1Kor 10,16
C.Eichhorn
Das heilige Mahl, eine Stärkung im Kampf und
auf der Wanderung durch die Wüste dieser Welt
Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist er nicht
die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir
brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?
1. Kor. 10, 16
Wie schon der Name sagt, bietet das heilige Mahl eine
Stärkung. Wir empfangen in ihm wirklichen Anteil am
verklärten Leben Jesu. Der Apostel vergleicht es mit der
Speisung und Tränkung Israels in der Wüste. Schon damals
war es eine "geistliche" Speise und ein "geistlicher" Trank.
Das Manna und das Wasser aus dem Felsen waren nicht durch
natürliche Ursachen entstanden, sondern sie waren wunderbar
gewirkt durch Gottes Geist. Jetzt im heiligen Mahl handelt es
sich erst recht um eine wunderbare Geistesgabe. Der Leib Jesu
ist ins Geisteswesen übergeführt. Aber nur für den Genuß hat
und gibt Brot und Wein Anteil an Christi Leib und Blut. Brot
und Wein werden nicht verwandelt, wie die römische Kirche
lehrt. Oder ist dieses Mahl vielleicht doch nur ein
Gedächtnismahl? Sagt Jesus nicht selbst: Dies tut zu meinem
Gedächtnis!? Gewiß sollen wir bei dieser Feier seiner
gedenken und vor allem sein Leiden und Sterben uns
vergegenwärtigen. Das heilige Abendmahl ist eine tatsächliche
Verkündigung des Todes des Herrn. Wir bekennen uns zu ihm,
der für uns seinen Leib dahingegeben und sein Blut vergossen
hat. Aber es ist nicht nur ein Gedächtnismahl. Der Heiland
bewirtet uns tatsächlich, wir sitzen an seinem Tische. Er
spendet uns die Kräfte seines verklärten Lebens. Dies Mahl
kommt vor allem unserer leiblich-seelischen Natur zugute,
die die Unterlage unseres geistigen und persönlichen Lebens
bildet. Es beeinflußt unser innerstes Sein und Wesen, in dem
unser Streben und Trachten, unsere ganze Sinnesrichtung
wurzelt, und nach dem sie sich gestaltet (vgl. Röm. 8, 5).
Der Empfang der verklärten Leiblichkeit Jesu legt auch den
Grund zu unserer einstigen Verklärung. - Ebenso wie durch den
gläubigen Empfang des heiligen Mahles Segenskräfte in unsern
Lebensgrund einströmen, so können durch unwürdigen Genuß auch
Todeswirkungen entstehen. Solche, die dieses Mahl würdelos
genießen, versündigen sich am Leib und Blut des Herrn und
essen und trinken sich ein Gericht, indem sie nicht
ehrfurchtsvoll den Leib des Herrn von gewöhnlicher Speise
unterscheiden. Nicht, daß solche darum ewig verdammt wären.
Sie kommen infolge ihrer Leichtfertigkeit unter die
richtende, züchtigende Hand des Herrn, doch nur, um vor dem
schrecklichen Schicksal der ewigen Verdammnis bewahrt zu
werden.
C.O.Rosenius
Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des
Leibes Christi? 1. Kor. 10, 16.
Hier sagt uns der Apostel, was der Herr Christus durch das
Austeilen Seines Fleisches und Blutes zu unserer Speise
bezweckt und bewirkt. Es ist dies nämlich die innige
Vereinigung zwischen Ihm und Seinen Gläubigen. Er sagt
darüber ausdrücklich: ,,Wer Mein Fleisch ißt und trinkt Mein
Blut, der bleibt in Mir und Ich in ihm." Und gleich nach der
Einsetzung des Abendmahls sagte Er: ,,Ihr werdet erkennen,
daß Ich in Meinem Vater bin, und ihr in Mir, und Ich in
euch." - ,,Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer
in Mir bleibt und Ich in ihm, der bringt viel Frucht." Und
abermals sprach Er in derselben Stunde zu Seinem Vater: ,,Ich
habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast,
daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind. Ich in ihnen
und Du in Mir, auf daß sie vollkommen seien in eins.
