1Kor 13,7
C.Eichhorn
Jesu Bild in der Liebe (IV)
Die Liebe verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft
alles, sie duldet alles. 1. Kor. 13, 7
Jeder Mensch gibt zu tragen, nicht nur vor der Bekehrung,
sondern auch Gotteskinder. Wenn du dich über andere
beschwerst, daß sie so unleidlich seien, dann bedenke, daß
auch du zu tragen gibst! Der Mensch in seiner Blindheit
erträgt sich selbst nur allzuleicht. Wenn durch die
Wiedergeburt die wahre Liebe Raum gewinnt, dann wird
es anders. Dann trägt man an den eigenen Fehlern
schwerer als an denen anderer. Die Liebe trägt alle
Unliebenswürdigkeiten, Härten und Gebrechen. Die Last wird
ihr nicht zu viel, sie schöpft immer wieder aus dem Urquell
der Gottesliebe. Es ist damit nicht gesagt, daß die Liebe
zu allem schweigt. Sie mahnt und weist zurecht, aber sie
wird nicht verdrossen und wirft den andern nicht weg wie
eine unerträgliche Last. Sie glaubt alles. Sie hegt ein
unbegrenztes Vertrauen, wenn sie gleich oft getäuscht
und enttäuscht wird. Der kalte und selbstsüchtige Mensch
verlacht sie darum als Torheit. Die Liebe wird vielleicht
90mal unter 100 Fällen mißbraucht und betrogen. Jedoch
mitunter darf sie es erleben, daß ihr Vertrauen zum Ziel
führt. Denn wenn irgend etwas einen Menschen heben und
fördern kann, ist es das Vertrauen, das man in ihn setzt.
Mißtrauen drückt ihn herunter und macht ihn erst recht
trotzig: "Ich soll schlecht sein, nun, so will ich es auch
sein!" Gottes unendliche Liebe kommt den Menschen immer
wieder mit Vertrauen entgegen, trotz so vieler übler
Erfahrungen von Undank und Verschmähung seiner Liebe. Der
Apostel hat es dem Herrn Jesus nie vergessen, daß er ihn als
treu und zuverlässig geachtet hat und ihn darum zu seinem
Dienst berief, ihn, der zuvor ein Lästerer war (1. Tim. 1,
12). Er hat aber auch das Vertrauen, das Jesus in ihn
setzte, glänzend gerechtfertigt. Die Liebe hofft, wo
scheinbar nichts zu hoffen ist, und hat so manchmal die hohe
Freude, daß sie mit ihrer Hoffnung nicht zuschanden geworden
ist. Sie erduldet alles. Die Liebe unterzieht sich willig
allen Plagen, die der Dienst an andern mit sich bringt. Der
selbstsüchtige Mensch sieht es als Torheit an, sich ohne Not,
um anderer willen, Mühen und Beschwerden aufzuerlegen. Es
gibt sogar Frauen, die sich keine Kinder wünschen, um der
Plage überhoben zu sein. In den letzten Tagen werden viele
sogar die natürlichen Liebestriebe ersticken (2. Tim. 3,
3). "Liebe gebiert Leiden", hat jemand gesagt, und "durch
Leiden wird die Liebe erprobt und gereinigt". - Die Liebe
ist langmütig: damit begann der Apostel das Hohelied der
Liebe. Sie erduldet alles. Damit kehrt der Schluß zum
Anfang zurück. Bei Jesus finden wir alle in diesem Bild der
Liebe angeführten Züge vollkommen ausgeprägt. Wir wollen
wenigstens immer völliger werden in der Liebe und so dem
Bild Jesu immer besser gleichen (1. Thess. 4, 10).
J.MacArthur
"Sie [die Liebe] erträgt alles" (1. Kor. 13,7).
Die Liebe tritt der Sünde entgegen, sie schont aber den
Sünder.
In 1. Korinther 13,7 nennt Paulus vier Dinge, die eng
miteinander verbunden sind: alles ertragen, alles glauben,
alles hoffen und alles erdulden. Das erweckt den Eindruck,
als könne die Liebe nichts unterscheiden und würde alles
akzeptieren, was ihr begegnet. Aber das "alles" wird durch
den Kontext beschrieben. Die Lieb lehnt Neid, Angeberei,
Hochmut und Ähnliches ab (die Verse 4-6); dafür trägt,
glaubt, hofft und erduldet sie alles innerhalb der Grenzen
des göttlichen Wortes.
"Die Liebe erträgt alles" spricht von der Bereitschaft
der Liebe, Sünden zuzudecken und den Sünder vor weiteren
Verletzungen zu bewahren. Das ist das Gegenteil von der in
der heutigen Gesellschaft gepflegten Geschwätzigkeit, mit der
man gern alles öffentlich zur Schau stellt, weil die Leute
einen schier unersättlichen Appetit auf Enthüllungen und "die
Wahrheit" über alles, was irgendwie Prominenz hat, empfinden.
