1Kor 13,3
S.Keller
1. Kor. 13, 3: «Und wenn ich alle meine Habe den Armen
gäbe und ließe meinen Leib brennen ...»
Selbstaufopferung bis zum Wahnsinn kennen Heiden und
Mohammedaner auch; ist das gleichbedeutend mit Heiligung?
Selbstaufgabe, wie der Buddhismus sie lehrt, verträgt
sich mit lieblosem Herzen sehr gut; ja es ist sogar nur
eine besondere Form der Ichsucht. Es gibt auch in der
Christenheit solche Elendjäger, die sich nicht genug tun
können in der Übernahme von Lasten und Elend. Einen solchen
Elendgänger kannte ich, der meinte vor fünfzehn Jahren, er
müsse jede Trübsal suchen, damit er alle Tage in "Furcht und
Zittern" bleibe. Das war sein Christentum. Gott hat ihm,
seinem Hause, seiner Arbeit Berge von Leid aufgeladen, bis er
endlich merkte, daß er mit dem Brennen seines Leibes keinen
Schritt näher zu Gott komme. Wenn wir nicht in der Liebe
Jesu einen Jungborn haben, darin wir täglich unsere Seele
erfrischen, kann all das fremde Elend uns verzagt und müde
machen. Ich habe viel Geld in meinem Leben weggegeben, aber
selten danach Freude dadurch erlebt, weil ich nicht Zeit
hatte, mir die Bittsteller genau anzusehen. Für die Ewigkeit
haben alle diese Gaben wenig Sinn oder Segen: man wollte
oft nur die Leute los werden, und fast täglich kommen neue
Bitten. Aber Liebe kann man nicht weggeben, ohne reicher
zu werden!
Herr Jesus, erbarme dich über meine Opfer. Entsündige sie,
heilige sie, damit nicht alles vergeblich sei. Ich bitte
dich für alle die Leute, die mich bitten! Erbarme du dich
und hilf ihnen innerlich zurecht. Mir selbst zuerst alle
Tage. Amen.
J.MacArthur
"Wenn ich alle meine Habe zur Speisung [der Armen] austeile
... aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts" (1. Kor.
13,3).
Liebe ist durch Selbstaufopferung gekennzeichnet; aber nicht
jede Selbstaufopferung geschieht aus Liebe.
Wenn du jemals deiner Gemeinde oder einem Hilfswerk
wegen einer Verpflichtung etwas gegeben hast oder auf
gesellschaftlichen Druck, aus Gesetzlichkeit, wegen einer
Schuld - vielleicht auch, weil du auf dich aufmerksam machen
wolltest oder einfach, um Steuern zu sparen, dann weißt du,
was es heißt, ohne Liebe wohltätig zu sein. In unserer
Gesellschaft kann man dieser Art des Gebens leicht zum
Opfer fallen, weil die Nöte sehr vielseitig sind und die
Spendensammler jedes nur denkbare Motiv für sich nutzen
möchten. Dazu kommt, dass viele Glaubensrichtungen und
falsche Religionen zum Spenden oder zu Bußübungen ermuntern,
weil man dadurch vermeintlich Gottes Wohlwollen erreicht.
Aber Gott interessiert sich mehr dafür, warum wir geben, als
was wir geben.
Paulus redet in unserem Vers von der hypothetischen
Möglichkeit, den gesamten Besitz zur Speisung der Armen
wegzugeben. Das mit "Speisen" übersetzte griechische Wort
bedeutet das "bissenweise Austeilen". Paulus spricht also
nicht von einem Menschen, der nur einen Scheck ausschreibt,
sondern der persönlich ein Langzeit-Hilfsprogramm aufgezogen
hat, das am Ende all sein Vermögen verzehrt.
Paulus redet nicht über dessen Motive - nur dass es ihm an
der Liebe fehlt. Demzufolge bleibt der Nutzen seiner
Wohltaten auf das Leibliche beschränkt. Jeder geistliche
Nutzen ist vertan.
