1Kor 9,26
C.Eichhorn
Immer im Fortschreiten
Ich laufe, nicht als aufs Ungewisse. 1. Kor. 9, 26
Bei einem wahren Christen ist beides wunderbar geeint: Kampf
und Friede. Ein Gotteskind werden, heißt zur Ruhe kommen.
Und doch gönnen sich Gotteskinder keine Ruhe. Sie dürfen und
wollen sich nicht der Behaglichkeit hingeben. Immer ruhig
und doch nimmer ruhig: das ist ihre Art. Ein Lauf, nicht ein
Stillsitzen, auch nicht ein gemächliches Hinschlendern ist
der Christenstand, ferner ein Kampf, kein bloßes Spiel.
Unser heutiges Christentum hat vielfach den Stempel der
Weichlichkeit und Schlaffheit. Wie anders das apostolische
Christentum, wie wir es an Paulus sehen! Wird ein Mensch von
oben erweckt, so fährt er aus dem Schlaf der Gleichgültigkeit
und Sünde auf. Er rafft sich aus dem sicheren Wesen auf, in
dem er bisher dahinlebte. Es kommt Bewegung in ihn. Er hat
es eilig, dem Verderben zu entrinnen und die Rettung zu
ergreifen. Er eilt zu Jesus und flüchtet sich immer wieder
zu ihm, besonders in der Stunde der Versuchung. Zugleich
faßt er das große Ziel ins Auge. Paulus lief nicht blind
darauflos, sondern zielbewußt und zielsicher. Wem es bei
seiner Bekehrung nicht eilt, der bleibt schon gleich am
Anfang stecken und kommt nicht zum Durchbruch. Mit jedem
Erwachen des Morgens soll der Lauf auf's neue beginnen. Es
ist ein schlechter Tagesanfang, wenn man sich der Bettruhe
nicht entreißen kann und erst dann aus den Federn fährt, wenn
die Notwendigkeit der Arbeit dazu drängt. Mache dich in der
Frühe auf, eine Begegnung mit Jesus zu haben, sonst kommst
du den ganzen Tag nicht richtig in Gang! Jesus selbst will
uns ziehen. "Ich will sie, wenn ich erhöht bin, alle zu mir
ziehen." Die Anziehungskraft seiner Liebe, die sich für uns
ans Kreuz schlagen ließ, ist die Triebkraft unseres Laufs.
"Zeuch uns nach dir, so laufen wir."
Gib darum gleich in den ersten Morgenstunden dem Heiland
Gelegenheit, seine Gnadenkraft in dich einströmen oder seine
Anziehungskraft in dir wirksam werden zu lassen! Bei der
Beschäftigung mit seinem Wort und im Gebet tritt er dir nahe.
Das Band, das dich mit ihm verknüpft, wird neu befestigt.
Sonst läßt seine Zugkraft nach, und der Lauf wird immer
matter. Selbst kleine Steinchen, die im Weg liegen, können
uns aufhalten. Bei größeren Schwierigkeiten kommen wir erst
recht ins Stocken. Wir brauchen immer neue Erquickung, sonst
halten wir nicht aus. "Wenn du mich tröstest, so laufe ich
den Weg deiner Gebote." Die erste Tagesstunde ist in dieser
Hinsicht die wichtigste; denn da sind wir noch nicht in die
Tagesgeschäfte verwickelt. Der Geist ist frisch und kann
sich leicht erheben.
"Du mußt ziehen, mein Bemühen ist zu mangelhaft." Wenn wir
uns von ihm ziehen lassen, dann geht's durch dick und dünn.
Wir sind wie die Davoneilenden. Mit beflügelten Schritten
geht es dem großen himmlischen Ziel entgegen.
C.Eichhorn
Nur keine Luftstreiche!
Ich fechte, nicht als der in die Luft streicht.
1. Kor. 9, 26
Ist der Bekehrungskampf durchgekämpft, so hört darum der
Kampf nicht auf. Nun gilt es, die Stellung zu behaupten, die
wir durch Gottes Gnade gewonnen haben. Die Feinde sind zwar
besiegte Gegner, aber der Sieg muß immer neu im Glauben
ergriffen werden. Der Apostel Paulus hat den Gegner
getroffen, er tat keine Luftstreiche. Er schlug nicht
daneben, wie manche ein Scheingefecht führen und ihrem alten
Menschen nicht den tödlichen Streich versetzen wollen. Es
war sein eigener Leib, gegen den er schonungslos vorging.
"Ich betäube meinen Leib" (wörtlich: ich versetze ihm
Faustschläge). Er ging also nicht weichlich und zärtlich
mit seinem Körper um, sondern streng und unnachsichtig. Der
Leib durfte bei ihm nicht den Herrn spielen. Paulus hat ihn
gezähmt und gebändigt und ihm die Dienerstellung angewiesen,
die ihm gebührt. Er ist Werkzeug des Geistes, er darf nicht
den Geist beherrschen. "Hilf, daß der Leib der Seel' nicht
schad'!" hat jemand mit Recht gebetet. Die Befriedigung der
Bedürfnisse und Ansprüche des Leibes dürfen nicht an erster
Stelle stehen. Gehen wir in der Pflege und Wartung des
Leibes zu weit, so wird er anfällig gegenüber manchen inneren
Neigungen, wird zum Nährboden, auf dem allerlei Lüste und
Begierden üppig emporwuchern. Seien wir streng gegen unsern
Leib und überhaupt gegen unsern alten Menschen! Er will um
keinen Preis sterben. Er sträubt sich, er bittet und bettelt.
Aber seien wir tapfer! Die Gefahr, die uns vom Leib her
droht, ist die Genußsucht. Ihr ist ja bei vielen ein Riegel
vorgeschoben. Es sind nur wenige, die üppig leben können. Die
meisten sind zum Mangel verurteilt. Nur fragt sich's, wie
einer den Mangel erträgt. Steckt in ihm die Genußsucht, so
fügt er sich nicht willig in den Verzicht, sondern zeigt sich
unzufrieden und ergeht sich in bösen Reden über die magere
Kost. Auch die geschlechtlichen Triebe, die in unserem Leib
ihren Sitz haben, geben viel Grund und Anlaß zu unablässigem
Kampf, daß sie uns nicht überwältigen und auf schlüpfrige
Bahnen ziehen, die in Sumpf und Abgrund enden! Da gilt es,
hart und unerbittlich zu sein. Wenn wir den ersten Anfängen
nicht widerstehen, sind wir bald verloren. - Wenn der Apostel
so rücksichtslos gegen den eigenen Leib vorgegangen ist, so
tat er dies selbstverständlich nicht in eigener Kraft, sondern
in der Kraft der Gnade, die er empfangen hatte, und in der
Kraft der Liebe zu Jesu, die in sein Herz ausgegossen war.
Er dünkte sich darum auch nicht als ein Held, der auf andere
herabschaut, und vor dem Schwächere sich scheu zurückziehen.
Er war sich der eigenen Schwachheit wohl bewußt, ließ sich zu
jedem schwachen Mitchristen herab und fühlte mit ihm. Laßt uns
streng sein gegen uns selbst, mild und liebreich aber gegen
andere! So sind die Helden, die auf dem Gnadenboden stehen,
im Gegensatz zu den Heroen der eigenen Kraft.