1Kor 6,4
A.Christlieb
Ihr nehmt die, so bei der Gemeinde verachtet sind, und
macht sie zu Richtern. 1. Kor. 6, 4
Wir sehen eine zweite Gruppe von Dingen, die Paulus teils
klein, teils groß macht. Klein gemacht wird das weltliche
Gericht. Die Richter an demselben ,,ungerecht",
,,ungläubig", ,,bei der Gemeinde Verachtete" genannt. -
Liegt in diesen Ausdrücken etwa eine Verachtung der
weltlichen Obrigkeit und der Gerichtsbehörden? Durchaus
nicht! Paulus achtet die Obrigkeit. Er stärkt ihre
Autorität (Röm. 13, 1-7). Aber hier hat Paulus etwas
anderes im Auge. Er sagt: Die heidnischen Richter verstehen
nichts von dem inneren Leben, vom Glauben an Gott und Jesus.
Bei aller Ehre, die sie als Menschen genießen, sind sie vor
Gott verdammungswürdige Sünder. Weil sie die Gerechtigkeit,
die vor Gott gilt, nicht besitzen, weil Gott um ihres
Unglaubens willen nicht über sie urteilen kann: ,,Du bist
mir recht", sind sie ,,Ungerechte". Deshalb sagt Paulus: Zu
solchen Leuten lauft ihr mit euren Rechtssachen? Ihr könnt
dieselben doch durch irgendeinen Gläubigen schlichten lassen!
- Und wie groß macht Paulus die Torheit und Sünde der
zankenden Personen! Es beginnt: ,,Wie darf jemand unter
euch vor den Ungerechten hadern?" - Es gehört gleichsam
eine Dreistigkeit und Frechheit dazu, wenn Glieder der
Gemeinschaft Jesu sich im Streit so vergessen! Paulus
schreibt Vers 5: ,,Euch zur Schande muß ich das sagen!" - Und
Paulus übertreibt nicht, wenn er vom Geist Gottes getrieben,
sagt: ,,Ihr tut Unrecht und übervorteilt, und solches an den
Brüdern!" - Soweit können sich Christen vergessen! Soweit
kann Mammonsgier und Liebe zum Besitz einen Menschen
fortreißen, der innere Erfahrungen gemacht hat! - Laßt uns
die Schärfe dieser biblischen Ausdrücke gegen prozessierende
Christen nicht mit unserer Vernunft abschwächen und
fortklügeln! Streitsüchtige Christen sind auf gefährlichem
Irrweg. - ,,Warum laßt ihr euch nicht lieber unrecht tun?
Warum laßt ihr euch nicht lieber übervorteilen" (Vers 7)?