sei auch nicht so undankbar gegen den
göttlichen Geist und die göttliche Wahrheit, die dich von
neuem geboren haben, so daß du eine andere Lehre für noch
besser ansehen würdest, oder daß demjenigen, der schon ,,in
Christus ist", etwas ,,Neues" vonnöten sei! Der Apostel
sagt: ,,Ihr seid vollkommen in Ihm". Willst du jetzt deinen
Gnadenstand mit einem neuen, eigenen Werk vervollkommnen?
Wie willst du dann deinem Heiland antworten, wenn Er fragt:
,,Warst du nicht schon in Mir selig?" ,,Wir sollen nicht mehr
Kinder sein und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind
der Lehre." ,,Wie ihr angenommen habt den Herrn Christus
Jesus, so wandelt in Ihm - seid gewurzelt und erbaut in Ihm,
und seid fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in
demselben reichlich dankbar!"
,,Und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn!" Sei mehr und
mehr fleißig im Dienst des Herrn in der kleinen Zeit, die du
noch im Fleische leben wirst, auf daß du nicht in geistlicher
Trägheit ,,dir selbst lebst, sondern dem, der für uns
gestorben und auferstanden ist!" In allem, womit du die Ehre
des Herrn oder die Wohlfahrt Seiner Teuererkauften fördern
kannst, mußt du fleißig und redlich deine Dienste erweisen
und weder ermüden noch im Guten abnehmen, sondern im
Gegenteil nur um so fleißiger darin werden. Viele fangen so
verheißungsvoll an, mit freudigem und willigem Gemüt dem
Herrn und den Brüdern zu dienen; nach einigen Jahren aber
sind sie schlaff und kalt, da ist keine treibende Lust und
Kraft mehr vorhanden. Das ist ein trauriger Ausgang eines so
schönen Anfangs. Laßt uns darum aufwachen und uns ernstlich
hüten, daß die Natur uns nicht betrügt! ,,Lasset uns Gutes
tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir
auch ernten ohne Aufhören." Aber, ,,wer auf sein Fleisch sät,
der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf
den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben
ernten." Deine Arbeit im Herrn ist also nicht vergeblich.
Wache auf, besinne dich! Wir sind nicht klugen Fabeln
gefolgt. Es kommt noch, nämlich ,,Preis und Ehre und
unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken
nach dem ewigen Leben trachten."
Wenn der Abend bricht herein,
Dann stellt man das Wirken ein;
Weil der Herr wirkt, wirkt man auch;
Das ist so der Jünger Brauch.