Die Liebe sucht zuzudecken, nicht zu enthüllen. Sie tritt
der Sünde entgegen und erzieht den Sünder; aber sie posaunt
niemals Fehler und Mängel aus. Sie fühlt, wie es dem
Geliebten zumute ist und findet sich bereit - wenn nötig -,
den Schmerz auf sich zu nehmen, wie auch Christus es tat, als
Er für unsere Sünden litt.
Im Alten Testament wurde der Gnadenstuhl mit dem Blut der
Versöhnung besprengt, um die Sünden des Volkes zu bedecken
(3. Mo. 16,14). Dies Bedecken war ein Bild von der
vollkommenen Bedeckung der Sünden durch den Kreuzestod
Christi (Röm. 3,25-26). Alle, die Ihm vertrauen, sind für
ewig in den Mantel der Liebe Gottes eingehüllt.
Du kannst keine Sünden im Sinne der Versöhnung zudecken; aber
du bist in der Lage, Opfer zu beschützen und aufzurichten.
Sprüche 10,12 lehrt uns: "Hass erregt Zänkereien; aber Liebe
deckt alles Vergehen zu." Und in 1. Petrus 4,8 heißt es:
"Vor allem aber habt untereinander eine anhaltende Liebe.
Denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden."
Wenn du hörst, jemand habe gesündigt, wie reagierst du?
Nimmst du das Schlimmste an oder weidest du dich gar an
dessen Fehlern? Oder aber hoffst du das Beste und versuchst
ihn vor weiteren Bloßstellungen, vor Gelächter und Kummer
zu beschützen? Bist du bereit, wenn nötig, der Sünde
entgegenzutreten oder sogar, dieser Person beim Tragen der
selbst verschuldeten Last zu helfen? Deine Reaktion
offenbart die Qualität deiner Liebe.
J.MacArthur
"Sie [die Liebe] glaubt alles" (1. Kor. 13,7).
Die Liebe erwartet von anderen immer das Beste.
In Lukas 15 erzählt der Herr Jesus das Gleichnis von einem
Vater, der zwei Söhne hat. Der jüngere Sohn bat um seinen
Teil des Familienerbes, dann verließ er das Elternhaus und
vergeudete es mit seiner sündigen Lebensführung. Als er
seine Torheit eingesehen hatte, beschloss er zurückzukehren
und seinen Vater um Vergebung zu bitten. "Und er machte sich
auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah
ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und
fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn sehr. Der Sohn aber
sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und
vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Der
Vater aber sprach zu seinen Sklaven: Bringt schnell das beste
Gewand heraus und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine
Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete
Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich
sein" (Luk. 15,20-23).
Das ist ein schönes Bild von der Eilfertigkeit der Liebe,
wenn es ums Vergeben geht; aber auch andere Kennzeichen der
Liebe werden daran deutlich. Während der Sohn noch fern war,
sah ihn sein Vater kommen. Wie war das möglich? - Weil er
auf seinen Sohn gewartet hatte - er ersehnte und erhoffte
dessen Rückkehr. Die Liebe vergibt, was ihr angetan wurde
und hofft das Beste für den anderen. Das ist mit dem "alles
glauben" in unserem Vers gemeint. Der Sohn hatte den Vater
tief verletzt; trotzdem gab dieser nie die Hoffnung auf die
Rückkehr des Sohnes auf.
Ich kenne eine Christin, die seit dreißig Jahren mit einem
ungläubigen Mann verheiratet ist. Doch hört sie nicht auf zu
sagen: "Eines Tages wird er sich bekehren." Sie ist nicht
blind für ihre Lage; aber ihre Liebe zu ihrem Ehemann hat
ihren sehnlichen Wunsch zu einer Erwartung gemacht. Sie
glaubt, dass er sich zu Christus wenden wird, weil die Liebe
immer das Beste erwartet.
Vielleicht hast du einen Ehepartner oder Kinder, die noch
ungläubig oder vom Herrn abgekommen sind. Verliere nie den
Mut! Erwarte das Beste und lass dich deine Erwartung zu
flehentlichem Gebet antreiben und zu einem gottesfürchtigen
Leben, dem deine Lieben gern folgen möchten.
J.MacArthur
"Sie [die Liebe] hofft alles" (1. Kor. 13,7).
Die Liebe weigert sich, menschliches Versagen als das Letzte
zu betrachten.
Selbst wenn der Glaube ins Stocken gerät, kommt uns die
Hoffnung noch zur Hilfe. Sie ist das lange Seil, das uns
mit der Souveränität und der Kraft Gottes verbindet.
Der Apostel Petrus schrieb seinen Brief an Gläubige, die
schwere Drangsale zu erleiden hatten. Um sie zu ermutigen,
begann er: "Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn
Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns
wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die
Auferstehung Jesu Christi aus den Toten" (1. Petr. 1,3).