Bedenke, was solche Worte enthalten! Welches Wunder der
göttlichen Liebe! ,,Wer Mein Fleisch ißt, der bleibt in Mir
und Ich in ihm." Es sind dies die eigenen Worte Christi! Wir
stutzen, wir können eine so große Herrlichkeit nicht fassen;
aber was sollen wir tun? Das sind wirklich Seine eigenen
Worte; das ist kein Traum, keine Erdichtung; Er kann nicht
lügen! Außerdem, wo ist wohl die Grenze der Ratschlüsse und
Werke des großen, wunderbaren Gottes? Ihm, der uns zuerst
mit Seinem Blutversöhnte, uns vor Gott rein, gerecht und
wohlgefällig machte, gefiel es, uns herrlich zu machen, sich
ganz innig mit uns zu vereinigen und zusammenzuschmelzen, wie
wir es hier merken können, wo Er uns Seinen heiligen Leib
zu essen und Sein Blut zu trinken gibt. Das, was wir essen
und trinken, wird ganz und gar unser. So hat auch der Herr
Christus uns Seinen Leib zum Essen und Sein Blut zum Trinken
verordnet, um aufs innigste mit uns verbunden zu werden. Er
will auf ewig unseren Geist mit Seinem Geist, unseren Leib
mit Seinem Leib, unser Blut mit Seinem Blut verbinden, auf
daß Seine Liebe, Seine Reinheit, Seine Würdigkeit ewiglich
unsere werden möchte. Darüber schreibt der fromme Taulerus
die folgenden denkwürdigen Worte: ,,Nichts steht dem Sohne
Gottes näher als Seine angenommene menschliche Natur, mit der
Er sich durch die persönliche Vereinigung verbunden hat; mit
uns dagegen ist nichts näher verbunden als das, was wir essen
und trinken, da es in unser Fleisch und Blut verwandelt wird.
Da Christus sich nun auf das innigste mit uns vereinigen
wollte, stiftete Er dieses heilige Sakrament, in welchem wir
durch das gesegnete Brot Seinen Leib essen, durch den
gesegneten Wein Sein Blut trink en."
Das muß in Wahrheit die Höhe der Herrlichkeit dieses
hochwürdigen Sakramentes sein! Und wie sollten wir diese
Vereinigung doch für die größte Herrlichkeit auf Erden
achten! Ja, wenn ein Mensch erst den großen Trost gegen
seine Sünde erhalten hat, den dieses Sakrament geben will,
dann entbrennt er oft so vor Liebe zu seinem Herrn und
Heiland, daß er wünscht, Ihn in sein Herz schließen zu
können. Er hält nichts für eine größere Seligkeit, als in
der innigsten Weise mit Ihm verbunden zu werden. Und sieh,
da kommt hier der milde Herr und erfindet eine Weise, in der
ein solcher Wunsch erfüllt wird.
Will man aber den eigentlichen Grund dafür bedenken, so muß
man sich dessen erinnern, daß gerade die Wiedervereinigung
des Menschen mit seinem Ursprung - mit Gott - der Zweck der
ganzen Versöhnung war. Darum war er auch zu Seinem Bild
erschaffen. Durch den Sündenfall ging das Bild verloren. Da
zerriß das Band der Vereinigung. Der Mensch trennte sich von
seinem Schöpfer, und darin bestand der Tod, von dem der Herr
gesagt hatte: ,,Welches Tages du davon ißt, wirst du des
Todes sterben."
Der erste Schritt der Wiedervereinigung zwischen Gott und den
Menschen geschah durch die Geburt des Sohnes Gottes, durch
Seine Menschwerdung, als Er uns gleich wurde, indem Er sich
in unser Fleisch kleidete, unsere Natur annahm und unser
Blutsverwandter wurde. Damit war schon eine merkliche
Vereinigung zwischen Gott und uns geschehen; denn wir waren
jetzt ,,Seines Geschlechts". Darum hatte der Prophet auch
geweissagt: ,,Er wird heißen Immanuel, Gott mit uns," d. h.
nicht nur Gott unter uns, sondern Gott in uns, Gott in
unserem Fleisch, Gott unser Blutsverwandter. Hierüber sagt
auch der Apostel: ,,Weil sie alle von Einem kommen, beide,
der da heiligt, und die da geheiligt werden. Darum schämt Er
sich auch nicht, sie Brüder zu heißen." Diese in der Geburt
Jesu angefangene Vereinigung scheint Er aber in diesem
wunderbaren Sakrament vollenden zu wollen, indem Er Seinen
angenommenen Menschenleib mit dem unsrigen vereinigen läßt.
Wahrlich, dies ist doch etwas, ,,welches auch die Engel
gelüstet zu schauen!" Welch ein Heiligtum trägt der Mensch in
sich, der des heiligen Leibes Christi teilhaftig worden ist,
der ein Leib und ein Geist mit Ihm ist! Welch eine Ehre und
Seligkeit!
Die Lieb' ist groß, ja, unermessen,
Die solche Wunder an uns tut:
Den Deinen gibst Du Dich zu essen
Im Brot und Wein, Dein Fleisch und Blut.
War Dir's zu wenig, teures Lamm,
Für uns're Sünd am Kreuz zu schweben?
Du willst gar in und mit uns leben,
Als unser Herzensbräutigam.