Jesus stellt dasselbe heraus, wenn Er sagt: "Habt acht auf
eure Gerechtigkeit, dass ihr [sie] nicht vor den Menschen
übt, um von ihnen gesehen zu werden! Sonst habt ihr keinen
Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist" (Matth. 6,1).
Wenn du mit deinen Gaben die Anerkennung der Menschen suchst,
wird ihr Beifall dein einziger Lohn sein. Bist du aber durch
die Liebe zu Gott motiviert, wird Er dich reichlich belohnen
(die Verse 2-4).
Wenn du dem Herrn etwas gibst, was sind deine Motive?
Sollen die anderen besser von dir denken? Fühlst du dich
verpflichtet? Weil solcherlei Einflüsse so leicht zu
übersehen sind, musst du sehr über deine Motive wachen.
Denke daran, das einzige akzeptable Motiv ist die Liebe.
J.MacArthur
"Und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne
(nach anderer Lesart: verbrannt zu werden), aber keine
Liebe habe, so nützt es mir nichts" (1. Kor. 13,3).
Falsche Motive rauben selbst dem größten Opfer seinen
geistlichen Nutzen.
Bisher hat Paulus bei seiner Darstellung lieblosen Wirkens
von dem gesprochen, was wir sagen, wissen und glauben und
wie wir geben. Jetzt kommt er zum Gipfelpunkt seiner
Argumentation - er spricht davon, wie wir sterben. Viele
Christen haben dies höchste Opfer, das Martyrium,
dargebracht; aber selbst das ist ohne Liebe nutzlos.
Zur Zeit des Paulus erhielten viele Sklaven ein mit glühenden
Eisen angebrachtes Brandmal, um sie als Besitz ihres Herrn zu
kennzeichnen. Darum glauben einige Ausleger, Paulus rede von
dieser Prozedur, wenn er hier sagt: "Wenn ich meinen Leib
hingebe, verbrannt zu werden ..." Andere denken an das
Verbrennen auf dem Scheiterhaufen - also an einen Tod, den
viele Christen von Seiten ihrer Verfolger erleiden mussten.
Obwohl der Tod durch Verbrennen zur Zeit der Abfassung des
Korintherbriefes noch selten war, glaube ich doch, dass
Paulus dies in unserem Abschnitt meint. In den Versen eins
und zwei gebraucht er Extreme, um die Dinge deutlich zu
machen: in Sprachen der Engel reden, alle Geheimnisse und
alle Erkenntnis wissen, allen Glauben haben und alle Habe
zur Speisung der Armen hingeben. Die furchtbare Sterbenspein
des Feuertodes passt zu diesen Extremen. Jesus nennt das
Martyrium den höchsten Ausdruck der Liebe (Joh. 15,13).
Aber man hat es nicht immer aus Gottesfurcht oder Liebe
getan. Viele Menschen sind für geringere Ziele gestorben.
Man braucht nur an die japanischen Kamikaze-Piloten im
zweiten Weltkrieg zu denken oder dass sich noch kürzlich
Mönche und Studenten aus Protest gegen irgendwelche soziale
und politische Ungerechtigkeiten selbst verbrannt haben.
Nicht einmal Christen sind von falschen Motiven ausgenommen.
Es ist bekannt, dass viele Christen der frühen Kirche das
Martyrium als Mittel ansahen, durch den Tod genauso berühmt
zu werden wie die ihnen vorangegangenen Märtyrer. Viele
Taten, die, oberflächlich betrachtet, Opfercharakter tragen,
sind in Wirklichkeit Produkte des Stolzes.
Wenn selbst das höchste Opfer ohne Liebe wertlos ist, dann
sind es alle geringeren Opfer ganz gewiss. Aber die Liebe
heiligt sie alle. Lass daher Gottes Liebe alles regieren,
was du tust.