Unsere Hoffnung ist eine "lebendige Hoffnung", weil Gott ein
lebendiger Gott ist. Einerlei, wie dunkel deine Lage auch
scheint, Gott ist dabei, Seine Absichten zur Vollendung zu
bringen. Als Christus am Kreuz hing, schien es, als habe die
Sünde endgültig über die Gerechtigkeit triumphiert. Aber der
größte Augenblick der Sünde gereichte ihr zum Todesstoß, als
Christus aus dem Grab erstand als Herr des Lebens und
Erretter Seines Volkes. "Der Jesus aus den Toten auferweckt
hat, [wird] auch eure sterblichen Leiber lebendig machen
wegen seines in euch wohnenden Geistes" (Röm. 8,11).
Trübsale und Tod haben keine Macht über dich. Sie bringen
dich nur näher zu Christus.
Wenn man anderen dient, gibt die Hoffnung einem das
Vertrauen, dass, solange jemand noch lebt, menschliches
Versagen nicht das letzte Wort hat. Gott weigerte sich,
Israels Fehler anzuerkennen; so tat es der Herr auch bei
Petrus, und Paulus bei den Korinthern. Wenn deine Versuche,
die Sünden anderer zu bedecken, fehlschlugen oder deine
gerechten Erwartungen sich zerschlagen haben, dann sagt die
Hoffnung: "Gib nicht auf. Gott kann auch daraus noch etwas
Gutes machen."
Was Hoffnung ist, zeigt die wahre Geschichte von einem Hund,
der auf dem Flughafen einer großen Stadt verloren ging. Er
blieb dort mehr als fünf Jahre lang und wartete auf seinen
Herrn. Das Flugplatzpersonal fütterte und versorgte ihn;
aber er weigerte sich, den Platz zu verlassen, wo er seinen
Herrn zuletzt gesehen hatte. Wenn die Liebe eines Hundes so
viel Hoffnung erzeugen kann, wie viel anhaltendere Hoffnung
sollte aus deiner Liebe zu Gott hervorgehen?
J.MacArthur
"Sie [die Liebe] erduldet alles" (1. Kor. 13,7).
Die Liebe überwindet alle Widerstände.
Das Aushalten ist der letzte Wesenszug der Liebe, wie
Paulus sie hier darstellt. Das griechische, mit "erdulden"
wiedergegebene Wort stammt aus dem militärischen Bereich und
meint das Aushalten mitten im schwersten Gefecht. Es bezieht
sich nicht auf das Durchstehen kleinerer Widerwärtigkeiten,
sondern auf das Durchhalten, auch wenn die Feindschaft
unvorstellbar ist - ohne dass die Liebe aufhört.
Stephanus ist ein gutes Beispiel für Liebe, die alles
erduldet. Er predigte kompromisslos Gottes Wort, darum
steinigten ihn seine Feinde zu Tode. Als letzte Handlung
fiel er auf die Knie und rief ganz laut: "Herr, rechne ihnen
diese Sünde nicht zu!" (Apg. 7,60). Ein Geringerer möchte
seine Peiniger gehasst haben, nicht aber Stephanus. Er hatte
ihnen vergeben und bat Gott, es auch zu tun. Damit folgte er
dem Beispiel des Herrn, der am Kreuz bat: "Vater, vergib
ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun" (Luk. 23,34).
So sieht das Erdulden in göttlicher Liebe aus!
Die Liebe erträgt alle Verletzungen, Sünden und
Enttäuschungen. Sie breitet sie nie aus, sondern versucht
alles, die Sünder zu Versöhnung und Wiederherstellung kommen
zu lassen. Die Liebe glaubt immer das Beste von anderen und
ist nie zynisch oder argwöhnisch. Selbst unter schwersten
Angriffen vergibt sie und hält sich an die Macht und die
Verheißungen Gottes. Diese Liebe sollte jeden Gläubigen
kennzeichnen. Deine Liebe muss nicht perfekt, aber sie muss
erkennbar sein. Wenn es dir in manchen Lebensbereichen
schwerfällt, Liebe zu üben, so erinnere dich dieser fünf
Hilfen:
* Anerkenne, dass die Liebe ein Befehl ist (Röm. 13,8-10).
* Mache dir klar, dass du geistliche Quellen besitzt, die dir
helfen, andere zu lieben, wie Gott dich liebt (Röm. 5,5).
* Begreife, dass Nächstenliebe normales Christen-Verhalten
darstellt (1. Joh. 4,7-10).
* Mache dir klar, dass Liebe das Werk des Heiligen Geistes
ist (Gal. 5,22).
* Sei eifrig, anderen Liebe zu erweisen (1. Petr. 1,22;
4,8).
Die göttliche Liebe sollte dein höchstes Bestreben und
deine größte Freude sein (Matth. 22,36-40). Wenn du andere
liebst, verherrlichst du Christus und machst Ihn den anderen
bekannt.